Die erste Auslandreise der neuen Umweltministerin führt an die UN-Umweltkonferenz nach Nairobi. Am Rande des Treffens besuchte Simonetta Sommaruga das Recycling-Unternehmen Takataka Solutions, das unter Schweizer Leitung entstanden ist. Im Gespräch erzählt sie, wie sich die Schweiz auf dem afrikanischen Kontinent im Kampf gegen den Klimawandel engagiert.
SRF News: Was ist Ihr Eindruck von dem Projekt?
Simonetta Sommaruga: Es hat mich sehr beeindruckt. In Nairobi gibt es keine offizielle Abfallentsorgung. Und mit diesem Unternehmen kann man sicherstellen, dass die massive Umweltbelastung sowie die gesundheitliche Belastung von Menschen durch eine ungeregelte Abfallentsorgung gemildert werden kann. Letztlich ist es die Abwesenheit des Staates, der nicht für die Abfallentsorgung sorgt. Deshalb ist es wichtig, dass es ein solches Unternehmen überhaupt gibt.
Sie sind hinausgegangen zu den Menschen, dorthin, wo die Probleme sind. Eine ziemliche Gegenwelt zum gepflegten UNO-Gebäude.
In der Tat. An dieser Konferenz wird einmal mehr deutlich, wie enorm die Umweltprobleme sind – im Boden, in der Luft, im Wasser. Und dass sie die Lebensgrundlagen der Menschen zerstören. So ist auch keine wirtschaftliche Entwicklung möglich.
Die Schweiz ist eine Treiberin, wenn es darum geht, die Dinge überhaupt aufs Tapet zu bringen.
Die Diskussionen sind zum Teil ziemlich kontrovers, auch heftig. Es ist deshalb wichtig, dass solche Konferenzen stattfinden, weil man gemeinsam um Lösungen ringt. Für diese grossen Umweltprobleme gibt es letztlich nur internationale Lösungen.
Wie will sich die Schweiz engagieren, um die Lebens- und Gesundheitsbedingungen in Afrika zu verbessern?
Die Schweiz hat sich an dieser Konferenz immer wieder auch dafür eingesetzt, nach globalen Antworten zu suchen. So hat die Schweiz etwa dazu beigetragen, dass es internationale Regeln gibt für die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Quecksilber. Solche Beispiele sind wichtig um zu zeigen, dass es auch bei anderen Chemikalien internationale Regeln braucht.
Wenn der Staat seine Aufgaben nicht macht, leidet die Bevölkerung am meisten darunter.
Es braucht aber auch Regeln, wenn man Chemikalien exportiert – die Schweiz ist da besonders gefragt. Wenn der Staat seine Aufgaben nicht macht, leidet die Bevölkerung am meisten darunter. Das gilt für den Abfall, aber auch für fehlende Umweltschutzregeln.
Heisst das, die Schweiz kann sich mit Know-how einbringen; auch mit Geld, allenfalls?
Die Schweiz unterstützt die UNO-Umweltorganisation mit jährlich vier Millionen Franken. Sie ist aber auch eine Treiberin, wenn es darum geht, die Dinge überhaupt aufs Tapet zu bringen. Die Schweiz hat an der Konferenz einen Antrag gestellt, dass man im Bereich der Rohstoffe – also bei Förderung und Abbau etwa von Mineralien – genauer hinschaut. Dass auf den Tisch kommt, was die Umweltzerstörung ist, und was gemeinsame mögliche Abmachungen sind, um diese Probleme anzugehen.
Die Auswirkungen des Klimawandels haben wir gerade in afrikanischen Staaten sehr deutlich vor Augen.
Gibt es eine Schnittstelle zu Ihrer vorherigen Aufgabe im EJPD, wo Sie unter anderem für Migrationsfragen zuständig waren?
Es gibt tatsächlich Berührungspunkte. Wenn die Umwelt zerstört ist, die Lebensgrundlagen nicht gegeben sind – es kein Trinkwasser gibt oder die Böden verschmutzt sind – können die Menschen nicht mehr dort leben. Die Auswirkungen des Klimawandels haben wir gerade in afrikanischen Staaten sehr deutlich vor Augen. Ich denke, das ist auch eine der Ursachen für Migration. Und Umweltpolitik bleibt ein Bestandteil der Migrationspolitik. Wenn wir das zusammenbringen können, können wir bei der Ursache für zwangsweise Migration noch viel tun. Die Schweiz ist da sehr engagiert dabei.
Das Gespräch führte Brigitte Kramer.