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Unbezahlbares Wohneigentum Der Markt der geplatzten Träume – wie weiter?

Die Immobilienpreise steigen und steigen. Das führt dazu, dass immer weniger Menschen in der Schweiz ein Haus oder eine Wohnung kaufen können. Nun reagiert die Politik. Doch kann sie das Steuer herumreissen?

Für Simon Schanz ist es ein Morgenritual – das Scrollen durch die gängigen Immobilienplattformen. Er setzt sich an den Stubentisch, klappt den Laptop auf und präzisiert seine Suche: Ein Haus mit mindestens viereinhalb Zimmer, Umkreis Zürich, Kaufpreis: 850'000 Franken.

Oft klappt er seinen Laptop ohne Erfolg wieder zu: «Manchmal kommen wochenlang keine neuen Objekte auf den Markt, die für uns in Frage kommen», erzählt er. Zusammen mit seiner Frau Natascha will der Primarlehrer und angehende Heilpädagoge ein Haus kaufen.

Reihenhäuser stehen vor einer leeren Wiese.
Legende: Bauland in der Schweiz wird immer mehr zur Mangelware, doch die Nachfrage reisst nicht ab. Keystone

Ist dann doch mal etwas online, meldet Simon sofort Interesse beim Makler oder Verkäufer an. «Du musst schnell sein, sonst kriegst du nicht mal einen Besichtigungstermin.» Die Termine seien meist innerhalb weniger Stunden ausgebucht.

Noch nie so hohe Preise

Die Lage am Immobilienmarkt passt zu den Erzählungen des Paares. Seit Beginn der Pandemie erreichen die Preise für Häuser und Stockwerkeigentum fast jeden Monat neue Höchststände.

Laut der Raiffeisenbank haben die Preise für Häuser zwischen Ende März und Ende Juni um 2.1 Prozent zugelegt und die Preise für Stockwerkeigentum sogar um 2.4 Prozent. Im Vorjahresvergleich stiegen die Preise für Häuser damit sogar um 6 Prozent, für Wohnungen um 5 Prozent. Das sind auch im historischen Vergleich sehr starke Anstiege.

Die Gründe für den Preisanstieg

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Mit Corona hat sich die Preisdynamik akzentuiert. Das hat damit zu tun, dass das Bewusstsein für die eigene Wohnsituation während der Pandemie und die viele Zeit zu Hause gesteigert wurde. Ansonsten sind die Gründe für die Preisentwicklung dieselben wie bisher: tiefe Zinsen, die preisliche Attraktivität von Wohneigentum im Vergleich zum Wohnen zur Miete und ein äusserst knappes Angebot.

Dass die Preisdynamik während Corona – weil viele Menschen sich nach mehr Platz und Garten sehnen – zugenommen hat, fällt auch Simon und Natascha auf. Sie suchen seit Mitte 2019. Die Verkäufer diktierten, sagt der 36-Jährige. Es gäbe Objekte, die immer wieder aufpoppten – jedes Mal zu einem höheren Preis. Die Verkäufer merkten offenbar, dass sie mehr verlangen könnten.

Ein Paar sitzt an einem Tisch vor einem Laptop.
Legende: Simon und Natascha Schanz suchen schon seit Jahren nach bezahlbarem Wohneigentum. Stefanie Pauli/SRF

«Man kann gar nicht so schnell sparen, wie die Preise steigen», sagt Simon merklich deprimiert. Inzwischen hätten sie ihren Suchradius deshalb vergrössert, erzählt Natascha. «Auf dem Land kriegen wir mehr fürs Geld». Das stimmt: Es gibt kein teureres Pflaster als rundum Zürich, Zug, Basel und Genf. Ein Quadratmeter Land kostet in diesen Gebieten laut Raiffeisenbank bis zu 2000 Franken.

Man kann gar nicht so schnell sparen, wie die Preise steigen.
Autor: Simon Schanz Auf Haussuche

Für die Region Zürich ist das Budget von Simon und Natascha relativ klein. Sie wollten es trotzdem probieren, sagen die beiden. Sie wollten es alleine schaffen – ohne Geld von ihren Eltern. In vielen Fällen klappt ein Haus- oder Wohnungskauf wegen der hohen Preise aber nur noch, wenn Eltern mithelfen, erzählen verschiedene Makler.

Die Schweiz ist ein Mieterland

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60 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz wohnt zur Miete, 40 Prozent besitzt ein Haus oder eine Wohnung – wobei die Wohneigentumsquote in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist.

Die steigenden Immobilienpreise waren auch Thema in der eben zu Ende gegangenen Herbstsession. Der Nationalrat will die Hürden für ausländische Investitionen auf dem Schweizer Immobilienmarkt erhöhen. Er hat am Montagabend eine Motion angenommen, die den Bundesrat beauftragt, eine Vorlage aus dem 2017 wieder aus der Schublade zu holen.

Die angedachten Verschärfungen der Lex Koller

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In der Vorlage von 2017 sollten Angehörige von Staaten ausserhalb von EU und EFTA für den Erwerb einer Wohnung eine Bewilligung brauchen, selbst wenn sie in der Schweiz Wohnsitz haben. Und diese Bewilligung wurde mit der Auflage verknüpft, die Wohnung wieder zu verkaufen, sobald der Wohnsitz in der Schweiz aufgegeben wird. In der Vorlage stellte der Bundesrat zudem zur Diskussion, die Bewilligungspflicht neben Wohnliegenschaften auch auf Gewerbeliegenschaften auszudehnen und Ausländern den Erwerb von Immobilienaktien zu verbieten.

Die angedachten Verschärfungen stiessen 2017 auf Kritik – vor allem bei Interessensverbänden aus dem Immobilienbereich wie zum Beispiel dem Hauseigentümerverband. Die Verschärfung sei unsinnig und schikanös, schade dem Wirtschaftsstandort Schweiz und schrecke dringend benötigte ausländische Fachkräfte ab, argumentierte der Hauseigentümerverband damals.

Aber auch in linken und grünen Kreisen stiess der Vorschlag auf Kritik. Zwar begrüssten diese den Vorschlag grundsätzlich, aber auch sie waren nicht mit allen Vorschlägen des Bundesrats einverstanden. Der Vorwurf: Die Verschärfung führe zu unnötiger Bürokratie.

«Verschärfung der Lex Koller ändert nichts»

Selbst wenn die Lex Koller verschärft würde: Francis Schwartz, Immobilienanalyst bei der Raiffeisenbank, glaubt nicht, dass sich auf dem Immobilienmarkt etwas ändert. «Der alles dominierende Hauptgrund für die Immobilien- und Baulandpreisentwicklung sind die tiefen Zinsen sowie die expansive Geldpolitik der Notenbanken», so Schwartz.

Wegen des Anlagenotstands fliesse von Seite Pensionskassen und anderer institutioneller Anleger nach wie vor viel Kapital in den Markt, so Schwartz. Diese Investoren seien zum grössten Teil inländische Nachfrager, sagt er.

Institutionelle Anleger und der Eigenheimmarkt

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Pensionskassen und andere institutionelle Anleger investieren wegen des Anlagenotstands vermehrt in Renditeliegenschaften – also in Mietwohnungen. Damit beeinflussen sie aber trotzdem den Eigenheimmarkt. Denn der Boden in der Schweiz ist knapp und indem auch sie sich am Rennen um Land beteiligen, steigt die Nachfrage nach Bauland und damit die Preise.

Die Treiber der Preise seien von einer Verschärfung der Lex Koller also nicht betroffen, so Schwartz. «Und auch im Eigenheimmarkt wird die Nachfrage vor allem durch inländische Selbstnutzer getrieben und nicht durch ausländische Spekulanten», erklärt der Immobilienanalyst.

Einen Effekt sieht Schwartz am ehesten bei den strengeren Regeln für ausländische Beteiligungen an Immobiliengesellschaften. «Das könnte kurzfristig etwas den Druck aus dem Markt nehmen.» Mittelfristig würden aber auch hier inländische Investoren in die Bresche springen, weil Investitionen in Renditeliegenschaften attraktiv seien, so Schwartz.

Preise sinken wohl nicht

Das Problem sei zudem, dass die Projektpipeline immer dünner werde. «Die Baugesuche für Stockwerkeigentum gehen zurück und diejenigen für Einfamilienhäuser sind auf sehr tiefem Niveau stabil», so Schwartz. Solange Bauland knapp und begehrt bleibe, werde sich der Preistrend nicht umkehren.

Reihenhäuser stehen vor einer gelben Wiese.
Legende: Ein Leben im Grünen bleibt für viele Mittelstandsfamilien ein Traum. Keystone

Das sind sich auch Simon und Natascha Schanz bewusst. «Manchmal denke ich schon, dass der Traum vom eigenen Haus für junge Familien ohne viel Vermögen vielleicht gar nicht mehr in Erfüllung gehen kann», sagt Simon. Die Hoffnung wollten sie aber trotzdem nicht aufgeben.

Wohneigentum ist immer mehr nur noch den Reichen und Alten vorbehalten. Das schreibt sogar das Bundesamt für Wohnungswesen in einem Bericht. Immerhin: Auch Luxusobjekte werden teurer.

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