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Unfall im Gotthard-Basistunnel «Güterverkehr darf wegen Radbruch nicht unter die Räder kommen»

Der Präsident der Verkehrskommission, Jon Pult, warnt davor, den Personenverkehr in der Reparaturphase zu bevorteilen.

Die Schäden im Gotthard-Basistunnel durch den Mitte August entgleisten Güterzug sind so gross, dass die Züge wohl erst im September nächsten Jahres wieder regulär fahren können. Die SBB muss sieben Kilometer der Fahrbahn komplett erneuern. Die Schadensumme wird auf 130 Millionen Franken beziffert. Muss jetzt die Politik eingreifen?

Einen unmittelbaren politischen Handlungsbedarf sieht Jon Pult zurzeit nicht. Der Unfall sei zwar höchst ärgerlich für das Schweizer Verkehrssystem, sagt der SP-Politiker und Präsident der Verkehrskommission des Nationalrats: für den Personenverkehr mit seinen effizienten Nord-Süd-Verbindungen ebenso wie für den Güterverkehr mit seinen Aufgaben in der Landesversorgung und in der Verlagerungspolitik für mehr Güter auf der Bahn.

Nachhaltige Schäden vermeiden

Natürlich schade diese starke Einschränkung der Kapazität des Güterverkehrs durch die Alpen auf der Schiene der Verlagerungspolitik zumindest kurzfristig, betont Pult. Es sei nun die Aufgabe der SBB und aller Akteure in diesem Markt, einen nachhaltigen, langfristigen Schaden zu vermeiden.

Man muss auch die Bedürfnisse des Güterverkehrs genügend beachten. Beide Verkehrsträger sollen mit möglichst kleinem Schaden durch die schwierigen Monate kommen.
Autor: Jon Pult Präsident der Verkehrskommission KVF, Nationalrat SP

Die Politik müsse hier nun Unterstützung leisten, damit die Zuständigen den Gotthard-Basistunnel schnellstmöglich wieder voll funktionstüchtig machen könnten: «Ich bin zuversichtlich, dass alle Akteure ihre Verantwortung übernehmen können, aber eine Garantie haben wir heute leider nicht.»

Jon Pult gestikuliert am Mikrofon.
Legende: Jon Pult, Präsident der Verkehrskommission, warnt davor, den Personenverkehr in der Reparaturphase zu bevorteilen. KEYSTONE/Peter Klaunzer

Pult betont, dass in der kommenden Phase sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr ihrer berechtigten Anliegen hätten. Viele Menschen, die SBB, das Publikum wollten tendenziell den Personenverkehr bevorzugen, weil dies von der breiteren Kundschaft und der Bevölkerung eher gefordert werde.

Dies dürfe aber nicht geschehen, warnt der Präsident der Verkehrskommission. Auch das Bundesamt für Verkehr und Verkehrsminister Albert Rösti stünden in der Verantwortung, dass der Güterverkehr jetzt nicht unter die Räder komme: Beide Verkehrsträger müssten mit möglichst kleinem Schaden durch die schwierigen Monate gelotst werden.

Es kann jetzt nicht sein, dass mit diesen kleineren, eingeschränkten Kapazitäten die Last für den Güterverkehr überproportional gross wird.
Autor: Jon Pult Präsident der Verkehrskommission KVF, Nationalrat SP

Noch gebe es keinen Anlass, Gegensteuer zu geben, sagt Pult und warnt zugleich davor, das Problem auf die leichte Schulter zu nehmen. «Es kann jetzt nicht sein, dass mit diesen kleineren, eingeschränkten Kapazitäten die Last für den Güterverkehr überproportional gross wird. Darauf muss geachtet werden,» erklärte der SP-Politiker unter Hinweis auf den geltenden Verfassungsauftrag, die Güter von der Strasse auf die Schiene zu verlagern.

SRF 4 News aktuell, 03.11.2023, 07:10 Uhr ; 

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