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Unfruchtbare Insekten Sterile Tigermücken im Tessin erfolgreich ausgesetzt

Im Tessin läuft ein Versuch, um mit sterilisierten Tigermücken gegen die Krankheitsüberträger vorzugehen.

Die Asiatische Tigermücke gehört nicht nur zu den lästigen Sommergästen, sondern auch zu den gefährlichen. Sie kann Krankheiten wie Dengue- oder Chikungunyafieber übertragen. Im Tessin ist die Tigermücke besonders stark verbreitet und wird systematisch und erfolgreich bekämpft.

Ein erster Versuch, Tigermücken-Männchen zu sterilisieren und freizulassen, war so erfolgreich, dass diese Methode nun ausgeweitet wird – unter anderem bei einer Hotelanlage in Losone.

Dort schreitet Diego Parrondo Monton zielstrebig durch die Parkanlage des Albergo Losone. Neben ein paar Palmen öffnet der wissenschaftliche Mitarbeiter der Tessiner Fachhochschule SUPSI eine mitgebrachte Sagexbox. Er holt zwei durchsichtige Kunststoffbehälter hervor und schraubt sie auf.

Menschen in einem Park mit Palmen, tragen eine Kiste.
Legende: In der Box befindet sich die kostbare Fracht: Hunderte sterlisierte Tigermücken. SRF / Iwan Santoro

Darin sind Hunderte sterilisierte Tigermücken. Sobald sie sich bewegen und davonfliegen, beginnt das eigentliche Experiment. «Sie fliegen los, suchen Weibchen, und wenn sie eines gefunden haben, verfolgen sie es so lange, bis es zur Paarung kommt», erklärt Monton.

Das Resultat: Die Weibchen legen unbefruchtete Eier und die Population der Tigermücken geht rasch zurück. Der Versuch in Losone erstreckt sich über eine Fläche von zwölf Hektaren – das entspricht 17 Fussballfeldern.

Über eine halbe Million sterile Tigermücken werden im Rahmen der Forschungsarbeiten bis Ende September rund um die Hotelanlage und ein angrenzendes Schulhaus freigelassen.

Bereits der zweite Versuch

Das Experiment sei gut angelaufen, sagt Eleonora Flacio, Biologin bei SUPSI und Leiterin des Projekts. Die Zahl der Tigermücken habe bereits um 40 Prozent abgenommen. Flacio kennt das Verhalten der Tigermücke wie kaum jemand sonst in Europa.

Nahaufnahme einer Mücke auf menschlicher Haut.
Legende: Die Tigermücke gelangte Anfang der 2000er-Jahre in die Schweiz – vermutlich mit Gütern aus Südeuropa. Keystone (Archivbild)

Im vergangenen Jahr führte sie mit ihrem Team den ersten erfolgreichen Versuch in Morcote durch – dort ging der Tigermückenbestand um über 90 Prozent zurück. Der Versuch habe gut funktioniert, aber es habe sich um eine ziemlich abgeschottete Gemeinde gehandelt. Nun wolle man kleinere Orte anschauen, das entspreche mehr der Realität, so Flacio.

Die Gegend in Losone hingegen sei im Gegensatz zu Morcote offen, sagt Flacio. Dass der Versuch auch hier funktionieren wird, davon ist die Biologin überzeugt. Ihr Ziel ist, das erfolgreiche Resultat von Morcote sogar noch zu übertreffen. «Wenn es gut geht, könnte der Mückenbestand auf null zurückgehen – wir hätten also 100 Prozent Wirkung.»

Und: Inzwischen testet man auch in Ascona den Einsatz steriler Tigermücken-Männchen.

Heute Morgen, 17.07.2025, 06:00 Uhr

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