Zum Inhalt springen

Unterirdischer Gütertransport Cargo Sous Terrain: Gemeinden nehmen zum ersten Mal Stellung

Das Logistikprojekt Cargo Sous Terrain wird konkreter und damit auch die Kritik und die Ängste aus der Bevölkerung.

Das Projekt Cargo Sous Terrain (CST) nimmt Fahrt auf: Das Bundesamt für Verkehr und das Bundesamt für Raumentwicklung haben den Sachplan für die erste Teilstrecke zwischen Zürich und Härkingen (SO) veröffentlicht. Darin ist ersichtlich, wo die Strecke verlaufen soll und wo die Verteilzentren – die sogenannten «Hubs» – geplant sind. Es ist der erste Schritt im Bewilligungsverfahren.

Was ist Cargo Sous Terrain?

Box aufklappen Box zuklappen

Das Projekt soll den Güterverkehr in der Schweiz revolutionieren. Wie es der Name sagt, will Cargo Sous Terrain Güter unter der Erde transportieren. Für 30 Milliarden Franken soll ein Tunnelsystem bis zu 40 Meter unter der Oberfläche gebaut werden, in dem ferngesteuerte Wagen Güter quer durch die Schweiz transportieren.

An Infoveranstaltungen informiert CST derzeit in den betroffenen Gemeinden über das Projekt. Ein Thema, das dabei häufig angesprochen wird, ist die Angst um das Grundwasser. Die Schweiz hat ein sehr reiches Grundwasservorkommen. Daher ist es unausweichlich, dass das Logistiknetz irgendwo damit in Konflikt kommt.

Was ist mit dem Grundwasser?

«Das Problem sind nicht die Tunnelstrecken an sich», erklärt Klaus Juch, Bereichsleiter Technik und Bau bei CST. Diese können man tiefer oder weniger tief bauen und so das Grundwasser umgehen. «Der Konflikt besteht dort, wo wir für die Hubs an die Oberfläche müssen.»

Eine Visualisierung von zwei weissen Schiennefahrzeugen, die in einen Tunnel fahren.
Legende: Im geplanten Tunnelsystem verkehren rund um die Uhr selbstfahrende, unbemannte Transportfahrzeuge. Mit Tempo 30 sollen die Güter so quer durch die Schweiz transportiert werden. Die sogenannten «Hubs» sind Zugangspunkte zum System, wo die Güter be- und entladen werden. ZVG/Cargo sous terrain

«Dem Grundwasser begegnen wir mit höchstem Respekt», betont Klaus Juch. Weil die gesetzlichen Bestimmungen sehr streng seien und es für das Projekt Sondergenehmigungen brauche, werde man gute Lösungen präsentieren müssen.

Auch Marco Lombardi vom Aargauer Umweltdepartement erklärt: «Der Eingriff ins Grundwasser ist heikel, weil der Durchfluss nicht gestört werden darf.» Man dürfe das Grundwasser nicht einschnüren. Sonst sei die Trinkwasserversorgung nicht gewährleistet.

Eine riesige Deponie

Kritisch ist auch ein Teil der Bevölkerung von Dulliken (SO). Zum Beispiel Ruedi Moll. «Das Projekt finde ich gut», betont er. «Aber wer will schon eine Deponie vor der Hütte?»

Ein Mann steht auf einem Feldweg mit seinem Hund, im Hintergrund ein Acker, Wald und Wiese.
Legende: Ruedi Moll spaziert mit seinem Hund häufig am Rütital entlang. Die Fläche im Hintergrund soll mit Aushubmaterial aufgeschüttet werden. SRF

Das Rütital soll mit Aushubmaterial aus dem Tunnelbau aufgeschüttet werden. Es geht um geschätzte 900'000 Kubikmeter – das entspricht knapp dem vierfachen Volumen des Prime Towers in Zürich.

«Wir sind erschrocken, als wir die Dimensionen gesehen haben», sagt Moll. «Hier ist ein Naherholungsgebiet und ein beliebter Spazierweg. Alles würde sich komplett verändern.»

Visualisierung eines Industriegebäudes aus der Vogelperspektive.
Legende: So könnte ein Hub aussehen. Im Hub werden die Güter angeliefert, um danach unterirdisch in die ganze Schweiz verteilt zu werden. Keystone/CARGOTUBE

Cargo Sous Terrain will mit dem unterirdischen Logistiksystem erreichen, dass 40 Prozent weniger Lastwagen auf Schweizer Strassen unterwegs sind. Schon in zwei Jahren ist der geplante Baustart, in sieben Jahren sollen die ersten Transportwagen im Einsatz sein.

Das Tempo überfordert die Gemeinden.
Autor: Petre Meier-Neves Gemeindepräsident Rümlang

Der Zeitplan ist ambitioniert und der Zeitdruck hoch. «Die Gemeinden haben nur einen Monat Zeit, um Stellung zu nehmen», kritisiert Peter Meier-Neves, Gemeindepräsident von Rümlang (ZH) nach einer Infoveranstaltung von CST. «Dieses Tempo überfordert die Gemeinden.»

Klaus Juch von CST hingegen freut sich über das Tempo. Denn das Projekt ist privat finanziert und von Geldgebern abhängig. «Jedes Jahr, das wir schneller sind, bringt uns mehr Investitionen.» Juch ist zuversichtlich, dass das Geld zusammenkommt. Um den Zeitplan einzuhalten, müsse die Bevölkerung an Bord sein. «Nur wenn wir Kompromisse finden, schaffen wir es.»

Schweiz Aktuell, 22.3.2024, 19:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel