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Ursprung des Wassers Auf der Suche nach unbekannten Quellen

Die Schweiz, Wasserschloss Europas. Doch oft ist unklar, woher das Wasser kommt. In Appenzell Ausserrhoden suchen Freiwillige nach Quellen.

Oberhalb von Speicher im Kanton Appenzell Ausserrhoden am Waldrand: Zwei Personen begutachten kniend die kleinen Triebe am Boden. «Das sind Pflanzen, die an feuchteren Stellen wachsen. Ein gutes Zeichen», sagt eine der beiden, Ellen Gonzales Rossi.

Sie arbeitet für die Naturschutzorganisation WWF und ist zusammen mit über 50 Freiwilligen auf der Suche nach unbekannten Wasserquellen, im Auftrag des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Der Kanton will herausfinden, wo es noch unentdeckte Quellen gibt, und welchen Zustand diese haben. Eine wichtige Arbeit, sagt Gonzales Rossi: «In einer Quelle entwickeln sich rund 100 Arten von Tieren und Pflanzen.»

Proben nehmen, messen und protokollieren

Unter einem Baum werden sie und ihr Begleiter, der Freiwillige Michael Anderegg, schliesslich fündig. Sie finden eine Stelle, aus der ein kleiner Bach entspringt. Der Fundort wird sorgfältig protokolliert.

Kleiner Wasserfall in bewaldeter Schlucht.
Legende: Die Schweizer Wälder sind voller Quellen und Bäche. Oft sind Quellen aber nicht auf unseren Landkarten erfasst. Keystone/Jean-Christophe Bott

Sie messen ausserdem, mit welcher Geschwindigkeit das Wasser fliesst, sowie die Wassertemperatur. Mit einem Teesieb filtern sie zudem das Wasser. «Hier haben wir nochmals eine Köcherfliegenlarve», sagt Ellen Gonzales Rossi.

Schutzstatus für besonders wertvolle Quellen

Wenn bei einer neu entdeckten Quelle besonders viele Tiere und Pflanzen leben, können die kantonalen Behörden sie unter Schutz stellen. Bauern wäre es beispielsweise nicht mehr erlaubt, in diesen Schutzzonen Gülle zu verteilen.

Sorge bereitet dies Martin Gassner vom zuständigen Amt des Kantons Appenzell Ausserrhoden nicht. «Auf Land, das von der Landwirtschaft genutzt wird, werden wir keine neuen Quellen finden. Diese sind eher im Wald, in höheren Lagen oder in Gebieten, die heute schon geschützt sind.» Für Bauern dürfte es also keine grossen Einschränkungen durch neu entdeckte Quellen geben.

Zu viele Orte, zu wenig Zeit

Der Kanton vermutet in der hügeligen Ausserrhoder Landschaft 4000 mögliche Quellen – von dieser Zahl geht das Amt für Raum und Wald aus, weil man die Bachanfänge kenne. Diese Orte wurden definiert, an denen dann gesucht werden soll. Bis Ende Jahr sei das nicht zu schaffen, sagt Martin Gassner.

Das Projekt ist bis Ende Jahr finanziert. Die Kosten von 60'000 Franken teilen sich Bund, Kanton und WWF. Ob auch im Jahr 2026 im Kanton Appenzell Ausserrhoden nach unbekannten Wasserquellen gesucht werden kann, ist noch unklar.

Regionaljournal Ostschweiz, 12.5.2025, 17:30 Uhr ; 

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