«Ich entschuldige mich oft, wenn mich in der Schweiz jemand auf die hohen Zölle anspricht», sagt Liz Voss. Sie betone dabei, dass sie selbst den Republikaner Donald Trump nicht gewählt habe und auch gar nicht hinter seiner Politik stehe: Die Texanerin ist Kopf der Basler Sektion der Democrats Abroad, der Auslandorganisation der demokratischen Partei.
Was nun laufe, tue ihr leid, sagt Voss im Gespräch in einem Basler Pub, einem Expat-Treffpunkt. Vor zehn Jahren zog sie mit ihrem Mann ans Rheinknie, als ihn seine Arbeit herführte. Mit am Tisch sitzt Karin Schmidt; sie ist einst wegen eines Pharma-Jobs nach Basel gezogen.
Schweizer Nachbarn hätten sie kürzlich nach dem Grund für die 39 Prozent Zölle gefragt, sagt Schmidt, doch sie habe keine logische Erklärung. Sie sei schockiert gewesen über diese enorm hohen Zölle für die Schweiz, sagt Voss.
Die Zölle würden wohl den USA mehr Einnahmen bescheren, aber die Zeche bezahlten am Ende wohl die Konsumierenden dort. Und ihre Schweizer Freunde machten sich grosse Sorgen um Arbeitsplätze hier. Wie man ihr Heimatland jetzt anschaue, mache sie betroffen – und auch, in welchem Zustand sie es selber sehe.
Deutsch büffeln für Schweizer Pass
«Ich möchte nicht unwillkommen sein in der Welt», betont Voss. «Menschen, die mich nicht kennen und mich Englisch mit amerikanischem Akzent sprechen hören, könnten denken, dass ich hinter Dingen stehe, die ich zutiefst ablehne. Das ist sehr traurig.»
Sie arbeite jetzt auch intensiver an ihrem Deutsch. Das brauche sie für einen Schweizer Pass – im Moment habe sie nur jenen der USA. Integration in dem Land, in dem man lebe, sei wichtig. Ihre 13-jährige Tochter spreche wie eine Baslerin und hasse ihren Akzent.
Voss erinnert sich an bescheidenen Geschichtsunterricht in ihrer US-Schulzeit. Jetzt arbeite sie an einem Masterabschluss und sehe eine europäische Perspektive. Am mächtigsten und beliebtesten seien die USA wohl während des Zweiten Weltkriegs gewesen. Und im Kosovo, wohin sie kürzlich eine Freundin von hier begleitet habe, liebe man die USA heute noch für ihre Rolle im Krieg der 1990er-Jahre.
Viele Leute tragen noch das idealisierte Bild der USA in ihren Köpfen.
Zu erklären, dass die Ideale heute nicht mehr dieselben seien, das tue sehr weh, sagt Voss. «So viele Leute tragen noch das idealisierte Bild der USA in ihren Köpfen.» Und wer nicht die Nachrichten aufmerksam verfolge, verstehe nicht, wie stark sich die Dinge verändert hätten.
Die amerikanische Demokratie habe vielen als Vorbild gegolten, doch heute schüttle man in vielen Ländern den Kopf, sagt Schmidt. Sogar die Schweizer Verfassung sei von der amerikanischen inspiriert. Wie das nun auf der Kippe stehe, das werfe Fragen auf.
Hoffen auf Trendwende
Die Rechte in den USA behaupte alles, bloss um mehr Macht zu bekommen, wie Viktor Orban in Ungarn auch. Schmidt befürchtet, dass was da aus den USA überschwappe, in einen weltweiten Faschismus münde.
Ich könnte mich als Kanadierin ausgeben.
Schmidt hofft auf einen demokratischen Wahlsieg 2026, damit die Parlamentskammern Trump wieder bremsen könnten. Sie höre auch aus republikanisch regierten Staaten, dass der Unmut zunehme.
Manchmal geht Liz Voss durch den Kopf, es sich einfacher zu machen: «Ich könnte mich wohl als Kanadierin ausgeben, wenn ich wollte.» Diese Versuchung würden gewiss viele Landsleute im Ausland spüren. Aber das lasse ihr Nationalstolz nicht zu, und sie wolle den Menschen hier einen besseren Eindruck geben – eines Amerika, wie es sein könnte.