An Weihnachten denkt im Hochsommer noch niemand. Doch für die Käser des Tête de Moine und deren Markenchef Martin Siegenthaler stehen die Festtage schon kurz bevor. Sie produzieren in diesen Tagen bereits für Weihnachten. In den kommenden Wochen sollte Martin Siegenthaler wie jedes Jahr tonnenweise Tête de Moine auf Transportschiffen in Richtung USA schicken.
Sechs Wochen dauert die Überfahrt. Doch angesichts der von US-Präsident Donald Trump verhängten 39 Prozent Importzölle muss sich Martin Siegenthaler gut überlegen, wie gross der Absatz noch sein könnte und zu welchem Zeitpunkt er wie viel Käse in die USA schickt.
Seine historische Heimat hat der Tête de Moine in der bernjurassischen Gemeinde Bellelay. Von da aus beobachtet Siegenthaler sehr genau, was sich in den USA abspielt. Dasselbe tun die Käseproduzenten im Greyerzerland, in Appenzell und im Emmental.
Siegenthaler sagt, im letzten Halbjahr seien die Exporte in die USA schon deutlich zurückgegangen. Das sei bedauerlich, denn zuletzt habe man immer mehr Tête de Moine in die USA exportieren können.
Die USA gelten als Wachstumsmarkt mit guten Perspektiven. Gegen 90 Tonnen Tête de Moine pro Jahr gingen zuletzt in die USA. Amerikanische Einkaufsteams reisten wiederum nach Bellelay, um sich die Heimat des Tête de Moine einmal genauer anzusehen.
Auch für diesen Herbst hat sich wieder eine grössere Gruppe Amerikaner angemeldet. Siegenthaler sagt: «Wir hoffen, dass sie trotz des aktuell schwierigen politischen Umfelds kommen.»
Produktion muss heimisch bleiben
Noch zögert der gebürtige Thurgauer, «seinen» Käse über den Atlantik zu senden. Den amerikanischen Markt kennt er sehr gut, weil er da schon gearbeitet hat. Den Tête de Moine direkt in den USA zu produzieren und damit einen Teil der Wertschöpfung auszulagern, kommt für ihn aber nicht infrage. Die Marke hat strenge Produktionsregeln und -auflagen, die in der USA nicht erfüllbar wären.
Allenfalls wäre es aber möglich, den Tête de Moine nur noch en bloc zu exportieren und ihn dann in den USA in Rosetten zu drehen und abzupacken. So könnte die Erhöhung der US-Zölle für die Konsumentinnen und Konsumenten gedämpft werden. Doch noch ist nichts spruchreif.
Hoffen auf Last-Minute-Einigung
Vielmehr ruhen auch die Hoffnungen von Siegenthaler auf Bundesbern und den Nachverhandlungen mit der US-Regierung. «Wir hoffen auf eine Lösung in letzter Minute, aber sind uns bewusst, dass wir alle Optionen im Blick haben müssen», so Siegenthaler.
Für den Fall, dass der US-Importzoll bei 39 Prozent verbliebe, ist sich der Käseexperte aber sicher, dass das US-Geschäft nicht komplett zusammenbricht, sondern auf ein tiefes Niveau sinkt. Das Weihnachtsgeschäft wäre in diesem Fall vielleicht ein wenig kleiner, aber ein Weihnachtsfest mit Tête de Moine gäbe es auf jeden Fall, auch in den USA.