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Vergiss mein nicht Ein Jahrhundert Leben – jetzt blüht ihre Kunst

Margrit Benninger wurde durch Mieterproteste bekannt. Nun überrascht die Baslerin mit einer Ausstellung.

In ihrem hellen Zimmer im Pflegeheim steht ein kleiner Tisch. Darauf: zahlreiche Blumensträusse. Margrit Benninger sitzt daneben: aufrecht, aufmerksam, mit wachem Blick.

«Die Blumen habe ich an meiner ersten eigenen Vernissage bekommen», sagt sie verschmitzt. Dass ihre Werke je öffentlich gezeigt würden, habe sie nicht erwartet. Ihre Enkelin, Allegra Stucki, organisierte die Ausstellung – ohne ihr Wissen, als Überraschung.

 Margrit Benninger sitzt schmunzelnd auf ihrem geblümten Sessel im Pflegeheim.
Legende: Vom Protest zur Poesie: Margrit Benninger, 100, feiert in Basel ihre erste Ausstellung. SRF / Martina Inglin

«Ich habe wirklich von nichts gewusst. Meine Enkelin hat mich mit der Ausstellung total überrascht», sagt Benninger. Stucki kuratierte und baute die Ausstellung im Café «Kleiner Wassermann» im St. Johanns-Park auf. Die Karten, die Benninger einst zu Geburtstagen und Festen verschickte, sind nun vergrössert und öffentlich sichtbar.

Eine der ältesten Demonstrantinnen Basels

Stadtweit bekannt wurde Margrit Benninger mit 91 Jahren, als sie sich gegen die Kündigung ihrer Wohnung wehrte: «Ich war schon damals ein ‹älteres Güetzi›, als ich mit Protestieren begann», sagt sie lachend.

Benningers Kampf gegen die Kündigung führte zu einer öffentlichen Debatte und trug dazu bei, dass das Wohnschutzgesetz in Basel Rückenwind erhielt.

Vom Protest zur Blumenpostkarte

Statt mit lautem Protest macht Margrit Benninger also jetzt, neun Jahre später, mit leiser Kunst auf sich aufmerksam.

Ich habe einfach immer das gemacht, wie es mir gerade in den Sinn gekommen ist.
Autor: Margrit Benninger 100-jährige Baslerin

Die Pflanzen, die sie für ihre Blumenbilder braucht, stammen vom Rheinbord, aus Basel und aus dem Engadin, wo sie in den vergangenen Jahren gern den Sommer verbrachte: «Ich habe alle Blumen selbst gesammelt», erzählt die hundertjährige Künstlerin.

Gepresste Alpenblumen
Legende: Gepresste Alpenblumen, liebevoll arrangiert von Margrit Benninger – die 100-Jährige sieht sich nicht als Künstlerin, sondern folgt einfach ihrer Leidenschaft. zvg

Die Karten zeigen nicht nur florale Arrangements, sondern auch figürliche Motive – etwa ein Tannenbäumchen aus Farnzweigen für eine Weihnachtskarte. Als Künstlerin versteht sie sich selbst nicht: «Ich habe einfach immer das gemacht, wie es mir gerade in den Sinn gekommen ist.»

Ganz viele Blütenbilder an der Wand
Legende: Gepresste Blumen vom Rhein, aus ganz Basel und dem Engadin: Margrit Benningers Freude über ihre erste eigene Ausstellung mit 100 macht sie fast sprachlos. SRF / Martina Inglin

Die Ausstellung in ihrem eigenen Wohnquartier ist für Benninger etwas Besonderes. Seit über 70 Jahren lebt sie im St. Johann-Viertel in Basel. Von ihrem Balkon aus sieht sie direkt auf das Café, wo ihre Karten nun hängen. «Ich habe nie gedacht, dass ich mit 100 noch einmal etwas ausstellen würde.»

Basel-Stadt hat laut Bundesamt für Statistik die höchste Dichte an Hundertjährigen in der Schweiz. Margrit Benninger ist eine von ihnen – und eine, die zeigt, dass das Leben auch mit 100 Jahren noch voller Ausdruck sein kann.

Es gibt gar kein Geheimnis – alt zu werden und gesund zu bleiben, ist einfach ein Geschenk.
Autor: Margrit Benninger 100-jährige Baslerin

Was das Geheimnis ihres langen Lebens sei? Die alte Frau lächelt: «Es gibt gar kein Geheimnis – alt zu werden und gesund zu bleiben, ist einfach ein Geschenk.»

Treffpunkt, 11.8.2025, 10:03 Uhr ; 

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