In ihrem hellen Zimmer im Pflegeheim steht ein kleiner Tisch. Darauf: zahlreiche Blumensträusse. Margrit Benninger sitzt daneben: aufrecht, aufmerksam, mit wachem Blick.
«Die Blumen habe ich an meiner ersten eigenen Vernissage bekommen», sagt sie verschmitzt. Dass ihre Werke je öffentlich gezeigt würden, habe sie nicht erwartet. Ihre Enkelin, Allegra Stucki, organisierte die Ausstellung – ohne ihr Wissen, als Überraschung.
«Ich habe wirklich von nichts gewusst. Meine Enkelin hat mich mit der Ausstellung total überrascht», sagt Benninger. Stucki kuratierte und baute die Ausstellung im Café «Kleiner Wassermann» im St. Johanns-Park auf. Die Karten, die Benninger einst zu Geburtstagen und Festen verschickte, sind nun vergrössert und öffentlich sichtbar.
Eine der ältesten Demonstrantinnen Basels
Stadtweit bekannt wurde Margrit Benninger mit 91 Jahren, als sie sich gegen die Kündigung ihrer Wohnung wehrte: «Ich war schon damals ein ‹älteres Güetzi›, als ich mit Protestieren begann», sagt sie lachend.
Benningers Kampf gegen die Kündigung führte zu einer öffentlichen Debatte und trug dazu bei, dass das Wohnschutzgesetz in Basel Rückenwind erhielt.
Vom Protest zur Blumenpostkarte
Statt mit lautem Protest macht Margrit Benninger also jetzt, neun Jahre später, mit leiser Kunst auf sich aufmerksam.
Ich habe einfach immer das gemacht, wie es mir gerade in den Sinn gekommen ist.
Die Pflanzen, die sie für ihre Blumenbilder braucht, stammen vom Rheinbord, aus Basel und aus dem Engadin, wo sie in den vergangenen Jahren gern den Sommer verbrachte: «Ich habe alle Blumen selbst gesammelt», erzählt die hundertjährige Künstlerin.
Die Karten zeigen nicht nur florale Arrangements, sondern auch figürliche Motive – etwa ein Tannenbäumchen aus Farnzweigen für eine Weihnachtskarte. Als Künstlerin versteht sie sich selbst nicht: «Ich habe einfach immer das gemacht, wie es mir gerade in den Sinn gekommen ist.»
Die Ausstellung in ihrem eigenen Wohnquartier ist für Benninger etwas Besonderes. Seit über 70 Jahren lebt sie im St. Johann-Viertel in Basel. Von ihrem Balkon aus sieht sie direkt auf das Café, wo ihre Karten nun hängen. «Ich habe nie gedacht, dass ich mit 100 noch einmal etwas ausstellen würde.»
Basel-Stadt hat laut Bundesamt für Statistik die höchste Dichte an Hundertjährigen in der Schweiz. Margrit Benninger ist eine von ihnen – und eine, die zeigt, dass das Leben auch mit 100 Jahren noch voller Ausdruck sein kann.
Es gibt gar kein Geheimnis – alt zu werden und gesund zu bleiben, ist einfach ein Geschenk.
Was das Geheimnis ihres langen Lebens sei? Die alte Frau lächelt: «Es gibt gar kein Geheimnis – alt zu werden und gesund zu bleiben, ist einfach ein Geschenk.»