Abgase, Lärm, Stau: Seit langem beschäftigt der Durchgangsverkehr die Region Biel-Nidau. Der Grund für das Verkehrsproblem: Hier ist eine der wenigen Lücken im schweizerischen Autobahnnetz. Es fehlt die Verbindung der A5 zwischen Neuenburg und Solothurn. Die Autos und Lastwagen müssen also durch die Stadt.
Rückblick: Eigentlich sollte die geplante A5-Westumfahrung Biel und Nidau vom Durchgangsverkehr entlasten. Doch der Widerstand in der Bevölkerung war gross.
Ein Gegenkomitee organisierte damals Spaziergänge, um die Bevölkerung zu mobilisieren – mit Erfolg. Nach jahrelanger Planung wurde das Projekt kurz vor dem Start vom Protest der Bevölkerung gebodigt. Eine Schweizer Premiere.
Die Situation ist für alle Beteiligten unbefriedigend.
Nun wagt der Kanton Bern zusammen mit Biel und Nidau einen neuen Anlauf, um den Verkehr in den Griff zu bekommen. «Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten derart unbefriedigend, egal ob als Autofahrerin, Velofahrer oder Fussgängerin. Es muss etwas passieren», so der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr.
Strasse bleibt eine Hauptverkehrsachse
Ganz konkret geht es um die Hauptverkehrsachse zwischen der Bieler Seevorstadt und Nidau. Doch wie der Verkehr genau in den Griff bekommen werden und die Lebensqualität der Anwohnenden verbessert werden soll – das ist noch unklar.
Klar ist bis jetzt nur: Die Strasse bleibt eine Hauptverkehrsachse. «Wir rechnen mit rund 20'000 Fahrzeugen pro Tag», so Claudia Christiani, Kreisoberingenieurin beim Kanton Bern. «Die Frage ist, wie man die Strasse gestaltet und die verschiedenen Verkehrsteilnehmer zusammenbringt.»
Wir rechnen künftig mit rund 20'000 Fahrzeugen pro Tag.
Die Behörden wollen es diesmal besser machen. Dafür greifen sie auch auf bewährte Mittel der Gegnerschaft zurück: Stadtspaziergänge. «Die Direktbetroffenen müssen mobilisiert werden, denn ohne sie geht es nicht», ist Stadtpräsident Fehr sicher. In den Stadtspaziergängen und in einer Onlineumfrage sollen darum die Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung gesammelt werden.
Lassen sich die Behörden zu viel Zeit?
Und was sagen die Gegnerinnen und Gegner von damals? Catherine Duttweiler bekämpfte in einem Komitee die geplante Westumfahrung. «Wir freuen uns, dass die Behörden jetzt eines unserer Erfolgsrezepte kopieren.» Sie meint damit die Stadtspaziergänge, die das Komitee damals organisierte, um die Bevölkerung gegen die Westumfahrung zu mobilisieren.
Zurück auf Feld eins, das bedeutet allerdings auch: Es dauert, bis sich etwas am Verkehrsproblem in Biel und Nidau ändert, so Duttweiler. «Ich befürchte, dass sich die Realisierung nun wieder um Jahre verzögern wird.»
Der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr hält entgegen: «Ein Sprichwort besagt: Wunder dauern etwas länger.» Wenn man eine gute Gesamtlösung wolle, gehe es nicht anders. «Ich bin überzeugt, dass es gut und wichtig ist, sich diese Zeit zu nehmen.»
Bis Mitte 2025 sollen die Ergebnisse der Umfrage und der Spaziergänge vorliegen. Erst dann soll ein konkretes Projekt ausgearbeitet werden. Nach dem Protest der Bevölkerung wird diese im zweiten Anlauf also enger einbezogen.