Was ist passiert? 2016 gelangte bei Wartungsarbeiten an der Staumauer Punt dal Gall der krebserregende Stoff polychloriertes Biphenylen (PCB) in den Fluss Spöl im Schweizerischen Nationalpark. Die Substanz wurde früher in Farben, Kunststoffen und Dichtungsmaterial verwendet. Etwa fünf Kilometer des Flusses wurden kontaminiert und müssen gereinigt werden. Damit die Arbeiten 2026 beginnen können, müssen zuerst die Fische umgesiedelt werden.
Wie werden die Fische «evakuiert»? Rund 12'000 Bachforellen sind betroffen, andere Fischarten gibt es im Spöl kaum. Etwa 20 Personen beteiligen sich in den nächsten Wochen an der Aktion und fangen die Fische zunächst manuell mit Netzen. Danach werden die Tiere in Behältern, die an Helikoptern hängen, talwärts transportiert und weiter unten im Fluss wieder ausgesetzt. Organisatoren sind die Engadiner Kraftwerke EKW und der Schweizerische Nationalpark.
So werden die Fische «evakuiert»
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Bild 1 von 4. Ein Team von Spezialisten fischt die Bachforellen Meter für Meter ab. Jeder einzelne Fisch muss gefangen werden. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Jedes Tier, ob klein oder gross, kommt in eine Tonne mit Frischwasser. Und: Es wird gezählt. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Ist die Tonne voll mit Fischen, wird sie an einem Seil befestigt... Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. ...und ab geht es in die Luft. Drei Kilometer weiter flussabwärts werden die Fische wieder ausgesetzt. Bildquelle: SRF.
Wie wird der Fluss gereinigt? Um den Fischfang zu erleichtern, wurde der Wasserspiegel bereits gesenkt. Danach wird das Bachbett trocken gelegt. Die Sedimente, also feste Ablagerungen wie Steine oder Sand, werden dann dekontaminiert. «Das Material wird wie in einem Kieswerk behandelt. Das kleine wird vom grossen Material getrennt. Dieses kleine Material wird dann in einer speziellen Einrichtung im Aargau verbrannt», erklärt Krüger. Das grosse Material wird gesäubert und je nachdem wieder in den Fluss zurückgegeben. Die Arbeiten sollen im Frühling 2026 beginnen.
Welche Gefahr besteht für die Arbeiter? Eine unmittelbare Gefahr besteht nicht. Gefährlich wird das PCB erst, wenn er in die Lebensmittelkette gelangt. Also wenn ein Fisch den Stoff aufnimmt, dann von einem Greifvogel geschnappt wird, und so weiter. Damit das kontaminierte Sedimentmaterial nicht mehr in Umlauf gerät, wird momentan eine Art Wanne gebaut. Dort sollen die Sedimente so gelagert werden, dass keine Stoffe mehr in die Natur gelangen.
Wie viel kostet das Unterfangen und wer bezahlt? Alleine die Umsiedlung der Fische kostet 400'000 Franken. Die Frage, wer die Reinigungsarbeiten bezahlen soll, ist jedoch nicht geklärt, sagt Giacum Krüger, Direktor der EKW. Die EKW garantieren durch Rückstellungen eine Vorfinanzierung über 20 Millionen Franken. «Um die Sanierung zu beschleunigen, haben wir beschlossen, dieses Projekt von der finanziellen Frage und den Verantwortlichkeiten zu trennen.»
Es werden ein paar Jahre sein.
Warum ist die Finanzierung noch nicht geklärt? Es laufen mehrere Verfahren, es müssen strafrechtliche Fragen sowie Versicherungsfragen geklärt werden. Die EKW befinden sich im Streit mit der Baufirma, die 2016 die Arbeiten ausführte, welche zur Verschmutzung führten. «Stand heute gehen wir davon aus, dass das ganze Prozedere noch länger dauern dürfte», sagt EKW-Direktor Giacum Krüger.
Wie geht es jetzt weiter? Der Prozess der Sanierung ist jetzt gestartet. Wie lange alles dauern wird, ist schwierig abzusehen. Im Herbst laufen die Vorbereitungsarbeiten, dazu gehört ein Installationsplatz direkt bei der Staumauer. Und dann? EKW-Direktor Krüger sagt: «Wir gehen von maximal zwei Bausaisons aus. Nach der Sanierung wird gespült und nochmals gemessen. Es werden ein paar Jahre sein.» Es wird geschätzt, dass nach der Sanierung rund fünf Prozent des Giftstoffs zurückbleiben – eine vertretbare Menge, die sich nicht mehr auf das Ökosystem auswirken soll.