Der Schiedsrichter pfeift, zeichnet mit den Fingern ein Viereck in die Luft, rennt an den Spielrand und schaut in einen Bildschirm. An diese Szene hat sich die Fussballwelt mittlerweile gewöhnt. Der Videoassistent gehört an grossen Turnieren und in den höchsten Spielklassen dazu.
Anders ist das in tieferen Ligen: Dort ist der VAR, der Video Assistant Referee, nicht Usus. Zu teuer, zu viel Aufwand. Eine Freiburger Firma will das ändern. «Auch in tieferen Ligen ist das Bedürfnis nach einer Videounterstützung da», ist Jean-Sébastien Mérieux überzeugt. Er ist Geschäftsführer von Dartfish. Eine Firma, die eine Art «VAR light» entwickelt hat. «Es ist eine Videounterstützung, nur eben in einer einfacheren Ausführung.»
Freiburger System in Brasilien
Das Freiburger Unternehmen ist auf Videoanalysen im Sport spezialisiert, zum Beispiel im Skisport. Da habe es sich angeboten, einen VAR für tiefere Ligen anzubieten. Das System von Dartfish sei deutlich günstiger, so Jean-Sébastien Mérieux. Genaue Zahlen zu den Kosten kommuniziert das Unternehmen nicht. «Ich kann aber sagen, dass unser System rund ein Zehntel der üblichen Systeme kostet.». Weil es mit günstigeren Kameras, mit Laptops statt mit einer fixen Computerzentrale und mit weniger Personal funktioniere.
Im vergangenen Herbst hat die Fifa das Freiburger System bewilligt. Es kann nun in tieferen Ligen eingesetzt werden. «Mit zwei regionalen Ligen in Brasilien haben wir einen Vertrag abgeschlossen. Unser VAR kommt dort künftig zum Einsatz», so Jean-Sébastien Mérieux. Mit weiteren Ligen und Turnieren liefen die Verhandlungen. Mehr dazu, sagt er aber nicht.
Und in der Schweiz?
Nachfrage bei der Verantwortlichen des Schweizer Profifussballs, der Swiss Football League. In der Super League habe man bereits 2019 den VAR eingeführt .«In der Challenge League war die Einführung hingegen bislang kein Thema, in erster Linie aus Kostengründen», heisst es in einer schriftlichen Antwort.
Man kenne das Projekt von Dartfish nicht im Detail. Darum könne man nicht näher darauf eingehen. «Aber ein Grossteil der Kosten, die eine Einführung des VAR in der zweithöchsten Liga auslösen würde, ist unabhängig vom technischen System.» Zum Beispiel die zusätzlichen Personalkosten für die 180 Spiele.
Dazu komme der Kamerastandard: «Vier von fünf Spielen in der Challenge League werden heute mit nur einer einzigen TV-Kamera produziert, was einen VAR-Einsatz mit jeglichem System verunmöglicht.» Die Fifa erlaube für kleine Ligen einen «VAR light» mit vier bis acht Kameras – das sei aber weit vom heutigen Standard in der zweithöchsten Schweizer Liga entfernt.