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Viele Coronafälle Das sind die Ansteckungsherde von Wengen

Das Lauberhornrennen wurde aufgrund hoher Coronafallzahlen abgesagt. Jetzt ist klar, wo die Ansteckungen passierten.

Wengen im Berner Oberland wurde lange von der Pandemie verschont. Während ersten Welle war das Dorf nicht von Coronafällen betroffen. In der zweiten jedoch stark – das zeigen nun die Zahlen der bernischen Gesundheitsdirektion. Diese schwierige epidemiologische Lage war der Grund, weshalb der Kanton Bern das Lauberhornrennen vom kommenden Wochenende abgesagt hat.

Jetzt wird langsam aber sicher klar, wo sich die positiv getesteten Personen angesteckt haben.

Die genauen Zahlen

Insgesamt hat es in Wengen seit Beginn der Pandemie ungefähr 70 bestätigte Covid-19-Fälle gegeben, alleine 60 davon seit dem 14. Dezember. Gemäss Gesundheitsdirektion hat ein einzelner britischer Gast in einem Hotel zwischen dem 27. Dezember und dem 10. Januar 27 andere Gäste und Mitarbeitende angesteckt.

Die «britische» Variante B1.1.7

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B1.1.7 löst zwar keine schwerere Krankheit aus, aber sie verbreitet sich um 40 bis 70 Prozent schneller als die Variante des Virus, die bislang hauptsächlich beobachtet wurde. Experten sind deshalb besorgt. Neben Grossbritannien hat sich die Variante auch in Irland stark verbreitet und wurde mittlerweile auch in vielen anderen Ländern nachgewiesen.

Der Gast sei auf die neue Variante des Coronavirus getestet worden, heisst es in der Mitteilung. Bei bisher sechs Personen ist ebenfalls die neue britische Variante bestätigt worden, weitere Bestätigungen stehen noch aus. Aufgrund der Abklärungen durch das kantonale Contact Tracing ist davon auszugehen, dass sich die meisten – oder sogar alle – positiven Fälle mit der neuen Variante infiziert haben.

Weitere mögliche Ansteckungsherde

Ein Skiclub in Wengen hat zudem aussergewöhnlich viele positive Fälle zu vermelden, das bestätigt Andreas Regez vom Skiclub gegenüber dem Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Radio SRF.

80 Kinder von Einheimischen und Ferienwohnungsbesitzern haben zwischen Weihnachten und Neujahr zusammen trainiert. Ein Grossteil von ihnen und ihre Eltern müssen jetzt in Quarantäne – zwei Skilehrer und mehrere Kinder seien positiv getestet worden.

Wenn das Skigebiet offen ist, können wir unsern Kindern nicht verbieten, auf die Piste zu gehen.
Autor: Andreas Regez Präsident des Skiclubs Wengen

Pikant: Die Feriengäste sind bereits abgereist, haben das Virus also potenziell bereits in den Rest der Schweiz getragen.

Im Dorf Wengen gibt es auch eine Schneebar, betrieben von Karl Näpflin, Mitglied des Gemeinderates. Die Gäste hätten sich mit Abstand dort getroffen, sagt er. Es könne zwar sein, dass sich bis zu 40 oder 50 Personen dort gleichzeitig aufgehalten hätten, aber: «Keine der angesteckten Personen, von denen ich weiss, war bei uns an der Bar.» Er glaube nicht, dass die Bar zur Verbreitung des Virus beigetragen habe.

Betroffen ist auch das Militär. Normalerweise hilft die Armee bei den Aufbauarbeiten für das Lauberhornrennen. Aktuell sind 35 von 180 Soldatinnen und Soldaten in Quarantäne, 4 mit positivem Testergebnis.

Ist die Situation ausser Kontrolle?

Die Übertragungsketten des Virus sind noch nicht unterbrochen. Es kommen daher laufend neue Fälle dazu. Der heutige Stand von etwa 70 Fällen hat sich innerhalb von nur zwei Wochen entwickelt, praktisch von null ausgehend.

Die Situation beschäftigt uns Tag und Nacht.
Autor: Linda Nartey Berner Kantonsärztin

Man sei intensiv daran, in Wengen alles zu tun, um die Ansteckungen zu verlangsamen, sagte Linda Nartey, Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. «Dies ist eine Aufgabe, die uns Tag und Nacht beschäftigt», so Nartey.

Gundekar Giebel, Sprecher der bernischen Gesundheitsdirektion sagt gegenüber SRF, man habe ein mobiles Testteam nach Wengen geschickt, um die angesteckten Personen zu identifizieren.

«Wir würden uns wünschen, dass sich die gesamte Bevölkerung von Wengen testen lässt. Es gibt aber keinen Testzwang, deshalb bleibt es bei einer dringenden Empfehlung von uns.» Ab Mittwoch werden 60 bis 80 Personen pro Stunde getestet, so Giebel.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03/17:30 Uhr ; 

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