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Vize-Weltmeisterin im Minigolf Mit Ruhe an Weltspitze: Maja Eigenmann gehorcht der kleine Ball

Jahrelanges Training habe zum WM-Erfolg geführt, sagt Maja Eigenmann. Hobbyminigolfern rät sie zu Geduld statt Kraft.

Der kleine, rote Ball liegt präzise auf der gelb markierten Startposition. Immer wieder blitzen Maja Eigenmanns Augen unter dem tief sitzenden Baseball-Cap hervor und schweifen über Bahn 11 der Minigolfanlage in Effretikon. Sie setzt zum Schlag an und versenkt den Ball im ersten Versuch.

Dieses Ass, also ein Treffer mit nur einem Versuch, ist kein Zufall. «Das ist jahreslanges Training und im Gefühl drin», sagt Maja Eigenmann und zieht sich ihren Pullover des Schweizer Nationalteams zurecht. «Man trainiert viel und wiederholt die Schläge, um sie dann abzurufen, wenn es ums Ganze geht.»

Maja Eigenmann spielt Minigolf im Park.
Legende: Mit viel Training auf der Anlage in Effretikon machte sich Maja Eigenmann zur WM-Silbermedaillengewinnerin. SRF/Peter Schürmann

Ihre Topleistung abrufen konnte Eigenmann just in diesem Sommer: An der Minigolf-Weltmeisterschaft in Deutschland holte die 35-jährige Zürcherin die Silbermedaille für die Schweiz. Sie musste sich im Strokeplay lediglich der Deutschen Nicole Birkelbach geschlagen geben.

Zitterige Hände, flaues Gefühl im Bauch

Der Finaldurchgang sei ein Nervenspiel gewesen, erinnert sich Eigenmann. «Ich habe versucht, das Beste abzurufen und das ist mir zum guten Glück gelungen.» Aber: Der Druck mit der Medaille vor Augen sei gross gewesen.

Mit dieser Last könne sie erfreulicherweise gut umgehen. «Ich habe das Glück, dass ich mental stark bin und noch besser spiele, wenn ich Druck habe», so Eigenmann. Es fühle sich aber nie gut an. «Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, zitterige Hände und kann nicht essen.» Aber dieses Gefühl sei «alles».

Minigolf sei immer wieder eine Geduldsprobe, so Eigenmann. Nervenflattern gehöre einfach dazu. Wichtig ist beim Sport jedoch nicht nur der Umgang mit dem Lampenfieber, auch das Material entscheidet auf Profiniveau über Sieg und Niederlage.

Die Wahl zwischen Tausend Bällen

Im Fokus steht dabei beim Minigolf nicht der Schläger, sondern der Ball. Maja Eigenmann hat bei jedem Wettkampf zahlreiche Bälle im Gepäck. Sie unterscheiden sich in Härte, Grösse oder Oberfläche.

Maja Eigenmann spielt Mini-Golf auf einem sonnigen Platz.
Legende: Für Maja Eigenmann sind neben starken Nerven auch das Material im Minigolfsport entscheidend. Dazu gehört auch eine saubere Bahn. SRF/Peter Schürmann

«Wenn man auf einer Anlage spielt, die man nicht gut kennt, dann reist man mit so genannten Ballcontainern an», erklärt Eigenmann. In diesen haben bis zu 150 Bälle Platz. «Vor allem als Nationalmannschaft reist man dann mit mehreren Containern an, teils mit mehreren Tausend Bällen.»

Und dann heisst es üben, üben, üben – mit Tausend Bällen, die gleichen Abläufe, immer und immer wieder. «Um gut zu sein, muss man sehr viel Zeit investieren», sagt Eigenmann.

Minigolf: Ein Schweizer normierte den Sport

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Drei Personen vor einem kleinen Haus mit Garten.
Legende: In Ascona ist 1954 die erste Minigolfanlage der Welt eröffnet worden. Wikipedia/Pallone

Erste Versuche, Golf im kleinen Rahmen zu spielen, gab es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Genfer Gartenarchitekt Paul Bongni wollte es allerdings besser machen. Er entwickelte 1951 die erste normierte, wetterfeste Anlage. Zudem liess er auch den Begriff «Minigolf» patentieren. Nach seinen Plänen ist in Ascona 1954 die erste Minigolfanlage der Welt eröffnet worden.

Erfunden hat der Schweizer das Minigolf zwar nicht, aber er hat den Sport modernisiert und genormt. Die Bahnen selbst sind aus Beton und haben Begrenzungen aus Eisenrohren. Bis heute besitzen die meisten Anlagen ein fast identisches Aussehen.

In der Schweiz existieren heute über 200 Minigolfanlagen. Der Sport ist bei Schweizerinnen und Schweizern als Freizeitbeschäftigung beliebt.

Es brauche einen klaren Kopf und viel Ruhe. Genau das mache auch den grössten Unterschied zwischen Profi und Hobbyspieler aus. «Minigolf ist eine Gefühlssportart», betont Eigenmann. «Draufhauen bringt da gar nichts. Das sieht man häufig bei Volksspielern. Und so wird es eben nicht gemacht.»

Auch Ferien sind ab und zu schön

Mit diesem Tipp spielt Maja Eigenmann einen weiteren Ball auf der Minigolfanlage in Effretikon. Zart, über drei Wellen. Und natürlich: ein Ass.

Das Training auf ihrer Heimanlage will Maja Eigenmann auch im nächsten Jahr fokussiert fortsetzen. Im Nationalkader allerdings will die Vize-Weltmeisterin eine Pause einlegen. Es sei auch Mal schön, einfach Ferien machen zu können.

Danach aber sind ihre Pläne klar definiert. «Ich will noch lange auf dem Niveau weiterspielen, das ich jetzt habe», sagt die Zürcherin. «Und ja: WM-Gold wäre schon das Ziel.» Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich Eigenmann bereits in zwei Jahren.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 2. Oktober 2025, 17:30 Uhr ; 

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