Der kleine, rote Ball liegt präzise auf der gelb markierten Startposition. Immer wieder blitzen Maja Eigenmanns Augen unter dem tief sitzenden Baseball-Cap hervor und schweifen über Bahn 11 der Minigolfanlage in Effretikon. Sie setzt zum Schlag an und versenkt den Ball im ersten Versuch.
Dieses Ass, also ein Treffer mit nur einem Versuch, ist kein Zufall. «Das ist jahreslanges Training und im Gefühl drin», sagt Maja Eigenmann und zieht sich ihren Pullover des Schweizer Nationalteams zurecht. «Man trainiert viel und wiederholt die Schläge, um sie dann abzurufen, wenn es ums Ganze geht.»
Ihre Topleistung abrufen konnte Eigenmann just in diesem Sommer: An der Minigolf-Weltmeisterschaft in Deutschland holte die 35-jährige Zürcherin die Silbermedaille für die Schweiz. Sie musste sich im Strokeplay lediglich der Deutschen Nicole Birkelbach geschlagen geben.
Zitterige Hände, flaues Gefühl im Bauch
Der Finaldurchgang sei ein Nervenspiel gewesen, erinnert sich Eigenmann. «Ich habe versucht, das Beste abzurufen und das ist mir zum guten Glück gelungen.» Aber: Der Druck mit der Medaille vor Augen sei gross gewesen.
-
Bild 1 von 5. Maja Eigenmann feierte an der WM den Gewinn der Silbermedaille. Bildquelle: ZVG/Deutscher Minigolfsport Verband e.V.
-
Bild 2 von 5. Sie stand mit der Deutschen Nicole Birkelbach Gold) und der Österreicherin Lara Jehle (Bronze) auf dem Podest. Bildquelle: ZVG/Deutscher Minigolfsport Verband e.V.
-
Bild 3 von 5. Eigenmann konnte auf Bahn 15 noch an ihrer Konkurrentin aus Österreich vorbeiziehen. Bildquelle: ZVG/Deutscher Minigolfsport Verband e.V.
-
Bild 4 von 5. Trotz Nervenflattern sicherte sie sich im Anschluss WM-Silber. Bildquelle: ZVG/Deutscher Minigolfsport Verband e.V.
-
Bild 5 von 5. Für kommende Weltmeisterschaften hat sich Eigenmann nun die Goldmedaille zum Ziel gesetzt. Bildquelle: ZVG/Deutscher Minigolfsport Verband e.V.
Mit dieser Last könne sie erfreulicherweise gut umgehen. «Ich habe das Glück, dass ich mental stark bin und noch besser spiele, wenn ich Druck habe», so Eigenmann. Es fühle sich aber nie gut an. «Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, zitterige Hände und kann nicht essen.» Aber dieses Gefühl sei «alles».
Minigolf sei immer wieder eine Geduldsprobe, so Eigenmann. Nervenflattern gehöre einfach dazu. Wichtig ist beim Sport jedoch nicht nur der Umgang mit dem Lampenfieber, auch das Material entscheidet auf Profiniveau über Sieg und Niederlage.
Die Wahl zwischen Tausend Bällen
Im Fokus steht dabei beim Minigolf nicht der Schläger, sondern der Ball. Maja Eigenmann hat bei jedem Wettkampf zahlreiche Bälle im Gepäck. Sie unterscheiden sich in Härte, Grösse oder Oberfläche.
«Wenn man auf einer Anlage spielt, die man nicht gut kennt, dann reist man mit so genannten Ballcontainern an», erklärt Eigenmann. In diesen haben bis zu 150 Bälle Platz. «Vor allem als Nationalmannschaft reist man dann mit mehreren Containern an, teils mit mehreren Tausend Bällen.»
Und dann heisst es üben, üben, üben – mit Tausend Bällen, die gleichen Abläufe, immer und immer wieder. «Um gut zu sein, muss man sehr viel Zeit investieren», sagt Eigenmann.
Es brauche einen klaren Kopf und viel Ruhe. Genau das mache auch den grössten Unterschied zwischen Profi und Hobbyspieler aus. «Minigolf ist eine Gefühlssportart», betont Eigenmann. «Draufhauen bringt da gar nichts. Das sieht man häufig bei Volksspielern. Und so wird es eben nicht gemacht.»
Auch Ferien sind ab und zu schön
Mit diesem Tipp spielt Maja Eigenmann einen weiteren Ball auf der Minigolfanlage in Effretikon. Zart, über drei Wellen. Und natürlich: ein Ass.
Das Training auf ihrer Heimanlage will Maja Eigenmann auch im nächsten Jahr fokussiert fortsetzen. Im Nationalkader allerdings will die Vize-Weltmeisterin eine Pause einlegen. Es sei auch Mal schön, einfach Ferien machen zu können.
Danach aber sind ihre Pläne klar definiert. «Ich will noch lange auf dem Niveau weiterspielen, das ich jetzt habe», sagt die Zürcherin. «Und ja: WM-Gold wäre schon das Ziel.» Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich Eigenmann bereits in zwei Jahren.