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Vor weiteren Öffnungsschritten GDK-Präsident Engelberger: «Wir müssen wachsam bleiben»

Bereits am 17. Februar könnten Zertifikat und Maskenpflicht wegfallen. Darüber entscheiden wird der Bundesrat. Während sich Gesundheitsminister Alain Berset optimistisch bezüglich baldiger Lockerungen zeigt, äusserte sich der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), Lukas Engelberger, eher vorsichtig.

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Archiv: Eine Mehrheit der Kantone will, dass die Maskenpflicht noch länger bleibt
Aus Tagesschau vom 09.02.2022.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 54 Sekunden.

Doch auch die Kantone sprachen sich in der Vernehmlassung für einen raschen Ausstieg aus dem Krisenmodus aus. Im Interview erklärt Lukas Engelberger, ob er tatsächlich allein auf weiter Flur dasteht, was er von Bundesrat Bersets Aussagen hält und was er tun wird, wenn die Krise vorbei ist.

Lukas Engelberger

Lukas Engelberger

Präsident Gesundheitsdirektorenkonferenz

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Lukas Engelberger ist seit Juni 2020 Präsident der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz. Zudem ist er seit 2014 Vorsteher des Gesundheitsdepartementes von Basel-Stadt.

SRF News: Lukas Engelberger, erhalten Sie wenigstens von Ihren Kollegen, den kantonalen Gesundheitsdirektoren, Rückendeckung?

Lukas Engelberger: Ich habe nicht das Gefühl, allein dazustehen. Es haben sich ja auch andere Kantone für eine schrittweise Öffnung ausgesprochen. Dieses Jahr kommen die Rufe nach einer Öffnung einfach früher als noch im letzten Jahr. Ich kann die Ungeduld verstehen.

Aber?

Ich bin dafür, die Öffnung etappiert und kontrolliert zu vollziehen. So wie das jetzt auch vom Bundesrat und den Kantonen in Varianten diskutiert wird. Wir sprechen hier von Nuancen im Lockerungskalender. In einem ersten Schritt wurden ja bereits Homeoffice- und Quarantänepflicht aufgehoben. Abgesehen davon hat der Bundesrat ja noch nichts entschieden. Das wird er nächste Woche unter Einbezug der aktuellen Entwicklungen tun.

Obwohl die meisten Kantone rasch öffnen wollen, sind sie sich in einem Punkt ziemlich einig: Die Maskenpflicht, etwa im ÖV, soll bleiben. Welche Corona-Massnahmen würden Sie gerne länger beibehalten?

Ich fände es wichtig, dass man mit dem Testen weiterfährt. Wir haben ein Interesse daran, Ansteckungen weiterhin verfolgen zu können, etwa, damit wir nicht von neuen Varianten überrascht werden.

Corona soll meldepflichtig bleiben.

Corona soll meldepflichtig bleiben. Eine Überwachung wie im Sentinella-System analog der saisonalen Grippe reicht da derzeit nicht aus.

Gesundheitsminister Alain Berset sagte kürzlich, ein Weg aus der Krise scheine sichtbar. Teilen sie diesen Optimismus?

Ja. Das Risiko einer Öffnung ist verantwortbar. Doch als GDK-Präsident ist es auch meine Aufgabe, die Gefahren nicht ausser Acht zu lassen. Wir haben hohe Fallzahlen und eine sehr hohe Positivitätsrate. Wir müssen wachsam bleiben, damit wir nicht plötzlich die Kontrolle verlieren. Und letztlich werden wir erst in einem halben Jahr oder Jahr – hoffentlich – sagen können: Im Frühling 2022 war es vorbei.

Omikron wird mittlerweile mit einer Grippe verglichen. Sie sind selber an dieser Virus-Variante erkrankt. Womit war das vergleichbar?

Ich hatte einen relativ milden Verlauf mit Erkältungssymptomen und ohne Fieber. Meinen Booster hatte ich etwa zeitgleich mit der Infektion. Man soll aber nicht von sich auf andere schliessen. Ich höre aus den Spitälern, dass auch Omikron-Fälle auf den Intensivstationen liegen. Wir wissen nicht, ob nach einer Öffnung die Zahlen in die Höhe schnellen, und auch vor neuen Virus-Varianten sind wir nicht gefeit.

Ist dieses Risiko den vulnerablen Personen gegenüber verantwortbar?

Wir behalten unsere Verantwortung gegenüber vulnerablen Personen, indem wir in ihrem Umfeld für ein hohes Schutzniveau sorgen. Aber im normalen Alltag können wir sie realistischerweise nicht umfassend und vor allen Infektionen schützen.

Was ist mit Long-Covid-Betroffenen?

Das müssen wir beobachten und die Betroffenen ernst nehmen. Wenn man allerdings den Anspruch hätte, Long Covid in Zukunft zu verhindern, müsste man zu einer Politik zurückkehren, die flächendeckend Ansteckungen verhindert. Das ist auf längere Sicht nicht durchzuhalten und nicht verhältnismässig. Wir akzeptieren in unserem Alltag viele Gesundheitsrisiken. Alkohol und Tabak etwa sind nicht verboten.

So eine Aussage hätte vor zwei Jahren Massnahmen-Gegnern wohl in die Hände gespielt.

Die Aussage lässt sich nicht mit 2020 vergleichen, weil es noch keine Impfmöglichkeit gab. Damals hätte ein Verzicht auf Eindämmungsmassnahmen zu einem Kollaps der Gesundheitsversorgung und zu sehr vielen Todesfällen geführt.

In der heutigen Situation kann man sich selber schützen, nämlich mit der Impfung. Ein Strategiewechsel ist damit richtig.

In der heutigen Situation kann man sich selber schützen, nämlich mit der Impfung. Ein Strategiewechsel ist damit richtig.

Angenommen, wir haben Corona tatsächlich bald überstanden. Was machen Sie dann? Von einigen Medien werden Sie ja bereits als Bundesratskandidat gehandelt...

Dazu gibt es keinen Anlass und dazu äussere ich mich nicht. Aber in der GDK werden wir nicht arbeitslos, wenn die Pandemie vorbei ist. Wir führen zum Beispiel fundamentale Diskussionen über die Finanzierung des Gesundheitswesens. Vermissen werde ich nach Corona jedenfalls nichts.

Das Gespräch führte Andrée Getzmann.

Tagesschau, 09.02.2022, 19:30 Uhr;

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