Das Fass zum Überlaufen brachte ein Vorfall im letzten Frühling. Ralf Huber, der seit 15 Jahren im Langstrassen-Quartier wohnt, ist Familienvater. Sein Sohn zog an diesem Tag los und wollte auf dem Schulhausplatz Fussball spielen. Doch er kam zurück und sagte: «Papi, ich habe Angst, es hat aggressive Konsumenten. Kommst du mit?» Da wusste Ralf Huber, dass etwas passieren muss.
Papi, ich habe Angst, es hat aggressive Konsumenten. Kommst du mit?
Der Stress sei einfach zu gross geworden. Ähnliches erlebten andere im Quartier. Darum hat sich eine Gruppe von rund 30 Leuten zusammengetan. Sie fordert Massnahmen von der Stadt.
Am Dienstag nun hat die Stadt Zürich solche Massnahmen präsentiert. Sie hält fest, dass der Konsum illegaler Substanzen im öffentlichen Raum im Kreis 4 über die Sommerwochen zugenommen habe.
Die Szene habe sich auch in die Nebenstrassen der Bäckeranlage und bis zur Kasernenwiese ausgedehnt. Für die Bevölkerung habe das zu einer spürbaren Belastung geführt.
Etwas ist aus der Balance geraten
Seit Mitte August hat die Stadt Zürich deshalb ihre Präsenz im Quartier verstärkt. Es ist ein Brennpunkt, die Polizei führt mehr Kontrollen durch, denn etwas sei aus der Balance geraten. Dies führte dazu, dass sich wieder grössere Gruppen von Konsumierenden an einzelnen Orten bilden, sagt Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart. Besonders Crack sei ein Problem.
Die Stadt und die Polizei Zürich wollen nicht, dass im öffentlichen Raum gedealt oder konsumiert wird. Deshalb hat die Polizei von Mitte August bis Mitte September 2025 pro Tag 25 Personen weggewiesen.
In der Stadt Zürich gibt es zwar Anlaufstellen für Leute, die Drogen konsumieren, aber nur für Menschen, die in der Stadt Zürich leben.
Es ist ein Brennpunkt und die Präsenz der Polizei ist sehr viel höher als sonst.
Aber gut die Hälfte der Weggewiesenen – über 200 – lebt nicht in der Stadt Zürich. Es könnte also wieder eine offene Drogenszene entstehen, sagt Sozialvorsteher Raphael Golta. Es brauche Repression und neue Angebote.
Deshalb eröffnet die Stadt Zürich einen neuen Raum für «Konsum und Triage» für Nicht-Stadtzürcherinnen an der Bederstrasse im Quartier Enge. Bis jetzt wurde der Raum für Alkoholsüchtige genutzt. Für sie hat die Stadt einen anderen Ort gefunden.
An der neuen Anlaufstelle sollen die Konsumentinnen und Konsumenten von Drogen an einem geschützten Ort konsumieren können. Ziel sei jedoch nicht eine dauerhafte Institution. Und die Stadt will sie an ihre Herkunftsgemeinden vermitteln. Das alles soll die Situation für alle Beteiligten, also Betroffene und Bevölkerung, beruhigen.