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Listenverbindungen: Diese Parteien reichen sich strategisch die Hand
Aus 10 vor 10 vom 02.08.2023.
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Nationalratswahlen Listenverbindungen: Wer verbindet sich mit wem?

SRF hat in allen Kantonen nachgefragt, welche Listenverbindungen für die Wahlen im Herbst bereits eingegangen sind.

Diesen Herbst wählt die Schweiz ein neues Parlament. Um die eigenen Chancen auf einen zusätzlichen Sitz im Nationalrat zu erhöhen, gehen die Parteien aus strategischen Gründen untereinander sogenannte Listenverbindungen ein.

Welche enormen Auswirkungen diese Bündnisse auf die Sitzgewinne haben, zeigten die Wahlen 2019: Der SVP entgingen damals aufgrund von fehlenden Listenverbindungen laut Tamedia sieben Sitze im Nationalrat.

Die FDP setzt ein Zeichen

Lukas Golder vom Forschungsinstitut GFS sagt: «Die SVP spielte das Spiel der Polarisierung. Die Partei griff die FDP besonders hart an, die als Partnerin für eine Verbindung am nächsten gelegen wäre. Deshalb wollte die FDP die Partnerschaft auch nicht bei den Listenverbindungen.»

Dies soll sich diesen Herbst ändern.

SVP und FDP gehen in Waadt, Jura, Bern, Baselland, Aargau, Zürich, Zug und Schaffhausen eine Listenverbindung ein.
Legende: SRF

Die FDP und die SVP verbünden sich für diese Wahlen häufiger als aus der Vergangenheit gewohnt. Gemäss der SRF-Umfrage gehen die beiden Parteien in neun Kantonen Listenverbindungen ein.

Das sind dreimal mehr als noch vor vier Jahren. «Die SVP hat viele Sitze knapp verloren. Mit dieser Verbindung versucht man, das rechte Lager zu stärken», meint Golder.

So funktionieren Listenverbindungen

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Legende: KEYSTONE/Christian Beutler

In Kantonen mit mindestens zwei Nationalratssitzen können die Parteien Listenverbindungen eingehen. Das ist ein Zusammenschluss von zwei oder mehr Parteilisten. Die Parteien haben zwar immer noch eigene Wahllisten, bei der Sitzverteilung wird die Listenverbindung aber in einem ersten Schritt als eine einzige Wahlliste betrachtet. Erst in einem zweiten Schritt werden die Sitze innerhalb der einzelnen Parteilisten verteilt. Mit Listenverbindungen verlieren Parteien weniger Stimmen, die für keinen eigenen Sitz reichen – sogenannte Reststimmen.

Ein Beispiel: Um einen Sitz zu gewinnen, braucht eine Partei 500 Parteistimmen.

  • Fall 1: Partei A und Partei B sind keine Listenverbindung eingegangen. A erhält 4121 Stimmen und kommt auf 8 Sitze (121 Reststimmen), B erhält 3912 Stimmen und kommt auf 7 Sitze (412 Reststimmen).
  • Fall 2: Die beiden Parteien haben eine Listenverbindung. Die Stimmen von A und B werden zusammengezählt (8033). Jetzt kommen die Parteien gemeinsam auf neu 16 statt 15 Sitze. Der Grund: Es gibt nur noch 33 Reststimmen. Anschliessend werden mittels Quotient die 16 Sitze untereinander vergeben. A und B erhalten nun jeweils 8 Sitze.

Schliesslich hat Partei B von der Listenverbindung profitiert und aus sieben Sitzen acht gemacht.

Tradition im linken Lager

Nicht nur die SVP und die FDP nutzen solche Bündnisse zu ihrem Vorteil, sondern alle Parteien versuchen, voneinander zu profitieren. Schon seit langer Zeit gehen die SP und die Grünen gemeinsam Listenverbindungen ein. «Ideell sind die beiden Parteien sehr nahe. Sie stimmen sehr ähnlich im Parlament», sagt Golder. Eine Listenverbindung sei «absolut naheliegend» und fast schon Tradition.

In allen Kantonen ausser beiden Appenzell, Ob- und Nidwalden sowie Glarus und Uri haben Grüne und SP Listenverbindungen.
Legende: SRF

Die SP und die Grünen verbinden sich laut SRF-Umfrage flächendeckend in 15 Kantonen, in weiteren fünf Kantonen sind die Diskussionen noch nicht abgeschlossen.

Karte.
Legende: SRF

Zu diesem Zweiergespann stösst in manchen Kantonen die GLP dazu: Thurgau, Aargau und Graubünden. Laut Golder können die Grünliberalen am meisten damit spielen, einmal nach rechts und einmal nach links zu blicken.

Auf beiden Seiten vertreten

Auch die Mitte geht wahlweise Verbindungen ein. Je nach Kanton entscheidet sie sich für eine andere politische Ausrichtung. In vier Kantonen geht die Mitte mit der FDP Allianzen ein. In anderen acht Kantonen orientiert sich die Mitte an der GLP und geht mit ihr feste Bündnisse ein.

In den Kantonen Luzern, Schwyz und Schaffhausen laufen Diskussionen über eine mögliche Listenverbindung mit der Mitte.
Legende: In den Kantonen Luzern, Schwyz und Schaffhausen sind die Diskussionen über eine mögliche Listenverbindung mit der Mitte noch im Gang. SRF

Über 20 Sitze könnten aufgrund von Listenverbindungen vergeben werden. «Das ist fast wie eine riesige Partei, wo Sitze in die eine oder in die andere Richtung verteilt werden», sagt Politikwissenschaftler Lukas Golder.

Wer sich mit wem verbindet, muss spätestens bis Mitte September kommuniziert werden. Fakt ist: Listenverbindungen können äusserst relevant sein. Sie können darüber entscheiden, welche Partei sich die Restsitze im Parlament holen wird.

Alles zu den Wahlen 2023

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Aktuelle Informationen und Hintergründe zu den Nationalrats- und Ständeratswahlen am 22. Oktober 2023 finden Sie unter Schweizer Wahlen 2023.

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10vor10, 2.8.2023, 21:50 Uhr

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