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Weg mit den Zigarettenstummeln Rauchverbot zwischen Schaukel und Sandkasten

Öffentliche Spielplätze waren bislang nur in einzelnen Gemeinden eine rauchfreie Zone. Nun ziehen immer mehr nach.

Die Kinder sind warm angezogen, während sie auf dem Spielplatz Chrüzacher im zürcherischen Dietikon herumspringen und sich auf den Holzgerüsten oder der Rutschbahn vergnügen. Für die anwesenden Eltern und Grosseltern ist klar: Hier zu Rauchen geht gar nicht.

Eine Mutter meint, dass es wohl jeder aushalten könne, zwei, drei Stunden auf das Rauchen zu verzichten. Und weitere besorgte Eltern warnen: Kleine Kinder würden alles Mögliche vom Boden aufsammeln und dann vielleicht einen Zigarettenstummel essen.

Seltene Einigkeit in der Politik

Zwischen den Holzschnitzeln auf dem Boden und auf dem Kiesweg sind tatsächlich immer wieder Zigarettenstummel zu finden. Deswegen hat Catalina Wolf, grüne Parlamentarierin in Dietikon, ihren Vorstoss für ein Rauchverbot auf den Dietiker Spielplätzen eingereicht. Vor allem im Sommer sei es schlimm, sagt Wolf: «Es stinkt, überall liegen Stummel herum und Kinder nehmen nun einmal alles in den Mund. Das kann zu Vergiftungen führen.»

Die FDP ist nicht für Verbote, die die Personen selbst schützen. Die FDP ist aber durchaus für Verbote, die Personen vor anderen Personen schützen.
Autor: Olivier Barthe Fraktionschef der FDP Dietikon

Erstaunlicherweise sorgte das Rauchverbot bei der Diskussion vom Donnerstag im Dietiker Parlament überhaupt nicht für rauchende Köpfe. Wolfs Vorstoss wurde von links bis rechts unterstützt, selbst von den Bürgerlichen, die sonst bei Verboten immer kritisch reagieren.

Ein Widerspruch sei das nicht, sagt FDP-Fraktions-Chef Olivier Barthe: «Die FDP ist nicht für Verbote, die die Personen selbst schützen. Die FDP ist aber durchaus für Verbote, die Personen vor anderen Personen schützen. In diesem Fall Kinder vor rauchenden Erwachsenen.»

Präventionsstelle bringt sich in Stellung

Das Rauchverbot auf den Dietiker Spielplätzen ist ein Novum im Kanton Zürich. Domenic Schnoz möchte das ändern. Der Leiter der Zürcher Suchtmittelpräventions-Fachstelle sagt: «Wir wollen das Thema auf die politische Traktandenliste setzen, um Rauchverbote in den Gemeinden voranzutreiben. Wir stehen allerdings noch am Anfang.»

Andernorts ist man schon weiter. Chur hat das Rauchverbot auf öffentlichen Spielplätzen bereits 2008 eingeführt – und nach dem Churer Vorbild hat der Kanton Aargau letztes Jahr ein entsprechendes Pilotprojekt in sechs Gemeinden gestartet. Das Rauchverbot wird auf den Spielplätzen lediglich auf Tafeln kommuniziert – spezielle Kontrollen gibt es nicht, auch keine Busse, wenn jemand trotzdem raucht.

Wirksames Mittel gegen Littering?

Das habe gut funktioniert, sagt Projektleiterin Katja Glogner, die Rückmeldungen aus den Gemeinden seien positiv. «Sie hatten vorher das Problem, dass überall Zigarettenstummel herumlagen. Beim Abfallsammeln lässt sich aber jetzt sehen, dass es gebessert hat.» Zudem komme es allgemein zu weniger Littering. So liege nun etwa auch weniger Glas von alkoholischen Getränken herum.

Das Rauchverbot hat also vor allem auch das Abfallproblem auf den Spielplätzen gelöst. Laut Glogner ist dies auch das bessere Argument für ein Rauchverbot als das Passivrauchen: «Viele Gemeinden können nun über das Littering-Problem angesprochen werden.»

Der Kanton Aargau ist bereits im Gespräch mit weiteren Gemeinden. Und an einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Tabakprävention Ende November wurde das Projekt auch anderen Kantonen vorgestellt – damit künftig noch mehr öffentliche Spielplätze zu rauchfreien Zonen erklärt werden.

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