In der adretten Uniform steht Walter Staub im Terminal 1 des Flughafens Zürich. In wenigen Stunden fliegt der 57-jährige Pilot aus dem Zürcher Weinland über den Atlantik nach Miami. «Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diesen Beruf ausüben darf. Ich weiss, dass dies alles andere als selbstverständlich ist», sagt Staub.
Er weiss, wovon er spricht. Vor fünf Jahren hätte kaum jemand geglaubt, dass Walter Staub je wieder im Cockpit sitzen würde. Sein Leben hing am seidenen Faden. 2019 verunfallte er mit dem Velo so schwer, dass er sich das Genick brach. «Ich konnte meinen Kopf plötzlich nicht mehr stabil halten», erzählt Walter Staub.
Nach einer langen Operation erwachte er im Spitalbett. Ihm sei sofort bewusst gewesen, dass er kämpfen wolle. Für sich, für seine Familie und für seine Leidenschaft: das Fliegen. «Ich spürte tief in mir, dass ich wieder zurückkomme.»
Walter Staub hatte Glück im Unglück. Drei Halswirbel waren zwar gebrochen oder angerissen, doch das Rückenmark blieb mehrheitlich verschont. Der Weg zurück war aber steinig. Operationen, Physiotherapie und viel Durchhaltewillen waren gefragt.
Die besondere Bedeutung von San Francisco
Die Erinnerungen halfen ihm bei seinem Kampf zurück ins Leben. San Francisco war die letzte Destination vor seinem Unfall. Dorthin wolle er unbedingt wieder zurück, habe er sich vorgenommen. Und tatsächlich, drei Jahre nach seinem Unfall, sitzt Walter Staub mit drei Kollegen im Cockpit und fliegt nach San Francisco.
Da waren so viele Emotionen, die mich heute noch berühren.
Zur Golden Gate Bridge sei er gegangen, erzählt er. Die Brücke habe er bei seinem letzten Flug vor dem Unfall besucht. «Da waren so viele Emotionen, die mich heute noch berühren», sagt Walter Staub mit Tränen in den Augen.
Dann muss er los. Im Operation Center steht die Vorbereitung des Fluges nach Miami auf dem Programm. Bei der Verabschiedung winkt Walter Staub und sagt: «Fliegen ist wie ein Virus, das man nicht mehr loswird.» Den Traum vom Fliegen lebt er weiter, entgegen allen Widerständen.