Diesen April schloss in Hitzkirch das Restaurant Kreuz, die letzte Beiz im Dorfzentrum. Die Luzerner Gemeinde wurde zum Opfer des Beizensterbens, wie viele andere Schweizer Orte auch. So weitverbreitet das Problem, so aussergewöhnlich ist jedoch die Lösung, die sich abzeichnet: Der lokale Männerchor pachtet das Lokal und amtet künftig als Gastgeber.
Chor mit fast 200-jähriger Geschichte
Wie auch andere Vereine hätten sie das fehlende Restaurant besonders zu spüren bekommen. «Nach der Probe gingen wir jeweils etwas miteinander trinken», sagt Thomas Estermann, der Präsident des Chors. «Diese Möglichkeit haben wir seit April nicht mehr.»
Mit der Übernahme wolle man diese Lücke füllen und dem Ort was zurückgeben. «Unser 195-jähriger Chor wurde in einer Beiz gegründet, und im Kreuz haben wir lange geprobt» so Estermann. Nun sei es an ihnen, Verantwortung zu übernehmen. «Wir versuchen, das kulturelle Leben im Dorfzentrum wieder anzuschieben.»
Gebäude in schlechtem Zustand
Für den Service werde man jemanden anstellen. Es könne jedoch vorkommen, dass bei Engpässen auch der eine oder andere Sänger mit anpacken wird. «Ausserdem schauen wir zur Umgebung und halten das Restaurant in Schuss», sagt der Präsident des Chors.
Tatsächlich hat es das Restaurant nötig, in Schuss gehalten zu werden. Das Gebäude ist sichtlich in die Jahre gekommen. «Das Gebäude ist sehr alt, entsprechend ist der Zustand des Restaurants», sagt dazu der Hitzkircher Gemeinderat Daniel Eugster.
Die Gemeinde ist Besitzerin des Gebäudes. Sie hat es vor gut 5 Jahren gekauft, weil sie das Dorfzentrum neu gestalten will. Das heisst auch: Lange wird das Restaurant nicht stehenbleiben – trotz der neuen Betreiber. «Das Gebäude wird in zwei bis drei Jahren abgerissen.»
Aussergewöhnlich günstige Pacht
Deshalb drohte das Haus bis zu seinem Ende leer zu stehen, als der vorherige Pächter des Restaurants vor gut fünf Monaten den Vertrag kündigte. «Wir fanden keinen Nachpächter», sagt Gemeinderat Daniel Eugster. Das alte Haus und das Ablaufdatum hätten abschreckend gewirkt.
Dem Männerchor überlässt die Gemeinde die Pacht deshalb zu sehr guten Konditionen. Über den genauen Betrag schweigt Daniel Eugster, doch es ist sehr wenig. «Die Alternative wäre, dass die Beiz leer steht», sagt der Gemeinderat. So verliere man immerhin die Beiz im Dorfzentrum nicht.
Eine Bedingung stellt die Gemeinde jedoch: Das Restaurant muss an den Abenden unter der Woche geöffnet haben. Daniel Eugster ist überzeugt, dass so das Leben ins Hitzkircher Dorfzentrum zurückkehrt. «Der Männerchor ist sehr gut verankert im Dorf. Viele Leute und andere Vereine werden nur schon deswegen hierherkommen.»
Ob der Männerchor Hitzkirch tatsächlich erfolgreich eine Dorfbeiz führen kann, kann er in knapp zwei Monaten beweisen. Am 1. November ist Eröffnung.