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Wegen CO2-Steuer? Plötzlich kostet das bestellte Auto 2700 Franken mehr

Eine Hörerin bestellt ein neues Auto. Nun soll sie zusätzlich bezahlen. Angeblich wegen der CO2-Strafsteuer.

Es war quasi Liebe auf den ersten Blick: Der Suzuki Jimny hat es einer «Espresso»-Hörerin aus der Ostschweiz angetan. Das Auto sieht aus wie ein kleiner Jeep, ist geländegängig und schafft auch schmale Bergstrassen problemlos. Dies ist wichtig für die Hörerin, denn sie wohnt abgelegen in den Hügeln des Appenzellerlandes.

Alles andere als ein energieeffizientes Auto

Das Problem: Die Technik des Jimny ist veraltet. Der kleine SUV braucht stolze neun Liter Benzin auf 100 Kilometer. Auf der Energieetikette ist er in der Kategorie F eingeteilt. «Der Jimny ist wie aus der Zeit gefallen. Die eingebaute Technik ist völlig veraltet. Entsprechend viel CO2 stösst das Auto aus», sagt Christoph Schreyer. Er ist beim Bundesamt für Energie für den energieeffizienten Verkehr zuständig.

Der aktuelle Grenzwert liegt 2020 bei 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Suzuki Jimny stösst 198 Gramm CO2 aus – mehr als doppelt so viel. Für den Importeur hat das eine happige Busse zur Folge. Denn für alle Autos, die über dem Grenzwert liegen, muss der Importeur eine CO2-Strafsteuer bezahlen.

Die «Espresso»-Hörerin bekommt im März von ihrer Autogarage ein Mail: «Leider ist Suzuki Automobile AG gezwungen, bei Fahrzeuglieferungen in die Schweiz die CO2-Strafsteuer von 7900 Franken zu begleichen. Ihnen wird 2700 Franken in Rechnung gestellt.» Sie könne auch vom Vertrag zurücktreten, heisst es im Mail weiter. Die Kundin fällt aus allen Wolken: «Die CO2-Strafsteuern waren beim Verkaufsgespräch nie ein Thema.»

Zusatzkosten sollten vor Kauf bekannt sein

Auch Christoph Schreyer vom Bundesamt für Energie staunt über die Begründung: «Von einer nachträglichen Überwälzung der CO2-Abgaben habe ich bis jetzt noch nie gehört.» Aus Sicht des Bundes sei es durchaus gewollt, dass auch die Kunden einen Teil der CO2-Abgaben bezahlen sollen. So könnten die Garagen energieeffiziente Autos günstiger anbieten und wenig effiziente Autos entsprechend verteuern. «Dies muss jedoch vor Vertragsabschluss geschehen und nicht im Nachhinein», so Schreyer.

Suzuki: «Ein Missverständnis»

Als «Espresso» bei Suzuki Schweiz nachfragt, heisst es, das sei ein Missverständnis. Das Suzuki-Werk in Japan habe den Preis erhöht und diese Preiserhöhung habe man der Kundin weitergeben müssen. Warum der Jimny zehn Prozent teurer wurde, konnte oder wollte die Medienstelle von Suzuki Schweiz nicht beantworten. Auch die betroffene Autogarage spricht nun von einem Fehler eines Mitarbeiters. Die Preiserhöhung habe nichts mit der CO2-Steuer zu tun.

Espresso, 08.05.20202, 08.13 Uhr

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