- In der Schweiz nehmen Femizide zu: Allein im ersten Halbjahr wurden 18 Frauen und Mädchen von Männern getötet.
- Justizminister Beat Jans fordert darum härtere Massnahmen mit einer elektronischen Überwachung und einem Alarmsystem mit Fussfesseln für Täter.
- Solche Massnahmen kennt Spanien seit 15 Jahren. In einigen Kantonen laufen Pilotversuche, aber Jans fordert mehr Tempo, wie er in einem Interview in der «Schweiz am Wochenende» erklärt.
«Kein Gewaltverbrechen fordert so viele Todesopfer wie die Gewalt gegen Frauen», sagte Jans in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende». «Wenn ich sehe, wie stark die Zahlen bei uns ansteigen, müssen wir jetzt unbedingt vorwärtsmachen», betonte der Bundesrat. Im ersten Halbjahr 2025 wurden nach Angaben des Bundes in der Schweiz 18 Frauen und Mädchen von Männern getötet.
Als Vorbild für die Überwachung und für ein Alarmsystem dient Spanien. «In Spanien hat man die Mittel gefunden, Frauen besser zu schützen», sagte Beat Jans, der sich kürzlich mit Nationalrätin Tamara Funiciello (SP/BE) über die dynamische Überwachungsmethode informieren liess. Ein elektronisches Monitoring wird dort bereits seit 15 Jahren erfolgreich eingesetzt.
«Spanien hat entschieden, die Problematik zentral anzugehen. Bei uns in der Schweiz ist es eine Lotterie, in welchem Kanton man Gewalt erlebt und ob man die nötige Unterstützung erhält oder nicht», sagt Funiciello.
In Spanien konnte mithilfe der dynamischen Überwachung die Femizidrate um 25 Prozent gesenkt werden. Auch Länder wie Deutschland oder Venezuela prüfen die Einführung der spanischen Variante. «Spanien hat die geschlechtsspezifische Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem anerkannt – Prävention beginnt dort bereits in der Schule. Und es werden genügend Ressourcen zur Verfügung gestellt», sagt dazu Funiciello.
Um mehr Ressourcen zu erhalten, hat die Nationalrätin zusammen mit anderen Frauen eine Petition bei der Bundeskanzlei eingereicht: «350 Millionen für die Sicherheit der Frauen».
Massnahmen gegen Femizide geplant
Zur Gewaltprävention sind mehrere Massnahmen angedacht. Als Reaktion auf die hohe Zahl von Femiziden seit Jahresbeginn einigten sich Bund, Kantone und Gemeinden an einer Sitzung im Juni darauf, bestehende Lücken bei Plätzen in Schutz- und Notunterkünften zu schliessen.
Weiter sollen mehr Fachpersonen weitergebildet werden, um die Gewaltprävention etwa in Trennungsphasen zu verstärken, wie das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann im Juni mitteilte.
Die Kantone handhaben das Problem unterschiedlich. Ein landesweites «Electronic Monitoring» sei derzeit nicht geplant, schreibt die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) in einer Stellungnahme gegenüber SRF News: «In dieser Phase ist eine Harmonisierung nicht gewünscht, weil die unterschiedlichen Einsatzkonzepte einen grösseren Erkenntnisgewinn ermöglichen, als wenn nur ein Konzept getestet würde.» Die unterschiedlichen Pilotversuche mit verschiedenen Überwachungsarten würden von der Universität Bern wissenschaftlich ausgewertet.
Auch bei der KKJPD heisst es: Fussfesseln allein reichen nicht – man müsse die Ursachen von häuslicher Gewalt angehen. Im Herbst will der Bundesrat zudem die Botschaft für eine Revision des Opferhilfegesetzes unterbreiten – früher als ursprünglich geplant. Laut Jans sollen damit betroffene Personen sofort Zugang zu Fachpersonen in Spitälern erhalten, um Beweise zu sichern.