Die extreme Hitze macht derzeit vielen zu schaffen. Besonders jenen, die draussen arbeiten. Deshalb ist die Arbeit nachmittags auf dem Bau im Kanton Genf eingestellt, so wie es im Tessin bereits länger der Fall ist
Jeweils ab 12 Uhr sind in Genf die sogenannt sehr schweren Bauarbeiten verboten: Etwa jene auf Dächern, wo die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter der Sonne noch mehr ausgesetzt sind. Schwere Arbeiten wie Karretten schieben oder Löcher von Hand graben sind ab 14 Uhr verboten. Das hat das Genfer Arbeitsinspektorat entschieden, gestützt auf eine neue Verordnung, die seit Juni gilt. Dass auf Genfer Baustellen manche Arbeiten nur noch bis am Mittag gemacht werden dürfen, ist eine Premiere. Die Massnahme könnte noch bis am Sonntag gelten.
«Kantönligeist» und fehlende Absprachen
Diese neuen Regeln seien ohne die Baubranche des Kantons Genf ausgearbeitet worden, sagt Eric Biesel von der Société Suisse des entrepreneurs à Genève – der Genfer Kantonalsektion des Baumeisterverbands: Diese Regeln seien schwierig anzuwenden, da nicht klar geregelt sei, welche Arbeiten ab wann verboten sind.
Vor allem aber stelle der «Kantönligeist» die Baufirmen vor Probleme – etwa wenn eine Baufirma in Genf und der benachbarten Waadt tätig sei, sagt Biesel. Diese Baufirmen hätten kein Verständnis dafür, in verschiedenen Kantonen anders behandelt zu werden. Denn in beiden Kantonen seien Temperatur und Luftfeuchtigkeit gleich. Da sei es kompliziert, sich an verschiedene Regeln auf 20 Kilometer Distanz einzustellen.
Wenn schon etwas geregelt werde wegen der Hitze, dann bitte auf Ebene des Bundes vom Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, findet Biesel. Der Kanton Genf hat zu den neuen Hitzeregeln kein Interview gegeben.
Um 15 Uhr ist Arbeitsschluss im Tessin
Genf ist nicht der einzige Kanton, in dem auf Baustellen früher Feierabend gemacht wird: Auch im Tessin wird nur noch bis 15 Uhr gearbeitet, wenn bei der Hitze der Alarm Stufe 4 gilt. Umgekehrt ist aber erlaubt, dass die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter bereits um 6 Uhr mit der Arbeit anfangen. Die Tessiner Regeln gehen auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag zurück.
Auf nationaler Ebene hatte die Gewerkschaft Unia vergangene Woche gefordert, dass die Arbeit auf den Baustellen eingestellt wird, wenn es zu heiss ist. Der Schweizer Baumeisterverband hatte sich stets gegen zusätzliche Vorschriften für den Bau ausgesprochen.