Zum Inhalt springen

Wegen Klimaschutz Stadt Bern bekämpft Autobahnausbau

Die Autobahn A1 kurz vor Bern soll von drei auf vier Spuren erweitert werden. Nun wehrt sich der Berner Gemeinderat.

Es war eines der ersten Autobahnteilstücke der Schweiz. Die A1 zwischen Bern-Wankdorf und Schönbühl. Anfang der 60er Jahre wurde die Strecke eröffnet.

Nun soll die A1 dort von drei auf vier Spuren erweitert werden. Verglichen mit 1970 seien heute mehr als sechsmal so viele Fahrzeuge auf dieser Strecke unterwegs, heisst es beim Bundesamt für Strassen Astra. Den zusätzlichen Verkehr könne die A1 in diesem Bereich nur noch bedingt aufnehmen.

Stau auf der A1 im Grauholz.
Legende: Ferienverkehr mit Stau auf der Autobahn A1, Zürich Richtung Bern im Grauholz bei Bern. KEYSTONE/Marcel Bieri

Jetzt hat die Stadt Bern eine Einsprache gegen das Ausbauprojekt eingereicht, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Dies, obwohl die Autobahn in diesem Bereich nicht auf Stadtgebiet verläuft. «Wir befürchten negative Auswirkungen auf die Stadt», sagt die Berner Gemeinderätin Marieke Kruit. Eine Kapazitätserweiterung führe fraglos zu mehr Verkehr und dadurch zu mehr Emissionen auch in der Stadt, so Kruit.

Der Ausbau steht im Widerspruch zu den vom Bund gesteckten Klimazielen.
Autor: Marieke Kruit Gemeinderätin Bern

Sie bringt aber auch den Klimaschutz ins Spiel: «Massive Autobahnausbauprojekte, welche nur auf einen Kapazitätsausbau zielen, generieren mehr Verkehr und stehen darum im Widerspruch zu den vom Bund gesteckten Klimazielen.»

Der Gemeinderat sei sich bewusst, dass die Mobilitätsnachfrage weiter ansteigen werde, schreibt er in der Mitteilung. Die Stadt Bern solle auch weiterhin erreichbar bleiben. «Dies soll jedoch durch eine bessere Vernetzung der bestehenden Verkehrsmittel gewährleistet werden und nicht durch mehr Autobahnspuren.»

Auch kleine Gemeinde ist gegen Ausbau

Das besagte Autobahnteilstück führt über die Gemeinde Bolligen. Dort steht man heute dem Ausbau kritisch gegenüber. Noch 2017 hatte der Gemeinderat dem Ausbau zugestimmt. «Nun, fünf Jahre später kommen wir zum Schluss, dass man den Ausbau in der heutigen Zeit wahrscheinlich doch nicht machen sollte», sagt Vizegemeindepräsidentin Marianne Zürcher. Besser solle man den Schwerverkehr zwingen, sich auf die Schienen zu verlagern.

Leere A1 im Grauholz.
Legende: Die verkehrsfreie Autobahn A1 während der Corona-Pandemie, am Sonntag, 29. März 2020, im Grauholz bei Bern. KEYSTONE/Anthony Anex

Obwohl die Gemeinde Bolligen auch eine Einsprache plant, sieht sie wenig Chance. «Das Projekt ist so weit fortgeschritten. Ich gehe davon aus, dass wir als kleine Gemeinde kein Gewicht haben», sagt Zürcher.

Die Gemeinde Ittigen ist ebenfalls betroffen. Auch sie plant zwar eine Einsprache, es gehe aber nur um die Wahrung lokaler Interessen, wie zum Beispiel Lärmschutz, sagt der Gemeindepräsident Marco Rupp. Bei der Grundsatzfrage wolle man nicht mitreden. «Das sind Nationalstrassen», so Rupp.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, SRF 1, 20.10.2022, 06:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel