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Weibliche Genitalverstümmelung Zürich: Kampf gegen Genitalbeschneidung trägt erste Früchte

Vor einem halben Jahr hat eine neue Anlaufstelle ihren Betrieb aufgenommen. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden.

In einigen Kulturen Afrikas oder Asiens gilt die Praxis der Genitalbeschneidung noch heute als Tradition, als feierlicher Schritt der Frau ins Erwachsenenleben. Unerwähnt bleiben dabei oft die körperlichen und seelischen Schmerzen.

Jungen Frauen und Mädchen werden häufig ohne Betäubung und unter unhygienischen Zuständen die äusseren Genitalien mit einer Rasierklinge teilweise oder vollständig entfernt.

Ein Eingriff, der tödlich ausgehen kann. Die Gesetzgebung der meisten Staaten verbietet die weibliche Genitalbeschneidung, gleichwohl sind immer noch viele Frauen – auch in der Schweiz – davon betroffen.

Zürcher Anlaufstelle gleich ein Bedürfnis

Gegen 20'000 Frauen leben in der Schweiz, die betroffen oder von einer Genitalverstümmelung bedroht sind. Im Kanton Zürich dürften es laut Experten gegen 3000 Betroffene sein. Zu ihrem Schutz ist das Präventionsnetz vor einem halben Jahr mit einer Zürcher Anlaufstelle ausgebaut worden.

Katja Theissen leitet die neue Zürcher Anlaufstelle «FGMhelp» und sagt: «Wir können eine positive Bilanz ziehen. Im Kanton Zürich besteht ein Interesse am Thema.» Man trage einen Teil dazu bei, Fragen von Betroffenen zu klären.

Und diese Fragen seien vielfältig eingegangen, so Theissen. «Sie reichen von der allgemeinen Aufklärung über weibliche Genitalbeschneidung bis zu Fragen über operative Möglichkeiten im Kanton Zürich.» Melden würden sich verschiedene Leute, so Theissen. Betroffene, Angehörige, Fachpersonen.

Erst müssen Akteure für das Thema sensibilisiert werden

Zahlen liegen aktuell noch keine vor, sagt Theissen. Diese würden erst nach einem Jahr erhoben. Hauptaufgabe in den ersten sechs Monaten sei aber auch gewesen, die Anlaufstelle aufzubauen. Dies habe vor allem bedeutet, Kontakt zu verschiedenen Akteuren aufzunehmen, so Theissen.

Es sei wichtig, Schulsozialarbeiter, Gynäkologinnen oder die Kantonspolizei Zürich zusammenzubringen, um das Thema bekannter zu machen, sagt Theissen. Betroffene Stellen seien so sensibilisiert und wüssten allenfalls, «dass die Person, mit der man gerade zu tun hat, betroffen sein könnte.»

Weibliche Genitalbeschneidung: Hier finden Sie Informationen und Hilfe

Um die Bekanntheit im hiesigen Kulturkreis weiter zu stärken, plant die Anlaufstelle auch einen Informationsanlass für Hausärztinnen. Dort käme man – neben dem Kinderarzt – am häufigsten in Kontakt mit betroffenen Frauen. Und auch die Ärztinnen und Ärzte seien froh zu wissen, so Theissen, wie sie mit Betroffenen umgehen müssten.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 20.08.24, 06:31 Uhr ; 

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