Sie sind geschichtsträchtig, die Birsbrücken bei Münchenstein in der Region Basel. Am 14. Juni 1891 ereignete sich dort das schwerste Eisenbahnunglück der Schweiz. Unter der Last eines Ausflugszugs brach die Brücke, erbaut von Gustave Eiffel, zusammen. 73 Menschen starben bei dem Unglück: Die meisten ertranken, mehr als 200 Personen wurden verletzt. Nun sind auch die beiden Nachfolgebrücken, mit Baujahr 1892 und 1909, marode und am Ende ihrer Lebenszeit. Nur saniert werden können sie jetzt doch noch nicht.
Mit einem schweren Kran wollte die SBB die vorgefertigten neuen Birsbrücken installieren. Die Bauarbeiten hätten im Oktober beginnen sollen, doch nun pfeifen der Kanton Baselland und der Bund die SBB zurück. Der Grund sei die Umwelt, sagt die Sprecherin der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion, Andrea Bürki: «Die Bohrpfähle für diesen grossen Kran hätten bis ins Grundwasser gereicht und es beeinträchtigt.» Deshalb habe der Kanton dem Bund ans Herz gelegt, dieses Bauprojekt nicht zu genehmigen.
SBB gesteht Planungsfehler ein
Moritz Weisskopf, Sprecher der SBB, gibt zu, die SBB habe die Situation falsch eingeschätzt: «Die Tragweite und die umweltrechtlichen Hürden haben wir unterschätzt», sagt er. Auf die Bauvariante mit dem grossen Kran zu setzen, sei eine Kostenfrage gewesen – billiger und effizienter sei sie, sagt Weisskopf.
Die Tragweite und die umweltrechtlichen Hürden haben wir bei der SBB unterschätzt.
Doch daraus wird nun nichts. Einen Alternativplan für die Bauarbeiten für den Ersatz der Brücken hat die SBB aktuell noch keinen. Nur so viel ist klar: Die Bauarbeiten 2025 abzuschliessen, wird unmöglich. Weisskopf rechnet mit einer Verzögerung sowie Mehrkosten. Diese genau zu beziffern, sei aktuell nicht möglich. Die SBB sei daran, mit der zuständigen Behörde eine Lösung auszuarbeiten.
Verzögerungen lösen Missmut aus
Im betroffenen Birs- und Laufental an der Zugstrecke sorgt diese Entwicklung für rote Köpfe. Seit Monaten ist dort der Zugverkehr wegen eines Doppelspurausbaus bereits stark belastet. Verbindungen fallen regelmässig aus und werden durch Busse ersetzt. Der Ausblick auf eine zusätzliche Verzögerung, auf noch längere Bauarbeiten, regt SP-Kantonsparlamentarier Jan Kirchmayr auf.
So etwas darf einfach nicht passieren!
Kirchmayr setzt sich seit geraumer Zeit für gute ÖV-Verbindungen im entsprechenden Gebiet ein und ist überzeugt: «So etwas darf einfach nicht passieren! Die Leute im Birs- und Laufental haben es mit diesen Grossbaustellen sowieso schon schwer.» Er fordert die SBB dazu auf, in Zukunft besser zu kommunizieren.
Es ist bereits das zweite Brückenmalheur der SBB in der Region Basel. Ende Juni dieses Jahres sperrte die SBB plötzlich die Margarethenbrücke mitten in Basel, da sie marode sei. Seither ist die Brücke, welche über das Bahntrassee gleich neben dem Basler Bahnhof führt, für Tram- und Schwerverkehr gesperrt.
Von einer Notsperrung sieht Moritz Weisskopf im Falle der Birsbrücken aktuell ab: «Die Brücken sind zwar alt, aber ein paar Jahre sollten sie noch halten.» Doch ein Ersatz sei unumgänglich, um sicherzustellen, dass eine Querung der Brücken in Zukunft wieder sicher ist.