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Weltwassertag Studie zeigt: Wir duschen jährlich 31 Stunden

In den letzten 25 Jahren hat sich unser Duschverhalten verändert – zum Besseren, wie eine neue Studie zeigt.

Heute ist Weltwassertag – ein Anlass, unser Dusch- und Badeverhalten unter die Lupe zu nehmen. In den letzten 25 Jahren hat sich dieses nämlich verändert, wie eine neue Studie des Forschungsinstituts GFS Zürich im Auftrag des Schweizerischen Verbands für energieeffiziente Sanitärprodukte (SVES) zeigt.

So verbringen wir heute weniger Zeit unter der Dusche als noch vor 25 Jahren. Wurde im Jahr 1999 noch durchschnittlich 6.4 Mal pro Woche geduscht, so sind es heute noch 5.2 Mal. Dabei bevorzugen knapp 60 Prozent der Befragten körperwarmes Wasser und 22 Prozent duschen sogar mit heissem Wasser. Die restlichen hartgesottenen acht Prozent stellen sich unter kühles oder gar kaltes Wasser.

31 Stunden im Jahr

Was sich bei unserer Duschpraxis nicht verändert hat: Mit zunehmendem Alter wird weniger oft und weniger lange geduscht. Im Durchschnitt stehen wir 5.5 Minuten unter der Dusche – kommen die Haare dazu, sind es 7.6 Minuten. Pro Jahr stehen wir somit durchschnittlich 31 Stunden unter der Dusche.

Dabei duschen Männer und Frauen gleich lang – nur wenn die Haare gewaschen werden, brauchen die Frauen knapp zwei Minuten länger. Während Männer häufiger duschen und es ihnen oft um eine schnelle, praktische Reinigung geht, ist für viele Frauen das Duschen eine Kombination von Reinigung und Wellness.

Bewussterer Umgang mit Wasser

Was sich in den letzten 25 ebenfalls verändert hat, ist das Bewusstsein der Bevölkerung für einen sparsamen Umgang mit Wasser. Hatten damals nur 49 Prozent der Befragten von Wassersparmassnahmen gehört, sind es heute 85 Prozent. «Die Bevölkerung war sich vor 25 Jahren noch nicht bewusst, dass die Nutzung von Warmwasser einen direkten Zusammenhang mit Energieverbrauch hat», sagt Thomas Lang, Geschäftsführer von SVES.

Zu Hause baden ist «passé»

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Gemütlich in der vollen Badewanne sitzen und ein Schaumbad nehmen – das kommt in den Schweizern Badezimmer immer seltener vor. Vor 25 Jahren badeten noch 73 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal pro Jahr zu Hause. Heute badet die Hälfte der Schweizer Bevölkerung gar nicht mehr. Diejenigen, die noch baden, nehmen zu Hause durchschnittlich zehn Mal im Jahr ein Vollbad. Dass heute immer weniger Leuten baden, überrascht Lang nicht. «Baden braucht Zeit, und die haben die meisten Leute heute nicht mehr.»

Mitte der 90er-Jahre habe sich die breite Bevölkerung nicht gross für dieses Thema interessiert. Dann lancierte der Bund 1996 ein Forschungsprogramm und es wurden Labels geschaffen. Seit zehn Jahren gibt es nun Energieetiketten für Sanitärprodukte. «Wenn man heute eine neue Duschbrause kaufen will, sieht man anhand der Energieetiketten, welche Duschbrause energie- und wassersparend ist», sagt Lang.

Ein Mann steht unter der Dusche.
Legende: Die Schweizer Bevölkerung steht heute lieber unter der Dusche, als ein Bad zu nehmen. Dies vor allem aus Zeitgründen, meint Thomas Lang. IMAGO / Bihlmayerfotografie

Dadurch sei das Wassersparen im Bewusstsein der Menschen angekommen. Und sie sind auch bereit, ihr Verhalten zu ändern. So können sich drei Viertel der Befragten vorstellen, beim Einseifen das Wasser abzustellen. Über 70 Prozent sind offen für eine Energiesparbrause der Effizienzklasse A. Gut die Hälfte der Befragten ist bereit, weniger lang zu duschen (56 Prozent) und 40 Prozent können sich vorstellen, weniger oft unter die Dusche zu stehen. Noch 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung kann sich vorstellen, die Temperatur beim Duschen etwas zu senken.

Trotzdem ist es sinnvoll, mit allen Ressourcen vernünftig umzugehen.
Autor: Thomas Lang Geschäftsführer SVES

Aufs Warmwasser ganz verzichten würde gerade mal eine von zehn Personen. «Kälter duschen wäre ein grosser Hebel», sagt Lang. «Denn die Energie macht 60 Prozent der Warmwasserkosten aus.» Es bringe aber nichts, die Bevölkerung mit einer solchen Forderung zu verschrecken, meint Lang. Er appelliert: Kürzer duschen und eine Sparbrause der Klasse A benutzen. Das bringe schon viel.

Beim Wassersparen gehe es in der Schweiz vor allem darum, den Warmwasserverbrauch zu senken und dadurch Energie zu sparen und so das Klima zu schonen, betont Lang. Denn in der Schweiz gebe es, abgesehen von einigen trockenen Wochen im Sommer, genug Wasser. «Trotzdem ist es sinnvoll, mit allen Ressourcen vernünftig umzugehen.»

Unesco: Weltweit nimmt Wasserknappheit zu

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Weltweit nimmt die Wasserknappheit zu, wie der jährliche Wasserbericht der Unseco zeigt. Demnach leidet etwa die Hälfte der Weltbevölkerung derzeit saisonal unter schwerer Wasserknappheit. Mehr als zwei Milliarden Menschen leben ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser und 3.5 Milliarden Menschen können keine sauberen Sanitäreinrichtungen benutzen. Einem UNO-Ziel zufolge sollen diese Missstände bis 2030 beseitigt werden – das kann voraussichtlich aber nicht erreicht werden.

Der weltweite Süsswasserverbrauch steigt den Angaben zufolge jährlich um ein Prozent. Grund dafür seien etwa Änderungen bei der Ernährung, hiess es. Auch wenn knapp 70 Prozent des aus dem natürlichen Kreislauf entnommenen Süsswassers auf die Landwirtschaft entfalle, seien für den Anstieg des Wasserbedarfs vor allem die Industrie (20 Prozent) und die Haushalte (10 Prozent) verantwortlich.

Mit unserem Duschverhalten in der Schweiz können wir die weltweite Wasserknappheit nicht direkt beeinflussen, sagt Lang. «Wenn in Chur oder Genf weniger geduscht wird, gibt es in der Sahara immer noch zu wenig Wasser.» Wo wir die Wasserknappheit beeinflussen können, sei beim virtuellen Wasser. «Das sind Alltagsgüter wie Kleider oder Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Zucker und Kaffee, die wir aus Ländern kaufen, in denen eine Wasserknappheit herrscht.» Für die Herstellung dieser Produkte werde viel Wasser verbraucht, sagt Lang und betont: «Wenn man weltweit etwas bewirken will, müssten wir in der Schweiz auch beim virtuellen Wasser ansetzen.»

SRF 4 News, 22.03.2024, 9 Uhr ;kobt

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