Über 175'000 Personen haben die Petition des 20-jährigen Sven Brändle bereits unterschrieben. Diese fordert, auf die Kürzungen beim Förderprogramm J+S zu verzichten. 175'000 Unterschriften in nur knapp mehr als einem Monat. Hinzu kommen noch etliche Verbände und Vereine, die sich ausnahmslos kritisch zur geplanten Subventionskürzung geäussert haben.
Dieser breite Unmut ist auch Professor Matthias Baumgartner aufgefallen, der an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen das Institut für Bewegung, Sport und Gesundheit leitet. «Offensichtlich ist es ein Anliegen, wenn schon ein Rumoren durch die Schweiz ging.»
Beleg für Erfolg des Programms
Eine Überraschung sei das breite Interesse an diesem Thema für ihn allerdings nicht, sagt Baumgartner. Sondern viel eher der Beleg dafür, wie erfolgreich das Programm in den letzten Jahren gewesen sei und wie tief J+S unsere Gesellschaft durchdrungen habe. Jugend und Sport organisiere beispielsweise zahlreiche Kurse und Lager, stelle Leihmaterial für Schulen zur Verfügung und unterstütze Vereine und Verbände finanziell.
Matthias Baumgartner sagt, in der Schweiz kämen heutzutage praktisch alle Menschen irgendwann in irgendeiner Form mit J+S in Kontakt. «Zurzeit sind 680'000 Kinder und Jugendliche mit ihren Familien dahinter. Plus die Leiterinnen und Leiter, die das auch anbieten. Da würde ich sagen, das ist schon eine breite Masse.»
J+S fördert zivilgesellschaftliches Engagement, wovon die Gesellschaft profitieren kann.
Komme hinzu, dass J+S nicht nur Sport fördere, sondern auch Werte vermittle, sagt Baumgartner. Das Programm sei nämlich so angelegt, dass viele Jugendliche ab 14 oder 15 Jahren selber zu Trainerinnen und Trainern ausgebildet werden und so in ihren Vereinen später selber Verantwortung übernehmen könnten. Dies fördere zivilgesellschaftliches Engagement, sagt Baumgartner. «Das ist auch etwas, wovon dann die Gesellschaft profitieren kann.» So lasse sich erklären, warum das Förderprogramm J+S die Schweiz nicht nur sportlich, sondern auch emotional bewege, sagt Baumgartner.
20 Millionen Franken sind schwer aufzutreiben
Im Rahmen des Entlastungspaketes will der Bund seine Beiträge an das Förderprogramm um rund 2 Millionen Franken senken. Das Problem hierbei: Weil immer mehr Kinder und Jugendliche an J+S-Programmen teilnehmen, müsste das J+S-Budget eigentlich um gut 20 Millionen Franken aufgestockt werden, damit man pro Kind die gleichen Beiträge zahlen kann wie in den letzten Jahren. Weil dies aber nicht vorgesehen ist, müssen die Vereine mit weniger Geld rechnen.
In der Welt des Sports seien 20 Millionen Franken nicht leicht aufzutreiben. «Da müssten die Eltern einspringen, da müssten Gemeinden dafür aufkommen. Man müsste ein Lager beispielsweise komplett anders organisieren, damit es günstiger wird. Das wird schwierig.»
Zumal mit den J+S-Subventionen ja nicht nur Sport gefördert, sondern gleichzeitig auch noch Gesundheitsprävention betrieben werde. «Wir haben rund 2.4 Milliarden direkte Behandlungskosten durch Krankheiten, die entstehen aufgrund von Bewegungsmangel», so Baumgartner.
Über das Budget von J+S entscheidet letztlich das Parlament.