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Widerstand gegen Massnahmen Massnahmen-Skeptikerin: «Ich kann mich nicht verbiegen»

Caroline Jockel ist «im Widerstand»: Sie ist Massnahme-Skeptikerin, Impf-Skeptikerin, Medien-Skeptikerin und wird gegen das Covid-19-Gesetz stimmen. Den Abstimmungskampf hat der Verein «Verfassungsfreunde» heute begonnen.

In einem Liestaler Einfamilienhausquartier wohnt sie, Caroline Jockel, Massnahmen-Gegnerin. Wer zu ihr nach Hause kommt, soll die Maske ablegen: Man wolle sich umarmen und singen für ein Leben in Frieden und Wahrheit. So steht es an der Eingangstüre.

«Wenn mir etwas nicht entspricht, dann verbiege ich mich nicht. Ich lasse mir nicht einfach sagen, was ich denken und tun soll, das war schon immer so. Zum Unmut meiner Eltern», sagt die 37 Jahre alte Caroline.

Sie sitzt in ihrer grosszügigen Stube, trägt Rastafrisur, Nasenring und ist umgeben von einer kinderfreundlich-farbigen Einrichtung. Drei Kinder im Primarschulalter hat sie, einen grossen Garten und eine feste Überzeugung: «Man sagt uns nicht die ganze Wahrheit, ja, ich glaube, es findet ein Betrug statt.»

Keine Verschwörungstheoretikerin

Jockel ist keine Verschwörungstheoretikerin, sie ist eher gegen Konventionen, sie ist ein Skeptik-Punk: Skeptisch gegen Autoritäten, skeptisch gegen Medien, skeptisch gegen PCR-Tests, skeptisch gegen die Impfung sowieso und durch und durch auf Individualität getrimmt. Sie sagt eher Nein als Ja. Jeder und jede solle selber entscheiden, was man für richtig halte. Maske hält sie für falsch – ein Verrat an sich selber – und das Covid-Gesetz bedrohe wie viele Massnahmen ihre Bewegungsfreiheit, ihre Unversehrtheit. Beides aber garantiere die Verfassung.

Dem Einwand, dass die Verfassung ebenso verlange, dass wir alle nach «Kräften zur Bewältigung der Aufgaben in Staat und Gesellschaft» beitragen, entgegnet sie wiederum mit der Verfassung. Die hat sie wegen der Massnahmen zum ersten Mal gelesen und da stehe, man sei vor Willkür geschützt. Und, dass alle gleich seien. «Wenn ich mich nicht impfen lassen würde, dann wäre ich nicht mehr gleich, dann wäre ich benachteiligt», sagt Caroline Jockel und damit habe sie «ganz fest Mühe».

Bisher wählte sie die Grünen

Die Covid-19-Impfung, immer wieder. Der Verein Verfassungsfreunde ist auf Vorstandsebene mit Impfgegnern verstrickt, die Befürchtung, dass die Schweiz vor einem Impfzwang stehe, ist riesig. Obwohl das weder gesetzlich ginge, noch der Bundesrat oder das Parlament wollen, meinen Jockel und viele im «Widerstand»: Dagegen müssen wir uns wehren. Dass das Covid-19-Gesetz zulassen würde, bei Quarantänemassnahmen zwischen Geimpften und Nichtgeimpften zu unterscheiden, ist ein wesentlicher Antrieb für Jockel: «Ich wäre nicht mehr frei in meiner Entscheidung und das darf in keinem Gesetz stehen.»

Mit ihrer Impfskepsis spricht sie wohl vielen Wählern und Wählerinnen der Grünen Partei aus dem Herzen und bisher war auch Jockel eine. Künftig vielleicht nicht mehr, ihren Mitgliederbeitrag hat sie sistiert, denn die Grünen stehen voll hinter den Massnahmen und fordern eher mehr als weniger.

Jockel glaubt, was in ihr Puzzle passt

Nicht so Jockel: Sie traut dem Bundesrat nicht, sie traut Swissmedic nicht. «Die Leute lassen sich informieren, von SRF, vom Blick, von 20 Minuten – ich aber will mich selber informieren, ich will die Puzzleteile selber zusammenfügen, und zwar so, dass es für mich Sinn macht», sagt Jockel.

Die Berichterstattung über die Kundgebung in Liestal – Jockel war dabei – sei so falsch gewesen, haarsträubend. Das habe ihr Misstrauen gegenüber Medien nur verstärkt. Einfach zu glauben, sei «extrem gefährlich», findet die Lehrerin. Und so glaubt Caroline Jockel, die sympathische und gescheite Frau, lieber nur das, was in ihr Puzzle passt.

Immerhin gesteht sie dem Bundesrat zu: «Es ist extrem schwierig, es 8.6 Millionen Menschen recht zu machen. Ich würde diese Entscheide nicht fällen wollen.»

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SRF 4 News, 15.04.2021, 11.00 Uhr

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