Nur noch mit Zertifikat ins Kino oder Restaurant – das wird wohl noch einige Wochen Realität bleiben in der Schweiz. Deshalb will der Bundesrat den Zugang zum Zertifikat vereinfachen: mit einem «Schweizer Zertifikat». Ein solches sollen beispielsweise Genesene beantragen können, die ihre Erkrankung aber nicht mit einem PCR-Test belegen können. Diese sollen mit einem aktuellen positiven Antikörpertest ein Zertifikat erlangen können. Dieses Zertifikat soll 90 Tage lang gültig sein, aber nur in der Schweiz.
Diesen Vorschlag hat die Regierung am 20. Oktober in die Vernehmlassung geschickt, entscheiden will sie am 3. November. Die Recherche von SRF News zeigt nun: Dieser Vorschlag kommt bei den meisten Kantonen gut an. Zürich beispielsweise begrüsst den Vorschlag des Bundesrats, gibt aber zu bedenken, dass damit «die Impfoffensive geschwächt werde» und empfiehlt eine kürzere Gültigkeitsdauer.
Das Antikörper-Zertifikat kann die genesenen Personen in falscher Sicherheit wiegen.
Eine Schwächung der Impfoffensive befürchtet auch der Kanton Aargau . Unter allen erhaltenen Antworten spricht sich der Kanton als einziger gegen das «Schweizer Zertifikat» aus. Das aktuelle System sei heute schon «unübersichtlich» und werde so noch komplizierter. Zudem befürchtet der Regierungsrat, «das Antikörper-Zertifikat kann die genesenen Personen in falscher Sicherheit wiegen».
Vorbehalte bei Antikörpertests
Vorbehalte haben einige Kantone in Bezug auf die Antikörpertests, mit denen eine vergangene Covid-Infektion belegt werden kann. «Dabei muss sichergestellt werden, dass nur validierte Tests zu einem Zertifikat führen, um Missbrauch zu verhindern», schreibt etwa der Kanton Zug .
Der Bundesrat will zudem bestehende Zertifikate für Genesene, die einen PCR-Test vorlegen können, verlängern; von heute 180 auf 365 Tage. Dieser Vorschlag kommt bei den meisten Kantonen gut an. Auch wenn dieses verlängerte Zertifikat nur in der Schweiz gültig ist.
Zertifikat für Touristinnen und Touristen
Auf offene Ohren bei den Kantonen stösst auch der Vorschlag des Bundesrats, den Zugang für Touristinnen und Touristen zu vereinfachen. So sollen auch solche, die mit einem Impfstoff geimpft sind, der bisher nur von der WHO zugelassen wurde, ein Zertifikat für 30 Tage erhalten. (Betroffen sind im Moment die Impfstoffe Sinovac und Sinopharm.)
Ein Vorschlag des Bundesrats fällt dagegen bei mehreren Kantonen durch; und zwar ein Zertifikat für Personen, die sich aus medizinischen Gründen weder impfen noch testen lassen können. Laut dem BAG sollen hier schweizweit maximal ein paar hundert Personen in der Schweiz betroffen sein. So lehnen beispielsweise die Kantone Genf, Waadt, Graubünden oder Basel-Land diese Pläne ab. Die kritischen Kantone befürchten ein grosses Missbrauchspotential. Einige Kantone wie etwa Glarus schlagen vor, dass betroffene Personen sich weiterhin gratis testen lassen können.
Der Bundesrat soll umgehend die Aufhebung der erweiterten Zertifikatspflicht an die Hand nehmen.
Ein paar Kantone betonen in ihren Stellungnahmen, dass sie zwar einverstanden seien mit den Plänen für das «Schweizer Zertifikat», platzieren aber auch Forderungen. «Der Bundesrat soll umgehend die Aufhebung der erweiterten Zertifikatspflicht an die Hand nehmen», fordert etwa Zug . Oder Uri will, dass der Bundesrat einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Pandemie präsentiert.
Andere Kantone nützen die Gelegenheit, um zu betonen, dass der Zeitpunkt für die Aufhebung der Massnahmen noch nicht gekommen sei. Freiburg etwa schreibt, dass «es noch nicht Zeit ist, die erweiterte Zertifikatspflicht aufzuheben, wegen der ungenügenden Immunität der Bevölkerung».