Dario Huber hat einst Militärdienst geleistet, er brachte es bis zum Offizier. Heute ist er als «Zivi» in einem Orang-Utan-Schutzprojekt in Indonesien engagiert. «Im Militär habe ich keine schlechte Zeit gehabt», sagt er, doch die WK fand er dann schlecht organisiert.
Huber wechselte in den Zivildienst. «Ich kann hier alles an einem Stück machen und bin dann wesentlich schneller fertig als wenn ich jedes Jahr einen WK machen müsste.» Und die Arbeit sei für ihn erst noch sinnstiftender.
Genau solche Wechsel wollen Bundesrat und Parlament künftig erschweren: Nach dem Nationalrat wird während der Herbstsession voraussichtlich auch der Ständerat Ja sagen zu Massnahmen, die den Wechsel vom Militär- in den Zivildienst unattraktiver machen sollen. Neu gäbe es etwa für Zivildienstleistende eine jährliche Einsatzpflicht. Oder alle, die in den Zivildienst wechseln, müssten mindestens 150 Diensttage leisten. Der Bundesrat schätzt, dass sich die Zahl von Zulassungen zum Zivildienst mit diesen und anderen Massnahmen von jährlich gegen 7000 auf 4000 reduzieren liesse.
Panzeroffiziere wollen Zivildienst ganz abschaffen
Erich Muff reicht das nicht. Der Präsident der Offiziersgesellschaft (OG) Panzer fordert in einem Positionspapier: «Die jährlichen Abgänge aus der Armee in den Zivildienst sind mit der Abschaffung des Zivildienstes zu stoppen.»
Die «Rundschau» hat Muff am Rande der Feierlichkeiten zu 25 Jahren OG Panzer getroffen. Er ist überzeugt, dass die Massnahmen von Bundesrat und Nationalrat nicht reichen. Für Muff liegt die Lösung in einer Zusammenlegung von Zivildienst und Zivilschutz zu einem Katastrophenschutz. Einsätze, die Zivis heute leisten – zum Beispiel in Altersheimen, Schulen oder in Umweltschutzprojekten – würden so wohl wegfallen.
Gewissensprüfung wieder einführen?
Auch Stefan Holenstein ärgert sich über die vielen Abgänge aus dem Militärdienst. Eine Abschaffung des Zivildienstes geht dem Präsidenten des Verbandes Militärischer Gesellschaften (VMG) aber zu weit. Er fordert – wie der Nationalrat – die Wiedereinführung der Gewissensprüfung.
2009 kam die Politik zum Schluss, dass die Bereitschaft, einen eineinhalbmal längeren Zivildienst zu leisten, Nachweis genug für einen Gewissenskonflikt sei. «Das hat zu einer faktischen Wahlfreiheit geführt», kritisiert Holenstein.
Marc Blum hatte die RS und einen WK absolviert. Dann wechselte er in den Zivildienst. Sein Einsatzgebiet ist heute die Alp Rainhütten im Kanton Appenzell Innerrhoden. Dort sammelt er zum Beispiel Kuhfladen ein, um die Weiden vor Überdüngung zu schützen. «Ich sehe ein bisschen beide Seiten. Einerseits finde ich auch, dass es fast etwas einfach ist, in den Zivildienst zu wechseln. Andererseits habe ich den Eindruck: Was ich hier mache, bringt genau so viel, wie wenn ich für das Land ins Militär ginge.»
Und Zivi Dario Huber findet: «Orang-Utans sind noch ein bisschen schutzbedürftiger als unsere Schweizer Bevölkerung». Der Ständerat entscheidet am 24. September über die Massnahmen, mit denen der Zivildienst weniger attraktiv werden soll.