- Der Schweizer Tierschutz (STS) hat im Zoo Zürich seinen Zoobericht 2020 vorgestellt.
- Darin werden 42 Schweizer Zoos und Tierparks bewertet.
- Die Qualität der Zootierhaltung habe sich verbessert, doch gebe es immer noch Sünder, heisst es im Bericht.
Die Haltung der Kalifornischen Seelöwen im «Zolli» Basel beispielsweise mute «wie ein Relikt aus vergangener Zeit» an, teilte der STS mit. Die Crux in Basel: Der Zoo liegt mitten in der Stadt und lässt sich deshalb räumlich nicht erweitern.
Der STS begrüsst, dass im Basler Zoo einige Tierarten aufgegeben wurden, um anderen mehr Raum zu verschaffen. Doch gebe es immer noch Luft nach oben, ein weiterer Abbau der Vielfalt wäre gemäss Tierschutz zu begrüssen. Denn mit seinen Zuchterfolgen und den vielen «durchaus gelungenen» neuen Gehegen sei der «Zolli» immer noch einer der bedeutsamsten Zoos in der Schweiz.
Samuel Furrer, Leiter Fachstellen Schweizer Tierschutz, lobte auch den Masoala Regenwald im Zürcher Zoo. Diese sei eine der «besten Zooanlagen weltweit». Sie biete den Tieren viele Reize, die deren natürliche Verhaltensweisen förderten. Anlagen mit solchen Merkmalen seien wichtig für eine tierfreundliche Haltung. Der Zürcher Zoo habe in dieser Hinsicht einen Vorbildcharakter.
Kritik für Menschenaffen-Anlagen
Kritik gab es für die Zürcher hingegen für die Anlagen der Menschenaffen. Deren Ausstattung sei dürftig, heisst es im Bericht. Allerdings ist die Erneuerung der Anlagen geplant, im September wird der Zoo Zürich seine Entwicklungsstrategie für die nächsten 30 Jahre präsentieren, wie Zoo-Direktor Severin Dressen vor den Medien sagte.
Die Anlagen aus den 1980er-Jahren seien aus tierhalterischer Sicht zudem noch immer zufriedenstellend. Aus ästhetischer Sicht entsprächen sie allerdings nicht mehr dem Zeitgeist, so Dressen. «Dazwischen liegen aber auch 40 Jahre.»
Gar nicht gefallen hat den Verfassern des Zooberichts die Wildschweinanlage im Walliser Zoo Les Marécottes. Auch der Tier- und Erlebnispark Seeteufel im bernischen Studen bekommt eine Rüge: Er zeige Kaimane und Wasserschildkröten auf blankem Beton.
Generell müssten Zoos ausserdem im Bereich Pädagogik aufholen, sagte STS-Geschäftsführer Furrer. Es gebe bisher wenig bis gar keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse, dass sich Menschen nach einem Zoobesuch nachhaltiger verhielten oder die Thematik Tierwohl besser verstünden. «Wenn Pädagogik für Zoos so wichtig ist, dann müssen sie das wissenschaftlich belegen», so Furrer.
«Klar höheres Niveau»
Doch Lob überwiegt: Seit der letzten, 2014 veröffentlichten Recherche gebe es in Schweizer Zoos mehr Platz für die Tiere, mehr gut strukturierte Anlagen und ein zunehmendes Bewusstsein für Tierschutzanliegen.
«Erkenntnisse der modernen Tiergartenbiologie und der Druck von Tierschutz und kritischen Zoobesuchern und -besucherinnen tragen das Ihrige dazu bei, dass sich die Qualität der Tierhaltung heute auf einem klar höheren Niveau als noch vor 20 Jahren präsentiert», heisst es. Die Zeiten, in denen Wildtiere, wie Waren ausgestellt, dem staunenden Publikum präsentiert wurden, sollten definitiv vorbei sein.