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Zürcher Projekt verzögert Junge müssen auf Gratistests für Geschlechtskrankheiten warten

Im letzten Herbst wollte Zürich Tests für Syphilis oder Tripper kostenlos machen. Nun wird das Projekt verschoben.

Gross hat die Stadt Zürich vor längerem ihre «Schweizer Premiere» angekündigt: Sie wolle junge Personen gratis auf sexuell übertragbare Krankheiten testen, hiess es an einer Medienkonferenz. Denn Infektionen mit Tripper, Syphilis und Chlamydien nehmen seit einigen Jahren zu. Am häufigsten treten die Krankheiten in Zürich auf. Die grösste Stadt der Schweiz zieht nämlich viele junge und sexuell aktive Personen an.

Metropolen wie Berlin oder Sydney setzen schon länger auf Gratistests. Zürich hätte im Herbst 2022 damit starten wollen. Doch der Kampf gegen Geschlechtskrankheiten verzögert sich, wie SRF erfahren hat. «Wir werden mit den Gratistests erst ab Juni starten», bestätigt Projektleiterin Barbara Burri. Der Grund für die Verschiebung: Die Stadt musste eine Rekursfrist abwarten.

Persönliche Leidensgeschichten verhindern

Die Zeit bis zum Sommer soll aber nicht ungenutzt verstreichen. Personal wird gesucht und geschult, die Werbung entsteht. «So sind die Leute informiert, dass die Tests und Beratungen im Juni stattfinden.»

Ein Test für sexuell übertragbare Krankheiten
Legende: Tests kosten 260 Franken, was laut der Stadt Zürich für junge Menschen mit geringem Einkommen und hohen Franchise häufig zu teuer ist. Keystone / Michael Buholzer

Gratis sind die Tests hauptsächlich für Personen unter 25 Jahren. Es ist die Bevölkerungsgruppe, welche ein hohes Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten hat. Gleichzeitig können sich Junge die Testkosten oft nicht leisten. Vor allem jene Personen, die nur wenig verdienen und bei der Krankenkasse eine hohe Franchise haben.

Gratistests für Menschen mit wenig Einkommen

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Das Angebot richtet sich nicht nur an Junge. Auch wer sich die Tests nicht leisten kann und eine KulturLegi besitzt, kann es nutzen.

Getestet wird auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper und Hepatitis. Häufig verursachen diese Infektionen keine Schmerzen, bleiben unentdeckt. So werden sie unbewusst weiterverbreitet. Die gesundheitlichen Folgeschäden können gross sein: «Es kann zu Aids, Unfruchtbarkeit oder Krebs kommen», sagt Burri.

Die Gratistests sollen persönliche Leidensgeschichten verhindern. Gleichzeitig ist es laut Burri auch für die Gesellschaft wichtig, die Infektionen früh zu unterbinden. «Eine Aidserkrankung kann zu Kosten zwischen 800'000 Franken und einer Million führen. Wir hoffen, dass wir mit Gratistests längerfristig auch Kosten senken können.»

Die Universität Zürich begleitet das Pilotprojekt wissenschaftlich, die Fachstelle Sexuelle Gesundheit Zürich führt die Tests durch. Dauern soll das Pilotprojekt drei Jahre. Am Schluss entscheidet die Stadt Zürich, ob sie das Angebot ausweitet. Dann könnte sich in Zukunft die ganze Bevölkerung gratis auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 10.01.2023, 08.30 Uhr ; 

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