295 Stimmen. So viele Stimmen holten zwei Angehörige der SVP, die beide für den Gemeinderat in Laupersdorf SO kandidiert hatten. Wer also von beiden, Beat Künzli (SVP, bisher) oder Roger Probst (SVP, neu), sollte den einen freien Gemeinderatssitz erhalten?
In diesem seltenen Fall musste gemäss Solothurner Wahlgesetz das Los entscheiden. In der Folge wurde ein langjähriger Gemeinderat «abgewählt».
Zeugen sind wichtig
Ob das Los wirklich ein Zettel ist oder ob Stöckchen gezogen oder Münzen geworfen werden, sei nicht konkret geregelt, sagt Pascale von Roll, stellvertretende Staatsschreiberin des Kantons Solothurn: «Es gibt keine konkreten Vorgaben, wie der Losentscheid durchgeführt werden muss. Wichtig ist, dass es transparent und nachvollziehbar ist.»
Die Wahl fiel auf den Fünfliber. Und dieser Losentscheid darf per Gesetz nicht von einer Person alleine in einem Kellerabteil der Gemeindeverwaltung durchgeführt werden. Es braucht Zeugen. In Laupersdorf SO war das siebenköpfige Wahlbüro dabei, als Kopf oder Zahl entschieden hat, wer für die nächsten vier Jahre für die SVP im Gemeinderat sitzt. Das Ganze wurde auch gefilmt.
Es ist keine Abwahl.
Der Fünfliber fiel zugunsten des neuen Kandidaten Roger Probst. Er war «Zahl», Kollege Beat Künzli «Kopf». Dieser ist damit nach 16 Jahren nicht mehr im Gemeinderat.
Er freue sich trotzdem, weil seine SVP einen zweiten Sitz im Gemeinderat geholt habe, so Künzli: «Es ist keine Abwahl, es ist ein Losentscheid. Es ist jetzt so und kein Problem», sagt er gegenüber SRF sportlich.
Tradition seit Grossmutters Zeiten?
Roger Probst kennt das Gefühl ein wenig. Er war bereits einmal Gemeinderat, fiel dann aber als Überzähliger raus, als der Rat von 9 auf 7 Personen verkleinert wurde. Jetzt ist Roger Probst erneut im Gemeinderat.
Meine Grossmutter wurde auch per Losentscheid in den Gemeinderat gewählt.
Der Münzwurf liege in der Familie, erzählt er: «Als wir am Wahltag im Gemeindezentrum zusammen kamen, hat mir ein ehemaliger Gemeindepräsident erzählt, dass meine Grossmutter vor 48 Jahren auch per Losentscheid in den Gemeinderat gewählt wurde.» Notabene als erste Frau in diesem Gremium.
Der Münzwurf hat also eine gewisse Tradition in der Gemeinde Laupersdorf. Immerhin: Der Losentscheid sorgt offenbar nicht für rote Köpfe. Und ganz ohne politisches Amt muss der nicht mehr gewählte Beat Künzli nicht durchs Leben gehen. Er bleibt weiterhin Kantonsparlamentarier und dort Fraktionschef der SVP.