Im luzernischen Sursee werden sieben Kreisel durch intelligente Ampeln ersetzt. Die Kreisel verstopfen zunehmend und sind dem wachsenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen. An anderen Orten in der Schweiz kennt man das Problem
SRF News hat am Sonntag darüber berichtet und der Artikel dazu ist auf grosses Interesse gestossen. Doch: Bei der Community sind viele Fragen offengeblieben. Hier sind die Antworten auf die drängendsten dieser Fragen.
Wie funktionieren diese intelligenten Ampeln genau? Im Unterschied zu herkömmlichen Lichtanlagen teilt die intelligente Ampel die Verkehrsführung nicht in vorprogrammierte Grün- und Rot-Phasen ein. Sie entscheidet von Sekunde zu Sekunde neu, ob die Ampeln auf Grün oder Rot schalten sollten. Dieser Entscheid übernimmt ein Algorithmus, der pro Sekunde bis zu 10'000 Varianten prüft. «Wir geben ihm einzig vor, welche Fahrspuren nicht zusammen Grün erhalten dürfen», sagt Thomas Karrer, der in der Stadt Luzern für das Pilotprojekt der intelligenten Ampeln an der Tribschenstrasse verantwortlich ist.
Im Fahrbelag seien sogenannte «Detektionsschlaufen» eingelassen. Diese Sensoren messen, wie viele Fahrzeuge unterwegs sind und wie schnell sie fahren. Zusätzlich werden die Fahrzeuge auch von Videokameras erfasst. «Anhand dieser Daten rechnet das System aus, wie lange es noch geht, bis ein heranrollendes Fahrzeug bei der Ampel ist», so Karrer. Es versuche dann, bei seiner Ankunft möglichst auf Grün zu schalten. Busse erhielten ausserdem eine höhere Priorität als Autos.
Wo sind die Grenzen der intelligenten Ampelsysteme? Zu den absoluten Stosszeiten helfe auch eine intelligente Ampel nicht viel, sagt Verkehrsexperte Alexander Erath von der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Wenn von allen Seiten gleich viel Verkehr kommt, dient es dem Fluss nichts, wenn man einzelne Strassen bevorzugt.» Zu Wartezeiten komme es so oder so. Diese Erfahrung hat man auch in der Stadt Luzern gemacht.
Welche Kosten entstehen bei einem solchen Rückbau und ergibt das überhaupt Sinn? Es gibt noch wenige Verkehrsknoten, wo Kreisel durch intelligente Ampeln ersetzt wurden, deshalb liegen keine Durchschnittswerte zu den Kosten vor. In Sursee kostet der Rückbau der sieben Kreisel und deren Aufrüstung zu intelligenten Ampeln bis zu 60 Millionen Franken. Die Preise werden jedoch je nach Situation vor Ort stark variieren.
Ob es Sinn ergibt, das wird sich zeigen müssen. In der Stadt Luzern , wo zwei herkömmliche Signalanlagen aufgerüstet wurden, hat sich der Verkehr tatsächlich reduziert. Die Wartezeit an diesen Kreuzungen nahm mit den intelligenten Ampeln um bis zu 38 Prozent ab. Auch Oberesslingen in Deutschland machte gute Erfahrungen mit dem System. In Unterschied zu Sursee standen an diesen beiden Orten jedoch keine Kreisel.
Anstatt die Kreisel zurückzubauen: Wäre eine Kombination aus Ampel und Kreisel nicht sinnvoller? Es gibt gewisse Beispiele, wo Kreisel mit Ampeln kombiniert wurden. Meistens sei dies jedoch für den öffentlichen Verkehr, sagt Verkehrsexperte Alexander Erath. «Wenn ein Tram auf einer eigenen Spur direkt durch den Kreisel hindurchfährt, muss der Verkehr mit einer Lichtsignalanlage reguliert werden.»
Ein solches System sei grundsätzlich weniger leistungsfähig als eine herkömmliche Lichtanlage. «In Sursee, wo die Verkehrsmenge gestiegen ist, würde es wohl nicht helfen. Zudem könnte es für Verkehrsteilnehmende verwirrend sein, wenn die Lichtanlage beim Kreisel nur temporär in Betrieb ist.»