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Zwei Jahre nach dem Angriff Die Schweizer Solidarität mit der Ukraine hat sich verändert

  • Fast zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine denken Schweizerinnen und Schweizer im Rahmen von Anlässen und Demos an die Menschen in der Ukraine.
  • Die Solidarität mit den geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern war bei Kriegsausbruch gross: Rund 60 Prozent der Geflüchteten kamen damals in Gastfamilien unter.
  • Diese Solidarität hat sich gewandelt – weg von der Emotionalität hin zu mehr Sachlichkeit.

Ob mit einer Menschenkette wie in Zürich oder einer Demonstration wie in Bern – auch in der Schweiz wird dieser Tage speziell an die Menschen in der Ukraine gedacht. Denn: Am Samstag vor zwei Jahren hat Russland das Nachbarland angegriffen. Nach wie vor ist kein Ende des Krieges absehbar.

Die Art der Solidarität hat sich verändert

Der russische Angriff auf die Ukraine schockierte auch die Schweiz. Tausende Familien nahmen ukrainische Flüchtlinge auf. Rund 60 Prozent der Geflüchteten lebten damals in Gastfamilien. Im Mai 2023 war es laut Staatssekretariat für Migration SEM noch ein Drittel.

Flüchtlinge aus der Ukraine bei einem Anlass in Bern mit Dankesschildern.
Legende: Hilfe und Solidarität schon in den ersten Kriegswochen: Ein Kind aus Ukraine spielt auf einem Bett, am Freitag, 11. März 2022, in Mümliswil. Keystone/ANTHONY ANEX

Aktuell seien es wohl noch weniger, schätzt Livia Leykauf von Caritas Schweiz. Das sei aber nicht negativ. Die Bedürfnisse der Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz hätten sich geändert. Schweizerinnen und Schweizer seien nach wie vor solidarisch: «Wenn man sich im Netz umschaut, gibt es noch enorm viele Initiativen und Angebote mit Ukrainerinnen und Ukrainern.» Aber die Art der Solidarität hat sich geändert.

Was geblieben ist, ist eine Art sachliche Solidarität.
Autor: Sasha Volkov Ukrainischer Verein Schweiz

Der schweizerisch-ukrainische Doppelbürger Sasha Volkov sagt, die Art der Solidarität sei heute weniger emotional. Er ist im Vorstand des Ukrainischen Vereins Schweiz. «Was geblieben ist, ist eine Art sachliche Solidarität, weil viele Leute in der Schweiz verstanden haben, dass dieser Krieg sie auch vielleicht indirekt betrifft und sie helfen müssen.» Unter «sachlicher Solidarität» versteht er beispielsweise, wenn eine Schweizerin den Ukrainern gratis ein Lokal zur Verfügung stelle.

Es gibt auch kritische Stimmen

Im Frühling 2022 aktivierte die Schweiz für die ukrainischen Flüchtlinge den Schutzstatus S. Das heisst, Ukrainerinnen und Ukrainer werden ohne Asylverfahren rasch aufgenommen. Rund zwei Jahre später, leben gut 65'000 Personen aus der Ukraine mit diesem Schutzstatus in der Schweiz.

Wir müssen schauen, dass die Menschen Arbeit haben.
Autor: Reto Nause Mitte-Nationalrat

Immer wieder gibt es auch Kritik an diesem Schutzstatus. Mitte-Nationalrat Reto Nause befürchtet, dass der politische Druck grösser werden könnte. Nause engagiert sich für die Ukraine und findet die Statusdebatte falsch: «Wir müssen schauen, dass die Menschen auch Arbeit haben. Wir haben einen massiven Fachkräftemangel in unserem Land. Also ich sehe hier Potenzial.»

Der Bundesrat sieht es offenbar ähnlich. Er hat den Schutzstatus S für Menschen aus der Ukraine verlängert. Und er will, dass bis Ende Jahr 40 Prozent der erwerbsfähigen Personen mit Status S eine Arbeitsstelle haben.

Heute Morgen, 23.02.2024, 06:00 Uhr

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