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Ihre Fragen zur Krönung «Wird Charles die Kolonialzeit besser aufarbeiten?»

Die Vorbereitungen für die Krönung von Charles III. laufen in Grossbritannien auf Hochtouren. Zwei Expertinnen haben Ihre Fragen dazu beantwortet.

Am 6. Mai wird Charles III. gekrönt. Drei Tage lang soll im Vereinigten Königreich gefeiert werden, unter anderem mit einem grossen Konzert mit Stars aus aller Welt und mit Strassenfesten. Auch ist die Feier mit mehr als 6000 Soldatinnen und Soldaten die grösste militärische Zeremonie seit der Krönung von Charles’ Mutter Queen Elizabeth II. 1953. Die Krönung selbst findet am Samstagvormittag, 6. Mai, in der Londoner Westminster Abbey statt.

Zwei Expertinnen haben Ihre Fragen zur Krönung, der Zeremonie und der Zukunft der Krone beantwortet.

Gäste im News-Chat

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Judith Wipfler
Fachjournalistin Religion SRF

Susanne Cappus
Anglistin

Judith Wipfler und Susanne Cappus werden in der «G&G»-Spezialsendung zur Krönung von König Charles III. live im Studio die geschichtlichen und religiösen Hintergründe zur Krönungszeremonie liefern.

Samstag, 6. Mai 2023, 10.30 Uhr, SRF 1 

Chat-Protokoll

Warum will Charles überhaupt König werden, wenn die Jungen eher für William als König einstehen? Kann Charles seinem Amt gerecht werden?

Susanne Cappus: König Charles hat ja ewig darauf gewartet, seinen eigentlichen Beruf «König» aufnehmen zu können. Und jetzt, endlich, mit 74, ist es soweit! Da möchte er wohl nicht verzichten, auch wenn die Jungen eher William möchten. Das britische Amt des Monarchen kann gut den Kräften angepasst werden und ist eher repräsentativ. Dazu muss er nicht wie wir die Wäsche waschen oder kochen. Es ist somit davon auszugehen, dass er das Amt gut ausführen kann.

Welche prominenten Gäste werden an der Krönung dabei sein? Wie schafft man es, zur Krönung eingeladen zu werden?

Judith Wipfler: Wir wissen bereits vom französischen Präsidenten Macron, die First Lady der USA ,Jill Biden, und unserem Bundespräsidenten Alain Berset, aber Sie meinten ja Promis … Ich finde interessanter, wer nicht kommt, dass nämlich zahlreiche Staatsregierungen, insbesondere der ehemaligen Kolonialstaaten wie etwa Indien nicht kommen, oder auch der US-Präsident nicht. Angeblich hätten auch einige Popstars abgesagt zu kommen oder/und am Konzert am Sonntag aufzutreten, etwas zu komponieren, beispielsweise Sir Elton John. – Das Königshaus scheint international tatsächlich an Attraktion verloren zu haben. «Wie schafft man es, zur Krönung eingeladen zu werden?» – sehr berühmt sein, britisch sein, adlig, zur Elite des Landes gehören, verwandt mit denen sein – oder alles zusammen.

Warum hat Charles Harry überhaupt eingeladen, wenn Harry die ganze Familie hintergangen hat?

Susanne Cappus: König Charles III. hatte und hat eine enge Beziehung zu Harry, wie auch zu William. Da möchte er wohl seinen Sohn, trotz allem, an einem der grössten Tage seines Lebens mit dabeihaben. Darüber hinaus signalisiert Charles III. auch, dass er königlich über den Dingen steht und versöhnlich die Hand bietet. Keine schlechte Strategie, um dem eventuell nächsten Angriff elegant zu begegnen.

Die Zeremonie hat einen getakteten Zeitplan und dahinter steckt viel Tradition. Gibt es Andenken, diese Traditionen zu durchbrechen? Oder ist gerade die Tradition das, was das Königshaus ausmacht?

Susanne Cappus: Der Zeitplan der Krönungszeremonie in Westminster Abbey ist eng getaktet und von Tradition durchtränkt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass mit dieser Tradition oder mit wesentlichen Teilen davon gebrochen wird. Briten und Britinnen und der Bruch mit Traditionen sind eigentliche Gegensätze. Aber, Traditionen werden immer wieder neu interpretiert. Keine Krönung in diesen ca. 900 Jahren ist gleich. Es werden sanfte aber manchmal gleichzeitig markante Änderungen vorgenommen. Eine werden wir am 6. Mai in der Westminster Abbey erleben. Angehörige nicht-christlicher Glaubensrichtungen werden die Regalien wie Sporen, Szepter etc. überreichen. Ein Novum, das für Interreligiosität steht und vor 70 Jahren bei der Krönung von Elizabeth II. nicht möglich gewesen wäre.

Für mich ist diese jahrhundert alte traditon nicht mehr zeitgemäss, es schwebt zuviel staub durch die luft. ich hoffe, das prinz williams einst als moderner könig aufhört mit diesem theater, und wie in allen noch existierenden monarchien in europa eine schlichte vereidigung zelebrieren will. wäre dies für grossbritanien möglich?

Judith Wipfler: Bis dato nicht. Tradition ist den (mehrheitlichen) Britinnen und Briten alles, würde ich meinen, denn eine echte politische Funktion hat die Monarchie ja explizit keine mehr; auch ihr Einfluss in der Kirche ist eher zeremoniell, – so setzt er den Erzbischof der Church of England ein, aber den haben letztendlich ebenso andere gewählt wie das britische Parlament auch. – Solange die Brit:innen selbst das und so wollen, wird es das geben. Ihre Tradition, ihr Königshaus, die Rückbezüge ins Mittelalter oder sogar bis ins Heilige Land … (so unhistorisch die sein mögen), all das vermittle den Brit:innen Sicherheit, höre ich immer wieder. Mit Queen Elisabeth II. ist nun eine Garantin von Tradition und Sicherheit abgetreten. Mal schauen, wie das jetzt weitergeht mit der Akzeptanz.

Wie ist das mit camilla, ist sie königin oder königin-gemahlin? hat sie eigene offizielle aufgaben oder ist es eine unterstützunde funktion für charles?

Susanne Cappus: Eine wunderbare Frage! Camilla ist einfach alles. Sie ist offiziell «Queen Consort», das heisst, «Königsgemahlin». Sie wird aber einfach «Königin» genannt, also «Königin Camilla». Sie ist also Beides. Ihre Aufgabe ist es, Charles III. bei seiner Amtsausübung zu unterstützen, wie das Prinz Philipp bei Königin Elisabeth II. und Königin Elizabeth, die Königinnenmutter, bei ihrem Ehemann König Georg VI. gemacht hatten. Diese Aufgaben ist Tradition und allen bekannt und hat damit auch einen offiziellen Charakter. Königin Camilla hat zusätzlich auch eigene Einflussbereiche. Sie hat diverse Schirmherrschaften übernommen und setzt sich unter anderem für Osteoporosepatientinnen und -Patienten, für sterbende Menschen in Hospizen, für leseschwache Kinder sowie für weibliche Gewaltopfer ein.

Sind Charles Ziele, dem Umweltschutz zu folgen, nicht widersprüchlich aufgrund seines Status und luxuriösen Lebensstils? Zudem viele für die Krönung angereist sind – per Flugzeug.

Judith Wipfler: Ich persönlich möchte Ihnen recht geben; für mich ist das auch ein Widerspruch (durch die Welt fliegen und alte Autos fahren und dann Umwelt predigen). Aber: Umweltschutz ist dieses Königs Herzens- und Kernthema, – noch bevor das andere vertraten, förderte er Forschung und Engagement, pflanzte Bäume, führte seine Kinder an Umweltbewusstsein heran. Er wurde dafür belächelt, dass er mit Pflanzen spreche, – heute ist da viel mehr Verständnis. Aber: es bleibt ambivalent, – wie doch auch unsere Lebensweise nicht CO2-neutral ist, wenn ich ehrlich mit mir bin.

Gibt es inoffiziell Stimmen, wie Harrys Biografie im Buckingham Palace angekommen ist? Hat sie etwas ausgelöst? Oder waren die Enthüllungen «nur» ein weiterer kleiner Skandal?

Susanne Cappus: Ja, diese Stimmen gibt es. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, in welchen Zeitungen und Interviews von royal nahen Kreisen ich das gelesen und gehört habe. Es waren auf alle Fälle verschiedenen Stimmen, die das Gleiche sagten. König Charles soll sehr verletzt gewesen sein, sich aber auch gefragt haben, ob er Harry beim Tod seiner Mutter, Prinzessin Diana, genügend unterstützt habe. Prinz William sei wütend geworden. Diese «Enthüllungen» hatten den Charakter eines Skandals und sind wohl auch nicht die letzten Vorwürfe, die wir von Harry und Meghan hören werden.

Ist bei Charles mit einer «besseren» Aufarbeitung der Kolonialzeit zu rechnen? Wie viele Schätze der britischen Krone haben eigentlich noch eine heikle Provenienz? Und wird bei einigen davon diskutiert über eine Rückfuhr ins Heimatland?

Judith Wipfler: Was bisher kam, war sehr zurückhaltend. König Charles kann hier auch seine Regierung nicht überstimmen. UK weigert sich bis dato, irgendwas zurückzugeben oder Schuld einzugestehen. Zuletzt erregten Publikationen darüber, wie das Königshaus am Sklavenhandel mit verdiente, für Aufsehen. Da ist noch viel aufzuarbeiten! Die Leitung des British Museum etwa weigert sich konstant, – man müsse das Museum sonst schliessen, – weil sie praktisch alles zurückgeben müssten. – Es gäbe noch viele weitere Beispiele dafür, wie schwer sich die Briten im Allgemeinen und das Königshaus hier tun, denn ja: In jedem Kronjuwel blinkt auch die Kolonialgeschichte auf.  Hier verlinkt ein Beitrag dazu von SRF Kultur.

Wie sehen die angesprochenen Pläne betreffend Interreligiosität von Charles aus? Ist mit einem Besuch bei religiösen Oberhäuptern zu rechnen?

Judith Wipfler: Charles III. hat schon als Prinz und als König Repräsentant:innen anderer Religionen und andere Kirchenoberhäupter, etwa den Papst getroffen. Da die anglikanische Weltkirche ja selbständig ist, ist diese Annäherung auch sehr bemerkenswert. Papst Franziskus schenkte dem neuen König eine Kreuzesreliquie für das Walisische Vortragekreuz, das Charles III. Wales schenkte. Da ist also neue Freundschaft und Ökumene erwirkt worden. Auch zum Judentum verhält sich der König viel freundlicher als seine Mutter, die etwa Israel nie besuchte. Charles III. war dort und ihn verbindet viel mit dem Land. Die ersten Ernennungen, Ritterschläge, die König Charles tat, galten explizit auch nicht-anglikanischen Menschen, etwa dem britischen Oberrabbiner Sir Ephraim Mirvin, der sogar in die Westminster Abbey zur Krönung kommt, obwohl Schabat sein wird. Im Umweltengagement trifft sich Charles III. auch gut mit den Jaina. Er besuchte die Sikh-Gemeinschaft mehrfach, legte deren traditionelle Gewänder an, – also kurz: dieses Engagement für die interreligiöse Verständigung kommt wirklich von Herzen. Und dass er nicht-anglikanische Menschen an seiner Krönung prominent integrieren wird, ist ein Paradigmenwechsel. Wenngleich es auch ein Spiegel der multireligiösen Realität in UK ist. – sorry, ich könnte hier Romane schreiben :-)

Ist eine Art Mediation zwischen Königshaus und Harry und Meghan absehbar? Was denken Sie, wie wird das in dieser Beziehung weitergehen? Und wie relevant ist das für die britische Bevölkerung? Danke für Antworten.

Susanne Cappus: Das ist die spannende Frage! Das wüssten wir alle gerne. Ich wage mal einen Blick in die Glaskugel. Die Interviews, die die beiden gaben, die Netflix-Serie und natürlich das Buch «Reserve» von Harry waren ein schwerer Schlag fürs Königshaus und ganz persönlich auch für König Charles und Bruder William. Ich persönlich denke, dass Harry und Meghan das Geld ausgehen wird. Ihre ganzen Geschäftsdeals laufen nicht mehr so gut. Das könnte zu einer Wiederannäherung an das Königshaus führen. König Charles III wird da vermutlich gerne Hand bieten. Es wäre im Interesse des Königshauses und gut für die Familie als Ganzes. Also konkret: Es gibt einen Burgfrieden und Harry und Meghan können auf die finanzielle Unterstützung von König Charles III zählen. Harry und Meghan sind in der Achtung der britischen Bevölkerung gesunken und daher auch nicht mehr so relevant. Dagegen ist der Stern von William und Kate am Steigen. Fragen Sie mich nochmals in 20 Jahren :-)

Wird Charles ein aktiver König sein, der viele Staatsbesuche absolviert? Ist das absehbar, hat er gar schon Pläne geäussert?

Susanne Cappus: Charles III. und seine Frau, Königin Camilla, haben gemeinsam viele Reisen im Auftrag der Krone und der Regierung unternommen. Charles III. hat meines Wissens diesbezüglich keine Aussagen gemacht, wie er das in Zukunft handhaben wird. Aber es ist davon auszugehen, dass er weiter mit seiner Frau verschiedene Länder bereist und dort die Interessen Grossbritanniens vertritt.

Wer bezahlt die ca. 240mio für die Krönungsfeier ?

Judith Wipfler: grundsätzlich bezahlt der Staat, also alle die Krönungsfeier, – sie wird nach allem Offiziellen, was wir lesen, aber «nur» 100-120 Millionen Pfund (111-132 Mio. CHF) kosten. – Was es schlussendlich wirklich gekostet haben wird und was es auch wieder eingespielt haben wird, das werden wir erst hinterher beurteilen können, wenn offiziell gesagt wird, was die mehreren Tage mit Paraden, Gottesdienst, Konzert und Volks-Picknicks gekostet haben und was sie an Geld in die Kassen zurückspülen.

Was wird sich unter Charles konkret ändern im Vergleich zur Regentenschaft seiner Mutter?

Susanne Cappus: Soviel wird sich wohl nicht ändern. Der Monarch oder die Monarchin hat ja eine repräsentative und konstitutionelle Rolle und sollte sich eigentlich nicht zum Tagesgeschäft äussern. Aber, Charles III. hat sich schon als Prinz of Wales für die „Verschlankung“ der Monarchie stark gemacht. Konkret heisst das, dass weniger Royals repräsentieren und damit die Kosten (und Skandale) in Zusammenhang mit dem Königshaus sinken. Es ist zu hoffen, dass Charles III. seine Kernthemen Umweltschutz und Interreligiosität weiterverfolgen kann.

Wer ist alles offiziell aus der Schweiz dabei an der Krönung?

Judith Wipfler: Laut Bundeshaus nur Bundespräsident Alain Berset. (Bundesrat und Aussenminister Ignazio Cassis durfte an die Abdankung für Queen Elisabeth II.)

Warum findet die Krönung erst jetzt, so spät statt? War es also eigentlich falsch, Charles bisher als König zu bezeichnen, war UK also offiziell einige Monate ohne royales Oberhaupt?

Susanne Cappus: Die Krönung findet erst jetzt statt, weil: – Ein angemessener Zeitraum zwischen dem Tod der vorangehenden Monarchin und der Krönung des neuen Monarchen vergehen muss. – Es ein grossangelegter Anlass ist, der sorgfältig vorbereitet werden muss. – Am 6. Mai in vielen Ostkirchen der St.-Georgstag gefeiert wird. St. Georg ist der Schutzheilige Englands. König Charles hat aufgrund seines griechischen Vaters einen starken Bezug zu den Ostkirchen. Das Vereinigte Königreich war keinen Moment ohne Monarch/in. Das britische Königshaus ist eine Erbmonarchie. Beim Tod der Queen wurde Charles sofort König. Die Krönung dient dazu, diese Tatsache für möglichst viele Menschen sichtbar werden zu lassen.

Weshalb ist die mediale Aufmerksamkeit beim britischen Königshaus so viel höher als bei anderen? Liegt es an den Skandalen? An der Leuchtfigur Queen?

Judith Wipfler: Ein Mix aus Gründen: Die lange Amtszeit und Präsenz der Queen, die globale Ausbreitung des ehemaligen Empires, dann haben sie viele Traditionen bewahrt, die es nur noch hier so und so pompös gibt, und: eine enge Zusammenarbeit mit den Medien, die ihrerseits von den Royals profitieren oder sogar «leben». Was das Königshaus der Welt täglich liefert, ist wie eine Reality Soap, die immer weiter geht, perfekt inszeniert und schön anzuschauen ist, inklusive der Skandale.

Welche Sonderwünsche hat Charles für die Krönung geäussert? Darf er das überhaupt, oder ist das Protokoll der Krönung fix und unumstösslich?

Judith Wipfler: Auf welche Teile des Krönungswochenendes bezieht sich Ihre Frage? Meinen Sie nur den Ablauf oder auch Materielles? – Also: König Charles und Queen Camilla dürfen durchaus Wünsche äussern und Akzente setzen, beim Design neuer Dinge etwa mitreden (neue Staatsrobe für Queen Camilla mit Naturmotiven, die die Liebe des Paares zur Natur widerspiegeln). Auch auf den Gottesdienst hat König Charles Einfluss genommen, indem er bewusst auch andere als anglikanische Christ:innen und neu auch nicht-christliche Menschen mit höchst ehrenvollen Aufgaben (Bringen und Überreichen der Regalien/Krönungsjuwelen) beauftragt hat. Das ist seine Handschrift. Der Gottesdienst mit den vielen Elementen ist aber im Kern tatsächlich rund 900 Jahre alt und steht so fest. Leichte Änderungen daran hat der vorstehende Erzbischof von Canterbury selbst vorgenommen. – König Charles sagte, er werde eine «bescheidenere» Krönung haben als seine verstorbene Mutter; das bedeutet aber keine Änderungen im Ablauf.

Wie viel koste(te)n die Royals den britischen Steuerzahlenden im Verlauf der Zeit? Wie viel Umsatz bringen sie dem Land wiederum ein, wer profitiert?

Susanne Cappus: Es ist schwierig, die Kosten der Krone im Laufe der Zeit zu berechnen, da die Finanzen der Royals komplex sind und unterschiedlich analysiert werden. Fürs Jahr 2021-2022 gibt die BBC als Basiskosten 86.3 Millionen Pfund an, die dann aber noch auf 102.4 Millionen Pfund erhöht werden mussten, weil Buckingham Palace renoviert wird. Demgegenüber steht der Gewinn, den Grossbritannien über ihre Marke «Royal» macht. Fürs Jahr 2017 wurde dieser Gewinn von Brand Finances in London auf 1.7 Billionen Pfund veranschlagt. Tourismus, Handel, die einheimische Wirtschaft, sie alle profitieren vom Bekanntheitsgrad der Königlichen Familie. Mitglieder des Königshauses unternehmen informelle, aber vom Aussenministerium organisierte Reisen, um Wirtschaftsbeziehungen zu stärken. Und der Aufdruck «By Royal Appointment», der sich auf vielen britischen Produkten befindet und anzeigt, dass der König oder der Prinz von Wales sie auch benutzen, ist eine ausgezeichnete Werbung – sei es nun für Waschmittel oder Orangenmarmelade.

Judith Wipfler: Noch schwer zu sagen für so eine lange Zeit; die Medienberichte beziehen sich jeweils auf ein Jahr, aber die Rechnung scheint für Britannien aufzugehen. Denn die PR, der Tourismus, die «Marke» Königshaus funktioniert gut, bis hin zu Netflix. Ferner arbeiten ja viele Menschen und Firmen direkt für den Buckingham Palace. Die Krone ist ein grosser Arbeitgeber. – Im «Handelsblatt» finde ich einen interessanten Vergleich mit anderen Königshäusern Europas, – danach ist das Britische mit sieben Cent pro britischem Kopf geradezu ein Schnäppchen im Vergleich etwa zum norwegischen König, der jeden Untertanen doch tatsächlich 8 Euro 50 kostet.

Woran liegt es, dass die Krönung von Charles teurer ist als jene seiner Mutter?

Judith Wipfler: Das sollte einerseits mit der allgemeinen Preissteigerung in 70 Jahren zu tun, vor allem aber mit den gestiegenen Sicherheitskosten. Und das obwohl heuer viel weniger offizielle Gäste in die Westminster Abbey kommen als bei Queen Elisabeths Krönung 1953, – heute sind es rund 2 000, damals weit über 8 000.

G&G Flash, 01.05.2023, 15:45 Uhr ; 

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