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Sterben verändert sich «Der Friedhof als Erinnerungsstätte hat ausgedient»

Die Zahl der Gräber nimmt stetig ab, Bestattungen verlieren an Bedeutung. Friedhöfe könnten immer mehr zu Parks werden.

In den letzten Tagen hatte Heinz Böhlen besonders viel zu tun. Bis an Allerheiligen am 1. November musste der Friedhofgärtner und Totengräber über 200 Gräber neu bepflanzen, damit die Angehörigen den Verstorbenen gedenken können. Dabei setzte Böhlen vor allem auf eine Winterbepflanzung.

Heinz Böhlen ist seit dreissig Jahren selbstständiger Friedhofsgärtner. In der Grenzregion zwischen den Kantonen Bern und Freiburg kümmert er sich um mehrere Friedhöfe, pflegt viele Gräber. Seine Arbeit habe sich verändert.

Früher waren die Gräber viel kitschiger. Heute setzen wir vermehrt auf Naturprodukte.
Autor: Heinz Böhlen Friedhofgärtner und Totengräber

Nicht nur die Farben und Materialien haben sich verändert – auch die Bestattungsarten. Erdbestattungen gebe es kaum noch, dafür Urnengräber, anonyme Gräber oder gar keine mehr. Heinz Böhlen: «Die Angehörigen holen die Urnen immer häufiger direkt aus dem Krematorium, um die Asche zu verstreuen.»

Der Tod hat einen anderen Stellenwert

Die Leute hätten nicht mehr denselben Respekt vor dem Tod. Der Tod sei heute nicht mehr derart allgegenwärtig wie früher, meint Böhlen. Darum werde der Friedhof künftig wohl auch nicht mehr so aussehen wie heute. Er werde immer mehr zum Park, zu einem Naherholungsgebiet, wo auch Kinder spielen, wo Leben drin steckt.

Der Friedhof als Erinnerungsort ist immer weniger gefragt.
Autor: René Pahud de Mortanges Direktor des Instituts für Religionsrecht Uni Freiburg

Die Leute würden sich nicht mehr die Zeit nehmen, die Gräber ihrer Verstorbenen zu besuchen, meint der Kirchenrechtler René Pahud de Mortanges. Auch er sieht die Zukunft der Friedhöfe als Naherholungsgebiet. Gerade in der Stadt sei der Friedhof eine Grünfläche, auf der sich die Leute künftig erholen könnten.

René Pahud de Mortanges

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René Pahud de Mortanges ist Professor für Religionsrecht an der Universität Freiburg.

Profil der Universität Freiburg

Die Friedhöfe in der Schweiz sind in den letzten Jahren mit der Einwanderung verschiedener geworden. Es gibt immer mehr muslimische Grabfelder. Erst vor Kurzem hat der Bremgartenfriedhof in Bern ein Feld für Buddhisten erstellt, eines für Hindus ist geplant. Die religiösen Gemeinschaften müssten die Möglichkeiten nutzen, die sie in den letzten Jahren erhalten haben, meint Pahud de Mortanges.

Der Glauben verliert überall

Pahud geht aber davon aus, dass der Glaube auch bei den Mitgliedern der muslimischen, jüdischen, buddhistischen oder hinduistischen Gemeinschaften an Bedeutung verlieren wird. Zumindest in der westlichen Welt, wo die Bevölkerung zunehmend weltlicher werde. Er spüre bei den Behörden aber viel Offenheit, den Friedhof künftig so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger gerecht werde. Da brauche es aber viel Sensibilität.

Diskriminierung verhindern

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1874 wurde in der Schweiz eine neue Verfassung eingeführt, die verlangt, dass keine diskriminierenden Praktiken angewendet werden. So durften beispielsweise keine Andersgläubige bei Bestattungen auf dem Friedhof ausgeschlossen werden. Namentlich der katholische Kanton Freiburg tat sich schwer, diese Verfassung umzusetzen – und zwar jahrzehntelang. Auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnete der Friedhof St. Leonard in Freiburg mit separaten Abteilungen für Katholiken und Protestanten.

Verschiedene Abteilungen wurden damals verboten, um Diskriminierung zu verhindern. Heute, 120 Jahre später gibt es immer mehr separate Abteilungen für Juden, Muslime, Buddhisten und künftig auch für Hindus, um Diskriminierung zu verhindern. Es sei wichtiger, individuelle Wünsche zu erfüllen, sagt René Pahud de Mortganges.

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