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Aufnahme von Martullo-Blocher.
Legende: Kandidiert im Herbst für den Nationalrat: Magdalena Martullo-Blocher. Keystone

Wahlkampf «In Zürich will man keine weiteren Quereinsteiger»

Magdalena Martullo-Blocher will im Herbst für die SVP in den Nationalrat. Die Tochter des SVP-Strategen Christoph Blocher kandidiert auf einer zweiten Liste der Partei in Graubünden. Welche Chancen hat sie? Warum tritt sie im Kanton Graubünden an? Einschätzungen von Politologe Georg Lutz.

SRF News: Wieso kandidiert Magdalena Martullo-Blocher in Graubünden und nicht im Kanton Zürich, wo sie wohnt?

Georg Lutz: Ich glaube, das Gerangel um SVP-Listenplätze in Zürich ist so gross, dass man dort keine weiteren Quereinsteiger möchte. In Graubünden gibt es hingegen einen gewissen Raum für neue valable Kandidaten und der Bezug zum Kanton ist für Frau Martullo-Blocher als Chefin der Ems-Chemie eindeutig. Ich kann mir jedoch kaum vorstellen, dass sie in Graubünden kandidiert, um der dortigen SVP zu helfen.

Georg Lutz

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Der Politologe Georg Lutz ist Professor an der Universität Lausanne. Zudem ist er Direktor des Forschungszentrums Sozialwissenschaften FORS in Lausanne.

Wie sehr ist der bisherige Bündner Nationalratssitz von Heinz Brand gefährdet?

Sein Sitz ist sicher gefährdeter, als wenn Martullo-Blocher nicht kandidieren würde. In Graubünden tritt die SVP voraussichtlich mit vier Listen zur Wahl an. Zwei davon sind nebensächlich und zwischen den anderen beiden gibt es ernsthafte Konkurrenz. Ziel ist, keine Gefahr für Heinz Brand herzustellen. Deshalb führt er die erste und Martullo-Blocher die zweite Liste an. Wenn die SVP genug Stimmen für zwei Sitze erhält, kann sie per Listenverbindung beide Spitzenkandidaten nach Bern schicken. Wenn es nur einen Sitz gibt, müsste die Liste von Martullo-Blocher mehr Stimmen erreichen als jene von Brand. Ob ihr das ohne echte Verankerung in Graubünden gelingt, ist jedoch fraglich.

Die SVP stützt sich mit Roger Köppel und Magdalena Martullo-Blocher schon auf zwei prominente Quereinsteiger. Verärgert man damit nicht die Partei-Basis?

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Für das durchschnittliche Parteimitglied ist diese neue Kandidatur wohl kein grosses Problem. Wahrscheinlich wird sie sogar positiv-wohlwollend aufgenommen. Kritischer ist es dagegen bei Mitgliedern die Ambitionen auf ein politisches Amt hegen. Quereinsteiger, die ihre Kandidatur mit grossem medialen Echo ankündigen, starten mit einem riesigen Bonus in den Wahlkampf. Martullo-Blocher muss eigentlich kein einziges Inserat mehr schalten. 99% der Kandidaten machen jedoch die Ochsentour und kämpfen um jede Stimme. Nationalratssitze sind sehr rar und die Konkurrenz entsprechend gross. Quereinsteiger verschärfen diese Situation noch einmal. Eine Partei muss sich fragen, ob sie langjährigen Mitgliedern eine Perspektive bieten will, oder ob sie mit Quereinsteigern Zusatzstimmen und einen Imagegewinn erreichen möchte.

Das Gespräch führte Marc Herter

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