Man wolle mit Amazon ein angenehmes Einkaufsklima wie in einem echten Buchladen schaffen, erzählte Jeff Bezos 1997 dem Schweizer Fernsehen. SRF berichtete damals erstmals über das Phänomen des Online-Buchladens «Amazon.com», das in der Folge der Existenz der Buchläden ernsthaft zu schaffen machte. Längst ist Amazon kein Buchhändler mehr, sondern einer der wertvollsten Tech-Konzerne und Gründer Jeff Bezos der reichste Mensch der Welt.
Wachstum vor Profit
Jeff Bezos, der zuvor in der Finanzbranche als Computerspezialist Karriere gemacht hatte, setzte seit Beginn auf eine starke Expansionsstrategie, die den Umsatz schon früh befeuerte. Nach der Devise «Wachstum vor Profit» erschloss sich Bezos immer neue Geschäftsfelder und nahm anfangs auch hohe Schulden in Kauf.
Die Gewinne seiner Firma blieben lange sehr mager. Doch mit Bezos Strategie auf die Marktdominanz zu setzen, konnte 2002 schliesslich schwarze Zahlen verzeichnet werden. Doch schon vorher brachte Firmengründer Bezos Amazon 1997 im Rahmen des «Dotcom-Booms» an die Börse. Während zahlreiche «Dotcom»-Unternehmen die Hoffnungen der Aktionäre an der «New Economy» nach dem Platzen der Blase nicht erfüllen konnten, kam Amazon vergleichsweise gut durch die Krise. Heute ist Amazon neben Apple das höchstbewertete Unternehmen.
Computerinfrastruktur als Herzstück
Früh kaufte Amazon Software-Firmen auf, um die Benutzerfreundlichkeit des Amazon-Portals zu steigern. Die Computerinfrastruktur erlaubte die systematische Auswertung von Kundendaten und den Aufbau von Empfehlungsalgorithmen.
2006 gründete Amazon die Sparte «Amazon Web Services», mit der das Unternehmen seine gigantischen Rechenfarmen extern vermieten konnte. Auf diese Cloud-Plattform greifen auch Konkurrenten wie Netflix zu. Dieses Cloud-Geschäft wurde zu einem sehr bedeutenden Gewinnbringer in Bezos Konzern. 2018 stammte die Hälfte des Gewinns von 12.4 Milliarden Dollar aus dem «Cloud»-Bereich.
Der «Riese» Amazon
Amazon müsse auch in Zukunft in neue Geschäftsbereiche vordringen, um seine Stellung aufrechtzuerhalten. Das bringe jedoch grosse Kosten mit sich, wie Jens Korte, Börsenkorrespondent von SRF betont.
Doch vor allem die Frage der Regulierung sei eine grosse Herausforderung für Bezos und Amazon. Amazon steht seit Beginn oft in der Kritik; das Unternehmen sei skrupellos im Umgang mit der Konkurrenz, unbarmherzig mit den Mitarbeitern und habe kein Respekt vor dem Datenschutz. Diese Vorwürfe setzen den Konzern in Zukunft weiter unter Druck, meint Jens Korte. Insbesondere in den USA werde zunehmend die Frage debattiert, inwiefern die Online-Riesen ihre Monopolstellung ausnutzen würden.