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75 Jahre IWF
Aus Tagesschau vom 22.07.2019.
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75 Jahre IWF Die Auslegung einer gerechteren Weltwirtschaft

Seit bald 75 Jahren bemüht sich der IWF um das Wohl der Weltwirtschaft. Die Herausforderungen gehen ihm dabei nicht aus.

In Bretton Woods an der US-Ostküste einigten sich die zukünftigen Siegermächte 1944 für die Neuauslegung der Weltwirtschaft. Den anwesenden Finanzministern aus 45 Nationen war klar, dass die Wirtschaftskrisen in der Zwischenkriegszeit den 2. Weltkrieg mitverursacht haben. Das sollte sich nicht mehr wiederholen.

Das beschlossene Bretton-Woods-System bildete den Grundstein des Internationalen Währungsfonds (IWF). Fixe, aber in einer Bandbreite flexible Wechselkurse sollten für eine stabile Weltwirtschaft sorgen. «Es war ein Währungssystem für den Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg», sagt Tobias Straumann, Wirtschaftshistoriker an der Universität Zürich. Die USA prägten das System, indem sie den Dollar ans Gold banden. «Das hat eine Stabilität gegeben vor allem für den Aufbau der europäischen, kaputten Volkswirtschaften.»

Der Aufgabenkatalog des IWF wandelte sich über die Jahrzehnte. Unter dem System vom Bretton Woods überwachte der IWF das fixe Währungssystem, doch als dieses 1971 auseinanderbrach, traten andere Aufgaben an seine ursprüngliche Bestimmung.

Kreditgeber für Schwellenländer

Ab den 1980er-Jahren entwickelte sich der IWF zum Krisenmanager von Schwellen- und Entwicklungsländern. Mit Krediten versuchte der IWF, diese Staaten zu unterstützen, die in Schuldenkrisen liefen.

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Tobias Straumann: «Die Bilanz des IWF ist sehr durchzogen»
Aus News-Clip vom 22.07.2019.
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Die Politik des IWF mit Sparauflagen und Privatisierungen habe teilweise gar kontraproduktive Wirkung auf diese Länder gehabt. «Es war eigentlich wie ein Arzt, der das Falsche verschrieben hat.» Deshalb sei die Bilanz des IWF in dieser Zeit sehr durchzogen, meint Straumann.

Sparrunde vor Finanzkrise

Schliesslich zahlten die Schwellenländer bis Mitte der Nullerjahre ihre Schulden zurück. Der IWF hatte sich selbst einer Sparrunde unterzogen, als die Finanzkrise 2008 bevorstand. Der IWF kam so wieder als Kreditgeber letzter Instanz auf den Plan und schnürte für die europäischen Länder die grössten Rettungspakete seiner Geschichte.

Straumann sagt, dass der IWF zwar eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Euro-Krise gespielt habe, aber er musste auch Kritik einstecken. «Ein Hauptproblem war, dass der IWF Rezepte der EU unterstützt hat, die nicht funktionierten und mit denen der IWF überhaupt nicht einverstanden war.» Daneben sei es Schwellenländern missfallen, dass der IWF reiche, europäische Länder unterstützt habe, erklärt Straumann. Diese hätten eigene Mittel bereitstellen müssen, so die Kritik.

Neue Konkurrenz aus Asien

«Viele Entwicklungs- und Schwellenländer fühlen sich nicht ausreichend repräsentiert», sagt Ökonom Valentin Lang von der Universität Zürich. So sei etwa in China mit der Asiatischen Infrastruktur Investmentbank ein Gegenentwurf zum IWF entstanden. Dennoch ist die Kritik am IWF nicht spurlos vorbeigegangen. Nach der Finanzkrise wurden Reformen vollzogen. 2010 wurden etwa Stimmenanteile zugunsten aufstrebender Schwellenländer aufgeteilt.

Den IWF brauche es immer noch, ist Lang überzeugt. Seit 2008 seien verschiedene Krisenherde entstanden. Beispielsweise ist der IWF in Argentinien oder Pakistan mit grossen Programmen involviert. Wichtig sei es, dass die IWF-Führung die Interessen der ärmeren und reicheren Länder ausbalanciere. Wer diesen Balanceakt bald übernimmt ist noch nicht klar. Die amtierende Chefin Christine Lagarde tritt am 12. September zurück.

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23 Kommentare

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  • Kommentar von Rolf Künzi  (Unbestimmt)
    Währungen haben voralllem einen architektonischen Fehler. Sie sind zu wenig Demografiegebunden. Stell dir vor es gibt ein Land in dem nur 2 Menschen leben die aber die Hoheit über die Weltwährung haben. Pro geborenen Mensch dürfen sie so und so viel Geld drucken, das ist in etwa die Situation mit dem Dollar. Inflation und Deflation bewerten wir nach einem Dualen Denkschema. Waren/Dienstleistungen vs Währungen. Es muss aber unbedingt eine Trinität her, Waren-Währungen-Menschen.
  • Kommentar von antigone kunz  (antigonekunz)
    Wäre doch ein Jubliäumsgeschenk der besonderen Art, wenn alle unrechtmässigen und illegalen Staatschulden für alle Länder dieser Welt auf Zero gestellt würden.
    1. Antwort von Rolf Künzi  (Unbestimmt)
      Jede Obligation ist zugleich Schuld und Vermögen. Sie können nicht den einen befreien ohne den andern zu bestehlen, geben und nehmen lassen sich nicht aufspalten. Wenn Sie Staatschulden in Form von Obligationen aufheben die jemand vorher gekauft hat indem er Geld für eine gewisse Zeit verliehen hat ist das Diebstahl. Wie gesagt es gibt keine Schulden ohne Vermögen und umgekehrt.
    2. Antwort von Kris Kronig  (Kris)
      Was bringt es, ein Rennen neu zu lancieren, solange sich die vermeintliche Ziellinie weiterhin jenseits des Abgrundes befindet?

      Klar. Kurzfristig würde das System entschleunigt und die Abgeschlagenen hätten Zeit aufzurücken. Aber statt das Teilnehmerfeld zu verdichten, müsste der IWF ausserhalb des Systems denken und ein neues Ziel setzen. Dabei wäre es sehr wahrscheinlich, dass die aktuell Letzten der neuen Ziellinie bedeutend näher wären.
    3. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      @künzi: Es gibt sehr wohl illegale Schulden, so z.B. alle, die in Umgehung des nationalen Rechts von der einen wie der anderen Seite abgeschlossen worden sind. Wie auch illegitme, alle die das Wohlergehen und das Generalinteresse der Menschen gefährden, um ein paar Partikularinteressen zu schützen ... Dann gibt es zu hohe Schulden, die gar nicht zurückvergütet werden können. Letztere sollten als erste aufgehoben werden, denn diese spotten der Menschenrechte. s. Art. 103 UN-Charta.
    4. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      @kronig: Es braucht gar nicht ausserhalb des Systems gedacht werden. Allein schon, wenn sich die Staaten ihrer Geld-Souveränität besinnen und das diese nicht einer Endlichkeit unterweorfen ist wie in einem Privathaushalt und dass der Staat wohl der wichtigste - in neoliberaler Manier unsichtbar gemachte - Marktplayer überhaupt ist .... Dann wird es ganz andere 'Haushalt-Politken' geben können und die Erpressbarkeit durch das 'Haushalt-Defizit-Argument' der BürgerInnen vorbei sein....
    5. Antwort von Kris Kronig  (Kris)
      @antigonekunz
      Inwiefern würden Spekulation und anderen Formen ökonomischer Ausbeutung Einhalt geboten, wenn der Staat durch Drucken von mehr Geld zur Begleichung der «unrechtmässigen und illegalen Staatsschulden» aufkommt?
    6. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      @kronig: Nein, unrerchtmässige und illegale Schulden müssen sicher nicht vom Gemeinwesen zurückbezahlt werden. Was meine Anmerkung bezüglich den Staat als den wichtigsten Marktteilnehmer und dessen Geldsouveränität anbelangt, das ist eine 'Gesamtökonomische' Angelgenheit, die wir jedesmal bei Geld-, Budget- und Wirtschaftsfragen mit in die Gleichung zu nehmen haben. Denn dieser Wert-und Wohlhabenschaffende Faktor wurde aus allen neoliberalen Gleichungen zum Verschwinden und Vergessen gebracht.
    7. Antwort von Kris Kronig  (Kris)
      @antigonekunz
      Da stimme ich Ihnen zu. Denkt man innerhalb des Systems, müssen sämtliche Faktoren einbezogen werden. Anzahl an Faktoren und Komplexität der Verknüpfungen verunmöglichen aber eine objektive Gewichtung von Ökonomie, Ökologie, Ressourcen, Lebensqualität, sozialer Gerechtigkeit, etc.

      Geld kann nicht isoliert betrachtet werden. Faktoren werden nach Belieben ausgeblendet, um den Systemfehler nicht sehen zu müssen.

      Mein Anliegen war aber, ausserhalb dieses Systems zu denken.
  • Kommentar von Rolf Künzi  (Unbestimmt)
    Klingt nicht gerade so als ob wir den grossen Wurf mit dem Geld hingekriegtem hätten, seit Bretton Wood . Keynes, vielleicht der tiefgründigste Ökonom aller Zeiten hat schon damals die Probleme gesehen. Gelernt haben wir nicht gerade viel. Es gibt eigentlich eine simple Formel wie es sein müsste. Jeder Dollar der gedruckt wird, jeder Geldwert, erzeugt gleichzeitig Vermögen und Schulden und weil das so ist sollten diese auch gerecht verteilt werden. Das Vermögen und die Schulden.
    1. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      ...und weil es so ist, Herr Künzi, sollte es Sache der Staaten sein, sich ihrer Geld-Souveränität zu besinnen und wo sie ihnen abhanden gekommen ist, diese sich zurück zu holen. Dazu gehört es auch, dass finanzielle Alltagsgeschäfte, die für den reibungslosen Verlauf einer Gesellschaft wesentlich sind von den spekulativen Geschäften der Banken zu trennen sind. Erstere gehören zudem in die Hnad und Kontrolle der öffentlichen Hand. Es ist ratsam dies eher heute als morgen zu tun.....