In Bretton Woods an der US-Ostküste einigten sich die zukünftigen Siegermächte 1944 für die Neuauslegung der Weltwirtschaft. Den anwesenden Finanzministern aus 45 Nationen war klar, dass die Wirtschaftskrisen in der Zwischenkriegszeit den 2. Weltkrieg mitverursacht haben. Das sollte sich nicht mehr wiederholen.
Das beschlossene Bretton-Woods-System bildete den Grundstein des Internationalen Währungsfonds (IWF). Fixe, aber in einer Bandbreite flexible Wechselkurse sollten für eine stabile Weltwirtschaft sorgen. «Es war ein Währungssystem für den Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg», sagt Tobias Straumann, Wirtschaftshistoriker an der Universität Zürich. Die USA prägten das System, indem sie den Dollar ans Gold banden. «Das hat eine Stabilität gegeben vor allem für den Aufbau der europäischen, kaputten Volkswirtschaften.»
Der Aufgabenkatalog des IWF wandelte sich über die Jahrzehnte. Unter dem System vom Bretton Woods überwachte der IWF das fixe Währungssystem, doch als dieses 1971 auseinanderbrach, traten andere Aufgaben an seine ursprüngliche Bestimmung.
Kreditgeber für Schwellenländer
Ab den 1980er-Jahren entwickelte sich der IWF zum Krisenmanager von Schwellen- und Entwicklungsländern. Mit Krediten versuchte der IWF, diese Staaten zu unterstützen, die in Schuldenkrisen liefen.
Die Politik des IWF mit Sparauflagen und Privatisierungen habe teilweise gar kontraproduktive Wirkung auf diese Länder gehabt. «Es war eigentlich wie ein Arzt, der das Falsche verschrieben hat.» Deshalb sei die Bilanz des IWF in dieser Zeit sehr durchzogen, meint Straumann.
Sparrunde vor Finanzkrise
Schliesslich zahlten die Schwellenländer bis Mitte der Nullerjahre ihre Schulden zurück. Der IWF hatte sich selbst einer Sparrunde unterzogen, als die Finanzkrise 2008 bevorstand. Der IWF kam so wieder als Kreditgeber letzter Instanz auf den Plan und schnürte für die europäischen Länder die grössten Rettungspakete seiner Geschichte.
Straumann sagt, dass der IWF zwar eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Euro-Krise gespielt habe, aber er musste auch Kritik einstecken. «Ein Hauptproblem war, dass der IWF Rezepte der EU unterstützt hat, die nicht funktionierten und mit denen der IWF überhaupt nicht einverstanden war.» Daneben sei es Schwellenländern missfallen, dass der IWF reiche, europäische Länder unterstützt habe, erklärt Straumann. Diese hätten eigene Mittel bereitstellen müssen, so die Kritik.
Neue Konkurrenz aus Asien
«Viele Entwicklungs- und Schwellenländer fühlen sich nicht ausreichend repräsentiert», sagt Ökonom Valentin Lang von der Universität Zürich. So sei etwa in China mit der Asiatischen Infrastruktur Investmentbank ein Gegenentwurf zum IWF entstanden. Dennoch ist die Kritik am IWF nicht spurlos vorbeigegangen. Nach der Finanzkrise wurden Reformen vollzogen. 2010 wurden etwa Stimmenanteile zugunsten aufstrebender Schwellenländer aufgeteilt.
Den IWF brauche es immer noch, ist Lang überzeugt. Seit 2008 seien verschiedene Krisenherde entstanden. Beispielsweise ist der IWF in Argentinien oder Pakistan mit grossen Programmen involviert. Wichtig sei es, dass die IWF-Führung die Interessen der ärmeren und reicheren Länder ausbalanciere. Wer diesen Balanceakt bald übernimmt ist noch nicht klar. Die amtierende Chefin Christine Lagarde tritt am 12. September zurück.