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Wechsel an der Spitze der UBS
Aus Echo der Zeit vom 06.04.2022. Bild: Keystone (Archivbild)
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Abtretender UBS-Präsident Axel Weber: «Wir halten uns an alle Sanktionen gegen Russland»

Zehn Jahre ist es her, seit der deutsche Ökonom Axel Weber die Leitung des UBS-Verwaltungsrats übernahm. Die Grossbank stand damals schlecht da. Sie hatte gerade erst die Finanzkrise überstanden – mit staatlicher Hilfe. Zudem hatten Skandale um die Verwaltung unversteuerter Gelder aus dem Ausland dem Ruf geschadet. Anders heute: Die UBS schreibt Milliardengewinne – und deutlich weniger Negativschlagzeilen. Aber seinem Nachfolger als UBS-Präsident dürfte es nicht langweilig werden, wie Weber im Gespräch sagt.

Axel Weber

Axel Weber

Verwaltungsratspräsident der UBS

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Axel Alfred Weber ist ein deutscher Ökonom, Professor und Bankmanager. Er war seit Mai 2012 Verwaltungsratspräsident der Schweizer Grossbank UBS und hat nun die Amtszeitbegrenzung von zehn Jahren erreicht.

SRF News: Zuerst zum Krieg in der Ukraine: Wie stark treffen die Sanktionen gegen russische Bankkunden die UBS?

Axel Weber: Wir haben etwa 70 Mitarbeiter in Russland, im Vergleich zu 71'000 weltweit. Das setzt das etwas in Perspektive. Wir führen keine neuen Geschäfte in Russland mit dort ansässigen Kunden durch. Wir haben uns immer an alle Sanktionen in den verschiedenen Ländern gehalten, in denen wir operieren. Diesmal ist besonders, dass sich die Schweiz dem Sanktionsregime der EU angeschlossen hat. Das ist für uns eine gute Entwicklung. Das Sanktionsregime des Landes ist identisch mit demjenigen, das wir UBS-intern umsetzen.

Sind Sie sicher, dass jetzt gar keine problematischen Oligarchen-Gelder mehr bei der UBS sind?

Wir haben relativ klar gesagt, dass wir uns an alle Sanktionen halten. Das wird auch intern vom Management umgesetzt. Ich bin mir sehr sicher, dass wir alles umsetzen, was international geboten ist. Es ist zum Beispiel nicht verboten, mit Kunden, die in der EU ansässig sind und einen russischen und vielleicht auch einen europäischen oder einen Schweizer Pass haben, nach wie vor Geschäfte zu machen.

Ein vollständiger Rückzug aus Russland wird für alle europäischen und globalen Banken ein Thema sein und werden.

Es gibt Meldepflichten ab gewissen Grössenordnungen dieser Geschäfte. Aber diese Leute sind nicht sanktioniert. Und dort tun wir das, was innerhalb der Sanktionen möglich ist: Nämlich normale Kundenbeziehungen zu Kunden zu haben, die nicht Problemkunden sind.

Ist ein vollständiger Rückzug aus Russland auch ein Thema für Sie?

Ein vollständiger Rückzug aus Russland wird für alle europäischen und globalen Banken ein Thema sein und werden. Was langfristig erfolgt, muss mein Nachfolger und das neue Team entscheiden. Da will ich keine Zurufe von der Aussenseite machen.

Ihr Nachfolger Colm Kelleher könnte eines Tages mit einer viel schwierigen Situation konfrontiert sein, wenn eben nicht Russland, sondern das wirtschaftlich viel potentere China vom Westen mit ähnlichen Sanktionen belegt würde. Solche geopolitischen Spannungen mit China gibt es ja bereits heute. Wie gefährlich wäre denn ein solches Szenario für die UBS?

Fakt ist, dass Russland hier eine Aggression auf europäischem Territorium vollzieht. Fakt ist auch, dass China sich bis jetzt sehr neutral verhält. Zum Beispiel hat es sich auch im UNO-Sicherheitsrat enthalten, wenn es zu entsprechenden Sanktionsbeschlüssen kam. Insofern sehe ich keine Veranlassung, über China zu spekulieren.

Die UBS war früher eine Ikone der Schweiz – dahin müssen wir wieder zurückkommen.

China ist für die Weltwirtschaft viel wichtiger als Russland. Letztendlich ist es die globale Produktionsstätte Nummer Eins geworden. Es ist ein Riesenmarkt von Kunden, den westliche Unternehmen sich erschlossen haben. Ich bin der festen Überzeugung, dass China – anders als Russland – heute Teil der internationalen Gemeinschaft ist, die Regeln kennt und sich auch in Zukunft an diese Regeln halten wird.

Max Weber und Ralph Hamers im Februar 2020
Legende: Ralph Hamers (links, neben Axel Weber) löste 2020 Sergio Ermotti als CEO der UBS ab. Gemeinsam mit den beiden CEOs habe er die Schweizer Grossbank wieder stabilisiert, sagt Weber rückblickend. Keystone/Archiv

Blicken wir zurück: In einem Satz, was ist Ihr Vermächtnis?

Sowohl Sergio Ermotti und ich sowie der jetzige CEO Ralph Hamers und ich haben in der Bank eine Stabilisierung erreicht aus einer Phase heraus, in der sie deutlich angeschlagen war. Ich habe es schon bei meiner ersten Generalversammlung gesagt: Die UBS war früher eine Ikone der Schweiz – dahin müssen wir wieder zurückkommen.

Die Mitarbeiter glauben, dass die UBS wieder ein starker Pfeiler der Schweiz Wirtschaft ist.

Mit zehn Jahren Rückblick ist es auch in der Schweiz anerkannt, dass die UBS wieder gut dasteht. Das ist das Vermächtnis, das ich zusammen mit den beiden CEOs hinterlassen wollte. Das wurde mir auch bei meiner Abschiedsmail der Mitarbeiter zurückgemeldet. Es gab viele Sympathiebekundungen. Die Mitarbeiter glauben, dass die UBS heute wieder ein starker Pfeiler der Schweiz Wirtschaft ist.

Sie haben erreicht, dass die UBS deutlich weniger Negativschlagzeilen, dafür aber mehr Gewinn schreibt. Mit dem kollabierten Hedgefonds Archegos hat die UBS letztes Jahr aber doch wieder fast 800 Millionen Dollar in den Sand gesetzt. Das ist bitter. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, dass so etwas passiert?

Ich habe damals gesagt, dass ich enttäuscht bin von diesem Fehler, der im Risiko-Controlling passiert ist. Ich glaube, dass wir die Lehren daraus schnell gezogen haben. Es kann in marktbasierenden Modellen immer wieder dazu kommen, dass solche einzelnen Verluste auftreten. Es war übrigens kein UBS-spezifischer Verlust, sehr viele Grossbanken waren davon betroffen. Manche sogar noch viel stärker als wir. Das ist für mich aber kein Trost. Das Risikomanagement muss funktionieren. Und hier kam es an seine Grenzen. Deswegen muss es deutlich verbessert, neu aufgestellt und die Risikokontrolle verstärkt werden. Das haben wir getan und die notwendigen Konsequenzen gezogen.

Das Gespräch führte SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann.

Echo der Zeit, 06.04.2022, 18 Uhr;

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