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Aktie auf Talfahrt «Facebook hat an Glanz verloren»

Facebook hat die Analysten mit den Zahlen für das letzte Quartal enttäuscht. So sank die Anzahl der Nutzer in Europa, die täglich auf der Plattform aktiv sind, von 282 auf 279 Millionen. Im nachbörslichen Handel gab die Facebook-Aktie darauf zeitweise rund einen Fünftel nach. SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren schätzt die Zahlen ein.

Jürg Tschirren

Digitalredaktor

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Jürg Tschirren hat Zeitgeschichte und Journalismus studiert. Er arbeitet seit 2007 für SRF und berichtet über IT, Kommunikation, Unterhaltungselektronik, digitale Distribution, soziale Netzwerke, Datenschutz, Computersicherheit und Games.

SRF News: Sind die Zahlen von Facebook wirklich so schlecht?

Jürg Tschirren: In Europa haben sich gerade einmal ein Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Facebook abgewendet. Auch weltweit sehen die Zahlen nicht schlecht aus – sie sind um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Aber es ist das schwächste Wachstum seit 2015. Und es ist das erste Mal, dass die Zahlen in Europa zurückgehen. Ebenso eine Premiere ist der Umstand, dass Facebook unter den Erwartungen der Analysten lag. Auch wenn die Zahlen nicht so schlecht sind: Die Erwartungen für die Zukunft sind doch weit weniger rosig, als sie es auch schon waren.

Laut Facebook sind die neuen EU-Datenschutzregeln der Grund für den Nutzerrückgang. Schrecken diese Regeln wirklich so sehr ab?

Für den einen oder die andere könnten diese neuen Regeln der Grund gewesen sein, Facebook endgültig den Rücken zu kehren. Aber wenn die Firma den Rückgang der Nutzer in Europa nur an diesen festmacht, dann macht sie es sich ein bisschen einfach.

Die Erwartungen für die Zukunft sind doch weit weniger rosig, als sie es auch schon waren.

Denn der Rückgang könnte darauf zurückzuführen sein, dass Facebook in den letzten Monaten in keinem guten Licht dastand. Ein Beispiel dafür ist der Skandal um Cambridge Analytica, bei dem Daten der Nutzer ohne deren Wissen für den Wahlkampf von Donald Trump gebraucht wurden.

Gibt es weitere Gründe für den Rückgang?

Facebook hat in den letzten Monaten an Glanz verloren. Neben dem Skandal um Cambridge Analytica gab es auch Vorwürfe, Facebook beeinflusse Wahlen, verbreite Falschinformationen oder stachle gar zu Gewalt an. Das alles zusammengenommen könnte zu einer gewissen Facebook-Müdigkeit geführt haben.

Die Teenager verlieren scheinbar langsam die Lust an der Plattform.

Am beunruhigendsten für Facebook müsste aber sein, dass die Teenager die Lust an der Plattform scheinbar langsam verlieren oder gar schon verloren haben. Dabei ist diese Altersgruppe für das Unternehmen zentral. Facebook muss sich die nächste Generation der Internetnutzer sichern – eine Generation, die das Web vor allem über das Smartphone kennt.

Kann Facebook die Nutzerzahlen in Europa wieder steigern?

Das Wachstum der Nutzerzahlen zeigt seit Ende 2016 nach unten: Es kommen zwar neue Nutzer dazu, aber es sind Jahr für Jahr weniger, die dazustossen. Gerade in Europa und den USA ist das Wachstum von Facebook wohl an ein natürliches Ende gekommen. Man kann die Nutzerzahlen nicht unendlich steigern. Die Anleger müssen sich wohl damit abfinden, dass die goldenen Zeiten des Wachstums bei Facebook vorbei sind.

Kommt damit auch die Plattform Facebook an ein Ende?

Nein. Denn Facebook ist neben Google immer noch der Ort im Internet, an dem Werbung gemacht wird. Für die Werbeindustrie gibt es keine Alternative, wenn sie entweder ein möglichst grosses Publikum oder möglichst zielgenau eine bestimmte Personengruppe ansprechen möchte.

2,5 Milliarden Menschen nutzen Facebook, Instagram, WhatsApp oder Messenger.

Ausserdem: Zur Facebook-Gruppe gehören neben der eigentlichen Plattform Facebook Apps wie Instagram, WhatsApp und Messenger. Diese wachsen zum Teil noch stark, gerade Instagram, das bei jungen Leuten sehr beliebt ist. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat dazu eine neue Messgrösse eingeführt, nämlich die Zahl der Leute, die jeden Monat mindestens eine dieser Apps – inklusive Facebook selbst – benutzen. Das sind 2,5 Milliarden Menschen. Und diese Zahl wird sicher noch steigen.

Das Gespräch führte Joël Hafner.

Aktien schliessen mit Minus von 19 Prozent

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An der New Yorker Börse stehen die Facebook-Aktien im Rampenlicht. Der Internet-Konzern stiess die Anleger mit seinem Quartalsbericht und seinem Geschäftsausblick vor den Kopf.

Verunsicherte Nutzer wenden sich vom weltgrössten Internet-Netzwerk ab. Zudem wird es für das US-Unternehmen teurer, alle Gesetze einzuhalten. Daher steigen Umsatz und Gewinn nicht mehr so stark an wie früher.

Aktien auf Talfahrt

Facebook-Aktien brachen in der Spitze um 19,6 Prozent auf 174,78 Dollar ein und schlossen mit einem Minus von 19 Prozent. Das soziale Netzwerk verzeichnet mit rund 120 Milliarden Dollar den grössten Wertverlust eines Unternehmens an der Börse an einem Tag.

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