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Rekordverdächtiger Börsengang von Aramco
Aus Echo der Zeit vom 03.11.2019. Bild: Keystone
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Aramco-Börsengang Hat Kronprinz bin Salman zu hohe Erwartungen?

An Superlativen fehlt es Aramco ganz bestimmt nicht: Aramco ist nicht nur der grösste Ölkonzern der Welt, sondern auch das weltweit profitabelste Unternehmen. Das zeigte sich, als sich Saudi-Arabiens Ölkonzern im April zum ersten Mal in die Bücher schauen liess.

Aramco enthüllt einen gigantischen Gewinn: 111 Milliarden Dollar verdiente der Ölkonzern 2018. Das ist mehr als die Konkurrenten BP, Exxon und Royal Dutch Shell zusammen.

Verkauf ist Teil des Reformpakets

Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud hatte den Börsengang bereits vor Jahren ins Spiel gebracht. Er ist Teil seines Reformpakets, um Saudi-Arabien bis 2030 unabhängiger vom Erdölhandel zu machen.

Die Einnahmen aus dem Teilverkauf der Aktien von Aramco will Mohammed bin Salman in neue Wirtschaftszweige investieren. Saudi-Arabien soll sich etwa für den Tourismus öffnen und bis 2030 die Zahl der Besucher auf 100 Millionen pro Jahr steigern, so der Plan.

Mehr wert als Microsoft

Wie viel Aramco tatsächlich wert ist, darüber sind sich der Kronprinz und die Analysten allerdings nicht einig. Mohammed bin Salman erhofft sich eine Bewertung von zwei Billionen Dollar. Experten halten das für zu optimistisch und sprechen von 1.5 Billionen.

Selbst eine Bewertung in der Höhe von 1.5 Billionen Dollar würde aber immer noch einen weiteren Superlativ bedeuten. Der Börsengang wäre damit der grösste der Geschichte. Zum Vergleich: US-Technologie-Konzerne wie Apple oder Microsoft werden mit jeweils einer Billion Dollar bewertet.

Auch Schweizer Banken dabei

Fünf Prozent der Aktien plant der Kronprinz an die saudi-arabische Börse Tadawul zu bringen. Je nach Bewertung entspricht das einem Volumen von 100 Milliarden Dollar. Der Börsengang ist nicht nur für Saudi-Arabien ein prestigeträchtiges Geschäft, sondern auch für die rund 20 Banken, die involviert sind.

Gebühren von 350 bis 450 Millionen Dollar soll Aramco den Banken bezahlen, heisst es in Finanzkreisen. Zu den involvierten Finanzinstituten gehören auch die Credit Suisse und die UBS. Beide haben in den vergangenen Jahren kräftig in das Geschäft mit dem Wüstenstaat investiert – in der Hoffnung, vom Börsengang und von Folgeaufträgen profitieren zu können.

Kashoggi offenbar kein Thema mehr

In der Schweiz sind die Geschäfte der beiden Banken und anderen Unternehmen im Wüstenstaat wegen des Mordes am regimekritischen saudischen Journalisten Jamal Kashoggi höchst umstritten. Kronprinz bin Salman gilt als Drahtzieher hinter dem Mord.

Noch vor einem Jahr hatten internationale Wirtschaftsführer, unter ihnen auch CS-Chef Tidjane Thiam, deshalb ihre Reise an eine Investoren-Konferenz in Saudi-Arabien abgesagt. Kashoggi scheint aber offenbar vergessen. In den vergangenen Tagen reisten sowohl Thiam wie auch Finanzminister Ueli Maurer an genau diese Konferenz.

Investoren skeptisch

Nichtsdestotrotz gäbe es Zurückhaltung bei möglichen Investoren, heisst es in Finanzkreisen. Investoren würden zum Beispiel eine unabhängige und internationale Prüfung der Reserven von Saudi-Arabien verlangen.

Auch andere Stimmen dämpfen den saudi-arabischen Optimismus. So sind Investoren etwa beunruhigt wegen des fallenden Ölpreises oder des Angriffs auf zwei Aramco-Anlagen im September, die zu Produktionsausfällen geführt hatten.

Stefanie Pauli

Stefanie Pauli

Wirtschaftsredaktorin, SRF

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Die studierte Betriebsökonomin ist seit Herbst 2018 Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Davor war Stefanie Pauli für die Wirtschaftsredaktion der «Tagesschau» und von «10vor10» tätig. Sie arbeitet seit 2011 bei SRF.

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