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Armeechef und Uni-Professorin Was die Wirtschaft von der Armee über Führung lernen kann

In den vergangenen Jahren war Führungserfahrung aus der Armee in der Wirtschaft wenig gefragt. Das ändert sich gerade.

Lange galt eine Armeekarriere als unabdingbar, um in der Wirtschaft eine Führungsrolle zu erlangen. Doch mit dem Ende des Kalten Krieges änderte sich das: Die Armee verlor im Berufsalltag immer mehr an Bedeutung. Wer im Militär weitermachen wollte, musste sich mitunter sogar für militärisch bedingte Absenzen rechtfertigen.

Vorbild sein und eine Vision aufzeigen

Armeechef Thomas Süssli – der als Kind Berufszauberer werden wollte und die Rekrutenschule nur widerwillig absolvierte – macht klar, dass die Armee heute viel vermittle, was Führungskräften im zivilen Leben zugutekomme. Wenn die Armee mit Aufträgen führe, Ziele vorgebe und ein Maximum an Freiheit für die Erreichung dieser Ziele lasse, habe das einiges mit transformationaler Führung zu tun.

Führungskräfte als Vorbild

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Bei der sogenannt transformationalen Führung geht es darum, dass Führungskräfte als Vorbild wirken. Sie sollen Mitarbeitende mit ihrem Verhalten inspirieren und motivieren, sodass diese ihre Leistungsbereitschaft im Sinne des Unternehmens einsetzen.

«Der Kern der Führung ist, dass es darum geht, ein Vorbild zu sein, eine Vision aufzuzeigen, Verständnis zu zeigen für die Mitarbeiter – das heisst nicht, immer einverstanden zu sein –, Vertrauen zu geben, aber dann auch Resultate einzufordern. Das ist genau dasselbe in der Wirtschaft wie auch in der Armee», ist Thomas Süssli überzeugt.

Der Armeechef

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Armee-Chef Thomas Süssli
Legende: Korpskommandant Thomas Süssli Korpskommandant Thomas Süssli ist verantwortlich für die Führung der Armee. Keystone

Seit 2020 ist Thomas Süssli Chef der Schweizer Armee. Der 57-Jährige ist gelernter Chemielaborant. Er bildete sich zum Programmierer und Wirtschaftsinformatiker aus. Viele Jahre war er als Banker tätig. 2015 trat er ins Berufsoffizierkorps ein und war unter anderem verantwortlich für die neu geschaffene Cyber-Rekrutenschule.

Die Grundlage der militärischen Führung ist das Dienstreglement . Dort heisst es unter dem Abschnitt «Mitdenken und Engagement»: «Führen durch Auftrag verlangt von den Vorgesetzten Mut, Vertrauen und Respekt für die Handlungsfreiheit der Unterstellten.» Und weiter: «Von den Unterstellten verlangt diese Art der Führung aktives Mitdenken und die Bereitschaft, selbständig und initiativ im Sinne des Auftrags zu handeln.»

Wir führen in der Armee nicht mit Befehlen.
Autor: Thomas Süssli Chef der Armee

Thomas Süssli hört laut eigenen Aussagen immer wieder, dass Führung für ihn einfach sei: «Du kannst einfach hinstehen und befehlen.» Doch genau so sei es nicht: «Wir führen in der Armee nicht mit Befehlen.»

Am Ende muss das Ergebnis stimmen, da besteht kein Unterschied zwischen Militär und Wirtschaft.
Autor: Miriam Meckel Uni-Professorin und Unternehmerin

Uni-Professorin und Kommunikationsexpertin Miriam Meckel pflichtet Armeechef Thomas Süssli bei: Sowohl in der Armee als auch in der Wirtschaft habe Führung viel mit Vertrauen zu tun und damit, dass einem Dinge vorgelebt würden: «Ich muss nach Leadership-Prinzipien gesagt bekommen: Wie möchten wir das hier eigentlich? Und ich muss die Freiheit haben, Ziele zu erreichen auf Wegen, die für mich die besten sind.» Am Ende müsse das Ergebnis stimmen, da bestehe kein Unterschied zwischen Militär und Wirtschaft.

Uni-Professorin Miriam Meckel

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Uniprofessorin Miriam Meckel
Legende: Kommunikationsexpertin Miriam Meckel Miriam Meckel ist Professorin für Corporate Communication an der Universität St. Gallen Keystone

Die 56-Jährige ist Bestsellerautorin, Journalistin, Unternehmerin und Professorin. Sie leitet das Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. Sie hat eine steile Karriere gemacht: Mit Anfang 30 wurde sie die jüngste Professorin Deutschlands. Unter anderem war sie Staatssekretärin und Regierungssprecherin in Nordrhein-Westfalen.

Als Unternehmerin und Anbieterin von Weiterbildungen sehe sie in viele Firmen hinein. Und da beobachtet Miriam Meckel, dass Führungskräfte immer wieder in alte Führungsmuster zurückfallen – gerade in Zeiten von Unsicherheit.

Die eigentliche Frage ist: Wie weit bin ich bereit, mich wirklich zu verpflichten.
Autor: Miriam Meckel Uni-Professorin und Unternehmerin

Doch letztlich seien Führungsprinzipien ähnlich: «Die eigentliche Frage ist: Wie weit bin ich bereit, mich wirklich zu verpflichten und zu sagen, für eine gewisse Zeit bin ich bereit, der Organisation – ob das eine militärische oder eine privatwirtschaftliche ist – meine Leistung zur Verfügung zu stellen und das mit Loyalität, Engagement und eigenverantwortlich zu tun?»

Am Wochenende gibt es Leute, die Rekrutinnen und Rekruten im Zug oder auf der Strasse danken dafür, dass sie Dienst tun. Ich finde das ein wunderbares Zeichen.
Autor: Thomas Süssli Chef der Armee

Dass das Ansehen der Armee seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs zunimmt, hört Thomas Süssli immer wieder von Rekrutinnen und Rekruten: «Am Wochenende gibt es Leute, die ihnen im Zug oder auf der Strasse danken dafür, dass sie Dienst tun. Ich finde das ein wunderbares Zeichen.»

ECO-Talk, 12. 06.2023, 22:25 Uhr

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