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Aufhebung der Börsenäquivalenz Alles läuft wie geschmiert beim Aktienhandel

Seit Juli dürfen Schweizer Aktien nur noch an Schweizer Börsen gehandelt werden. Das hat dem Handel nicht geschadet. Im Gegenteil.

Im Handelsraum der Zürcher Kantonalbank (ZKB) an der Josefstrasse sitzen knapp 200 Händler Schulter an Schulter. Geschrien wie früher am Börsenring wird hier nicht mehr. Nur gedämpfte Stimmen, Schritte, Telefone läuten.

Aktienhändler Thomas Kilian hinter den sechs Bildschirmen
Legende: SRF

Aktienhändler Thomas Kilian sitzt hinter sechs Bildschirmen, auf denen Grafiken und Tabellen zu sehen sind. Auf die Frage, ob er etwas davon merke, dass die EU die Schweiz vom europäischen Börsennetz abgeschnitten habe, sagt Kilian: «Nein. Im Gegenteil. Wir haben sogar das Gefühl, dass der Handel etwas zugenommen hat.» Die Zahlen der Schweizer Börse belegen die Aussage des ZKB-Händlers: Das Handelsvolumen hat in der ersten Juliwoche leicht zugenommen.

Für uns als Händler wie auch für die Investoren hat sich nichts geändert.
Autor: Joël Frey Leiter Kundenhandel Aktien, ZKB

Im Handelsraum der ZKB ist heute Morgen auch Joël Frey. Er leitet den Aktienhandel für die ZKB-Kunden und hat den Überblick. Die Umstellung sei völlig problemlos vonstattengegangen, sagt auch er: «Für uns als Händler wie auch für die Investoren hat sich nichts geändert. Man kann nach wie vor Schweizer Aktien kaufen. Alles gar kein Problem.»

Stärkere Handelszunahme erwartet

Viele Beobachter hatten allerdings erwartet, dass der Handel an der Schweizer Börse gar noch stärker zunehmen würde – weil gemäss «Plan B» des Bundesrates Schweizer Aktien seit dem 1. Juli ja eben ausschliesslich nur noch in der Schweiz gehandelt werden dürfen – und nicht mehr in Europa.

Weil vor dem 1. Juli aber rund 30 Prozent der Schweizer Aktien an europäischen Börsen gehandelt wurden, rechneten viele damit, dass dieses ganze Volumen an die Schweizer Börse wandern könnte.

Halten sich nicht alle EU-Händler an den «Plan B»?

Das aber sei bis jetzt nicht der Fall, sagt Frei: «Es hat eine Zunahme gegeben, aber nicht in diesem signifikanten Umfang.» Das bedeutet: Entweder halten sich nicht alle EU-Händler an den «Plan B» aus Bern – oder aber die EU-Händler weichen auf Börsen ausserhalb der EU aus – in USA und Asien etwa.

Obwohl der Aktienhandel zurzeit also ohne nennenswerte Störungen weiter läuft, wünschen sich die Händler der ZKB, dass die Schweizer Börse von der EU bald wieder als gleichwertig anerkannt wird. Denn langfristig werde der Streit zwischen Brüssel und Bern dem Schweizer Finanzplatz schaden.

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