Viele Schweizer Unternehmer atmen in diesen Tagen auf, wenn sie den Eurokurs sehen. Zum ersten Mal seit drei Jahren ist er diese Woche auf 1.20 Franken gestiegen. Schweizer Waren lassen sich damit wieder leichter ins Ausland verkaufen. Ein Familienbetrieb, der davon profitiert, ist die Kebo mit Sitz in Neuhausen am Rheinfall. Sie produziert Spritzgiessformen aus Stahl.
Diese werden von anderen Firmen für die Herstellung von Kunststoffteilen wie etwa Joghurtbecher, Plastikdeckel, Spritzen und Infusionen verwendet.
Gut für Exporte in den Euroraum
Kebo hat mehr Arbeit und Aufträge als auch schon. Für den Chef Daniel Bodenmann ist es «Great News», dass der Euro erstmals wieder 1.20 Franken kostet. «Für uns ist das sehr erfreulich, da wir auch sehr viel in den Euroraum exportieren.» Kebo wurde vor fast 40 Jahren gegründet. Das Unternehmen hat heute 75 Angestellte und einen Umsatz von rund 15 Millionen Franken.
Ein stärkerer Euro helfe seiner Firma, profitabler zu werden. «Dadurch können wir unsere Marge vergrössern», so Bodenmann. Diese sei insbesondere in den letzten zwei Jahren ungenügend gewesen. «Jetzt kommen wir wieder in einen Bereich, in dem wir langfristig überleben und auch investieren können.»
Den 15. Januar 2015 werde ich nie mehr vergessen. Es war der schlimmste Moment in meinem Geschäftsleben.
Vor allem 2015 sei schwierig gewesen, sagt der Firmenchef rückblickend. Damals hat die Nationalbank den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro aufgehoben; ein Schock für die Firma.
«Den 15. Januar werde ich nie mehr vergessen.» Es sei der schlimmste Moment in seinem Geschäftsleben gewesen. «Ich war gerade am Telefon, und auf dem Bildschirm sah ich das E-Mail meiner Hausbank. Ich konnte es nicht glauben. Im ersten Moment dachte ich, es sei das Aus für die Firma.»
Der Euro ist damals auf einen Schlag von 1.20 auf einen Franken eingebrochen. Für die Kebo bedeutete dies hohe Verluste und 40 Prozent weniger Aufträge von den europäischen Kunden. Der Betrieb rutschte in die roten Zahlen und musste 15 von 90 Stellen abbauen. Es begann die Flucht nach vorn, die Suche nach neuen Kunden, in Asien und Amerika.
Teures Lehrgeld bezahlt
Inzwischen geht es dem Betrieb wieder besser, und der Chef hat aus den extremen Kursschwankungen die Lehren gezogen. «Eine ist, dass man die Devisenprognosen mit Vorsicht geniessen sollte. Viele Unternehmen wurden damals überrascht.» Und wichtig sei auch, dass man versuche, die Mitarbeiter in die Verbesserung der Prozesse miteinzubeziehen.
Zusammen mit den Angestellten konnte der Familienbetrieb die Krise meistern. Der teurere Euro hilft jetzt zusätzlich – nicht nur der Kebo AG aus Neuhausen – sondern auch etlichen weiteren Schweizer Unternehmen.