Der Euro ist gegenüber dem Franken wieder so viel wert wie vor drei Jahren – er hat die Marke von 1,20 geknackt. Für die Exportindustrie sind das gute Nachrichten, für die Konsumenten weniger, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Samuel Emch ausführt.
SRF News: Ist das der Durchbruch, der seit Tagen erwartet wurde?
Samuel Emch: Es ist zumindest der Durchbruch, der sich seit Tagen abgezeichnet hat. Seit Wochen verliert der Franken gegenüber dem Euro ziemlich konstant an Wert. Jetzt hat er kurzzeitig die 1,20er-Marke gerissen, auch wenn er danach wieder leicht unter die Marke fiel.
Wie wird sich der Wechselkurs in nächster Zeit entwickeln?
Das ist die grosse Frage. Die Nationalbank schätzt die Lage immer noch als «fragil» ein. Das Verhalten der SNB aber bestimmt massgeblich den Wechselkurs des Franken. Die Geldpolitik der SNB ist denn auch dafür verantwortlich, dass der Kurs nun wieder bei 1,20 Franken pro Euro angekommen ist.
Die Nationalbank schätzt die Lage immer noch als ‹fragil› ein.
Die SNB führte bei Aufhebung des 1,20er-Mindestkurses Mitte Januar 2015 einen Negativzins für Franken-Einlagen ein. Damit sollten vor allem Franken-Anlagen möglichst unattraktiv werden und den Franken so schwächen. Die SNB denkt jetzt, dass sich der Franken auch wieder aufwerten könnte, sollte sie umgehend von ihrer bisherigen Geldpolitik abrücken.
Können die Schweizer Unternehmen, die unter dem starken Franken gelitten haben, nun etwas aufatmen?
Für jene Firmen, die ihre Güter vor allem ins Ausland verkaufen ist diese Entwicklung sicher positiv. Tatsächlich besteht ein grosser Teil der Schweizer Wirtschaft aus exportorientierten Branchen, insbesondere in der Industrie. Ähnlich ist es für die Tourismusbranche, denn für Gäste aus Europa sind Ferien in der Schweiz umso günstiger, je schwächer der Franken gegenüber dem Euro ist.
Importierte Güter werden tendenziell teurer.
Weniger attraktiv ist ein stärkerer Euro für die Konsumentinnen und Konsumenten, denn viele Güter werden in die Schweiz importiert. Sie sind mit einem schwächeren Franken teurer. Auch die Ferien im europäischen Ausland könnten dadurch teurer werden.
Das Gespräch führte Miriam Knecht.