Ausgangslage: 2023 kollabierte die Credit Suisse (CS), unter anderem nach Skandalen bei Tochtergesellschaften im Ausland und erfolglosen Versuchen, das Ruder herumzureissen. Viele Kundinnen und Kunden hatten das Vertrauen verloren. Zudem fehlte es an Eigenkapital. Ein Grund: Das Eigenkapital für die Auslandstöchter, das das Stammhaus bereitstellen muss, bestand bis zur Hälfte aus Fremdkapital. Heisst: Die Mutter machte Schulden, um die Tochter zu finanzieren.
Link zur UBS: Eigenkapital für die Töchter aus Fremdkapital zu finanzieren, das dürfen die Stammhäuser. Rund 40 bis 50 Prozent der Eigenmittel für die Töchter dürfen beim Stammhaus aus Fremdkapital bestehen – auch heute noch bei der UBS. Weil die Töchter ihr teils grosses Geschäft wieder mit weiterem Fremdkapital finanzieren, spricht man im Fachjargon vom doppelten Fremdkapitaleinsatz.
Schon ein kleiner Verlust kann dazu führen, dass das Eigenkapital der Mutter nicht mehr reicht, den Verlust der Auslandstochter aufzufangen.
Risiken: Problematisch kann es werden, wenn die Auslandstöchter rote Zahlen schreiben. Der Verlust verkleinert nicht nur deren Eigenkapital, sondern auch den Beteiligungswert bei der Mutter. Damit sinkt auch das Eigenkapital, welches das Stammhaus für die Tochter bereitgestellt hat. Schlimmstenfalls frisst der Verlust dieses Eigenkapital vollständig auf – weil ein Teil mit Fremdkapital finanziert ist. «Schon ein kleiner Verlust kann dazu führen, dass das Eigenkapital der Mutter nicht mehr reicht, den Verlust der Auslandstochter aufzufangen», sagt Corinne Zellweger-Gutknecht, Professorin für Privat- und Wirtschaftsrecht an der Uni Basel. Das Stammhaus müsse neues Kapital aufnehmen – dies auch in einer Krise.
So reagiert der Bund: Der Bundesrat überarbeitet die Bankenregulierung. Voraussichtlich am Freitag stellt er neue Eckwerte vor. Experten erwarten, dass die Stammhäuser künftig ausschliesslich Eigenkapital einsetzen dürfen, um Töchter im Ausland zu finanzieren. Eine Fremdfinanzierung des Eigenkapitals, welches für die Töchter vorgesehen ist, wäre nicht mehr erlaubt. Das nennt sich volle Kapitalisierung von Auslandstöchtern. Diskutiert wird auch, was zum Eigenkapital gezählt werden darf. Software etwa, darf heute zum Eigenkapital gezählt werden. Das dürfte sich ändern, weil solche Immaterialgüter in einer Krise rasch an Wert verlieren können.
Die Schweiz will eine Kombination von strengen Vorschriften, das scheint mir nicht angemessen.
Das sagen Experten: Für Wirtschaftsprofessor Yvan Lengwiler setzt die Schweiz damit an zu vielen Punkten an: «Die Schweiz will eine Kombination von strengen Vorschriften, das scheint mir nicht angemessen.» Wenn die UBS 100 Prozent Eigenkapital für die Töchter bereitstellen müsse, solle sie wenigstens Software und Steuergutschriften zum Eigenkapital rechnen dürfen. Sonst würde die Bank und die Schweizer Wirtschaft geschwächt. Für Zellweger-Gutknecht ist die volle Kapitalisierung der Auslandstochter hingegen ein Muss, um die Bank sicherer zu machen. «Im schlimmsten Fall müsste sonst bei einer Krise jede Steuerzahlerin, jeder Steuerzahler erneut ins Risiko gehen, weil der Bund wieder garantieren muss.» Sie nennt dies implizite Staatsgarantie.
Das bedeutet volle Kapitalisierung für die UBS: Müsste die Bank ihre Auslandstöchter voll mit Eigenkapital abdecken, müsste sie rund 20 Milliarden Dollar zusätzliches Eigenkapital bereitstellen. Tatsächlich kosten wird das aber ein Bruchteil davon.
So geht es weiter: Über die Vorschläge des Bundesrates wird das Parlament und vielleicht sogar das Volk befinden.
Diskutieren Sie mit: