In der Bierbranche war sie längst ein Thema: die knappe finanzielle Situation der hippen Brauerei Chopfab-Boxer. Jetzt ist sie auch öffentlich bekannt. Das Unternehmen ist überschuldet und sucht händeringend nach Lösungen.
2012 in Winterthur gegründet, ist die Firma schnell gewachsen. So schaffte sie es rasch in die Zapfhähne von Hunderten von Restaurants sowie in die Regale von Detailhändler Coop. So schnell, dass sich die Konkurrenz die Augen rieb. Das ging zu schnell, sagen Kenner.
Wer soll das bezahlen?
«Wir haben uns in der Branche alle gefragt, wie das geht, dass man praktisch von null auf 100 wachsen kann und Coop sofort bedienen kann. Da wurden wahrscheinlich ziemlich viel Listungsgebühren bezahlt», sagt etwa Alois Gmür, ehemaliger Präsident der Vereinigung Freie Schweizer Brauereien und Chef der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln. Auch andere Brauer fragten sich, wie lange das gut gehe und vor allem, wer das alles bezahle, wie mehrere bestätigen.
Wir waren gezwungen, so schnell zu wachsen, dass wir nie die Chance hatten, die Schulden zurückzubezahlen.
Kaum etabliert, übernahm Chopfab fünf Jahre nach dem Start die Brauerei Boxer in der Romandie. Die Firmengründer, beide einst im Marketing tätig, mischten den Markt auf, der in der Schweiz von Feldschlösschen und Heineken dominiert wird (siehe Grafik).
Die Schulden wurden immer grösser
Heute ist die Firma mit 90 Mitarbeitenden ein Sanierungsfall. Philipp Bucher, Gründer und Geschäftsführer von Chopfab-Boxer, wundert sich selbst über das schnelle Wachstum, das von nichts gekommen und nicht so geplant gewesen sei.
Der Markt habe Chopfab einfach mit offenen Armen empfangen. «Da konnten und wollten wir uns auch gar nicht gegen diesen Erfolg wehren. Im Gegenteil, wir sind mitgegangen und haben diese Wachstumsstrategie voll verfolgt.»
Wir haben uns in der Branche alle gefragt, wie das geht, dass man praktisch von null auf 100 wachsen kann.
Er sieht seine Firma als Opfer des eigenen Erfolgs. Für die plötzlich vielen Absatzkanäle habe es neue Brau- und Tankanlagen gebraucht. Und die seien eben sehr teuer. «Wir waren gezwungen, so schnell zu wachsen, dass wir nie die Chance hatten, die Schulden zurückzubezahlen. Und so wurden diese immer grösser.»
Steigende Kosten belasten
Auch hohe Energie- und Rohstoffpreise belasteten die Kostenseite der Brauerei, so Bucher. Davon sei die ganze Branche betroffen, heisst es beim Schweizer Brauereiverband. Auch der stagnierende Markt – im vergangenen Jahr waren die Bierverkäufe in der Schweiz rückläufig – sei für die Branche nicht einfach, so der Branchenverband.
Bei Chopfab kommt eine Überschuldung hinzu. Deswegen haben Aktionäre und Banken schon zugesagt, auf Geld zu verzichten, wie Geschäftsführer Bucher sagt. Jetzt befinde man sich in Verhandlungen mit Lieferanten, damit auch diese auf Forderungen verzichteten. In zwei bis drei Wochen sollten diese abgeschlossen sein.
Die nötigen Investitionen zur endgültigen Bewältigung der Vergangenheit sowie der Bedarf an frischem Kapital sind recht hoch.
Sind die Schulden reduziert, soll die Brauerei Locher frisches Kapital einschiessen und auch in die Zukunft investieren. «Die Brauerei Locher ist bei der Sanierung dabei, aber es ein hartes Stück Arbeit», sagt Locher-Geschäftsleiter Aurèle Meyer.
Locher und weitere Investoren haben klare Vorstellung, was passieren müsse, damit investiert werde. «Es macht nur Sinn, wenn das Unternehmen von vorne weg auf ein gesundes Fundament gestellt werden kann», so Locher. Die nötigen Investitionen zur Bewältigung der Vergangenheit sowie der Bedarf an frischem Kapital seien recht hoch. Denn das Wachstum sollte dieses Mal nachhaltig sein.